ENZYKLIKA
CARITASINVERITATE
VONPAPST
BENEDIKTXVI.
ANDIEBISCHÖFE
ANDIEPRIESTERUNDDIAKONE
ANDIEPERSONEN
GOTTGEWEIHTENLEBENS
ANDIECHRISTGLÄUBIGENLAIEN
UNDANALLEMENSCHEN
GUTENWILLENS
ÜBERDIEGANZHEITLICHE
ENTWICKLUNGDESMENSCHEN
INDERLIEBE
UNDINDERWAHRHEIT
EINLEITUNG
1.Caritasinveritate–dieLiebeinderWahrheit,dieJesusChristusmitseinemirdischenLebenundvorallemmitseinemTodundseinerAuferstehungbezeugthat,istderhauptsächlicheAntriebfürdiewirklicheEntwicklungeinesjedenMenschenunddergesamtenMenschheit.DieLiebe–»caritas«–isteineaußerordentlicheKraft,welchedieMenschendrängt,sichmutigundgroßherzigaufdemGebietderGerechtigkeitunddesFriedenseinzusetzen.EsisteineKraft,dieihrenUrsprunginGotthat,derdieewigeLiebeunddieabsoluteWahrheitist.JederfindetseinGlück,indemerindenPlaneinwilligt,denGottfürihnhat,umihnvollkommenzuverwirklichen:IndiesemPlanfindeternämlichseineWahrheit,undindemerdieserWahrheitzustimmt,wirderfrei(vgl.Joh8,22).DieWahrheitzuverteidigen,siedemütigundüberzeugtvorzubringenundsieimLebenzubezeugen,sinddaheranspruchsvolleundunersetzlicheFormenderLiebe.Denndiese»freutsichanderWahrheit«(1Kor13,6).AlleMenschenspürendeninnerenImpuls,wahrhaftzulieben:LiebeundWahrheitweichenniemalsgänzlichvonihnen,dennsiesinddieBerufung,dieGottinsHerzundindenGeisteinesjedenMenschengelegthat.JesusChristusreinigtundbefreitdieSuchenachderLiebeundderWahrheitvonunserenmenschlichenArmseligkeitenundoffenbartunsvollendsdieInitiativederLiebeunddenPlaneineswahrenLebens,dasGottfürunsvorbereitethat.DieLiebeinderWahrheitwirdzumGesichtChristi;undinChristuswirdsiezurBerufungfüruns,unsereMitmenscheninderWahrheitseinesPlaneszulieben.ErselbstistjadieWahrheit(vgl.Joh14,6).
2.LiebeistderHauptwegderSoziallehrederKirche.JedevondieserLehrebeschriebeneVerantwortungundVerpflichtunggehtausderLiebehervor,dienachdenWortenJesudieZusammenfassungdesganzenGesetzesist(vgl.Mt22,36-40).SieverleihtderpersönlichenBeziehungzuGottundzumNächsteneinenwahrenGehalt;sieistdasPrinzipnichtnurderMikro-Beziehungen–inFreundschaft,FamilieundkleinenGruppen–,sondernauchderMakro-Beziehungen–ingesellschaftlichen,wirtschaftlichenundpolitischenZusammenhängen.FürdieKircheist–vomEvangeliumher–dieLiebealles,denn,wieunsderheiligeJohanneslehrt(vgl.1Joh4,8.16)undichinmeinererstenEnzyklikainErinnerunggerufenhabe:»GottistLiebe«(Deuscaritasest):AusderLiebeGottesgehtalleshervor,durchsienimmtallesGestaltan,undallesstrebtihrzu.DieLiebeistdasgrößteGeschenk,dasGottdenMenschengemachthat,sieistseineVerheißungundunsereHoffnung.
IchweißumdieEntstellungenunddieSinnentleerungen,denendieLiebeausgesetztwarundist,mitderentsprechendenGefahr,daßsiemißverstanden,ausderethischenLebenspraxisausgeschlossenundinjedemFalldarangehindertwird,inrechterWeisezurGeltungzukommen.Imgesellschaftlichen,rechtlichen,kulturellen,politischenundwirtschaftlichenBereich,alsoindenZusammenhängen,diefürdieseGefahramanfälligstensind,wirddieLiebeleichtalsunerheblichfürdieInterpretationunddieOrientierungdermoralischenVerantwortungerklärt.Daheristesnotwendig,dieLiebeunddieWahrheitnichtnurindervomheiligenPaulusangegebenenRichtungder»veritasincaritate«(Eph4,15)miteinanderzuverbinden,sondernauchinderentgegengesetztenundkomplementärenvon»caritasinveritate«.DieWahrheitmußinder»Ökonomie«derLiebegesucht,gefundenundausgedrücktwerden,aberdieLiebemußihrerseitsimLichtderWahrheitverstanden,bestätigtundpraktiziertwerden.AufdieseWeisewerdenwirnichtnurdervonderWahrheiterleuchtetenLiebeeinenDiensterweisen,sondernwirwerdenauchdazubeitragen,daßsichdieWahrheitglaubwürdigerweist,indemwirihreAuthentizitätundihreÜberzeugungskraftimkonkretengesellschaftlichenLebendeutlichmachen.DasistheutevonnichtgeringerBedeutungineinemsozialenundkulturellenUmfeld,dasdieWahrheitrelativiertundihrgegenüberoftgleichgültigundablehnendeingestelltist.
3.WegendieserengenVerbindungmitderWahrheitkanndieLiebealsauthentischerAusdruckdesMenschseinsundalseinElementvongrundlegenderBedeutungindenmenschlichenBeziehungen–auchimöffentlichenBereich–erkanntwerden.NurinderWahrheiterstrahltdieLiebeundkannglaubwürdiggelebtwerden.DieWahrheitisteinLicht,dasderLiebeSinnundWertverleiht.EsistdasLichtderVernunftwieauchdesGlaubens,durchdasderVerstandzurnatürlichenundübernatürlichenWahrheitderLiebegelangt:ererfaßtihreBedeutungalsHingabe,AnnahmeundGemeinschaft.OhneWahrheitgleitetdieLiebeinSentimentalitätab.SiewirdeinleeresGehäuse,dasmannachBeliebenfüllenkann.DasistdieverhängnisvolleGefahrfürdieLiebeineinerKulturohneWahrheit.SiewirdOpferderzufälligenGefühleundMeinungendereinzelnen,einWort,dasmißbrauchtundverzerrtwird,bisesschließlichdasGegenteilbedeutet.DieWahrheitbefreitdieLiebevondenVerengungeneinerEmotionalisierung,diesierationalerundsozialerInhalteberaubt,undeinesFideismus,derihrdiemenschlicheunduniverselleWeitenimmt.InderWahrheitspiegeltdieLiebediepersönlicheundzugleichöffentlicheDimensiondesGlaubensandenbiblischenGottwider,derzugleich»Agape«und»Logos«ist:CaritasundWahrheit,LiebeundWort.
4.DadieLiebevollWahrheitist,kannsievomMenscheninihremReichtumanWertenbegriffen,zustimmendangenommenundvermitteltwerden.DenndieWahrheitist„lógos“,der„diá-logos“schafftunddamitAustauschundGemeinschaftbewirkt.IndemdieWahrheitdieMenschenausdensubjektivenMeinungenundEmpfindungenherausholt,gibtsieihnendieMöglichkeit,kulturelleundgeschichtlicheFestlegungenzuüberwindenundinderBeurteilungvonWertundWesenderDingeeinanderzubegegnen.DieWahrheitöffnetdenVerstandderMenschenundvereintihreIntelligenzimLogosderLiebe:DasistdieBotschaftunddaschristlicheZeugnisderLiebe.WennwirimaugenblicklichensozialenundkulturellenUmfeld,indemdieTendenzzurRelativierungderWahrheitverbreitetist,dieLiebeinderWahrheitleben,kommenwirzuderEinsicht,daßdieZustimmungzudenWertendesChristentumseinnichtnurnützliches,sondernunverzichtbaresElementfürdenAufbaueinergutenGesellschaftundeinerechtenganzheitlichenEntwicklungdesMenschenist.EinChristentumderLiebeohneWahrheitkannleichtmiteinemVorratanguten,fürdasgesellschaftlicheZusammenlebennützlichen,abernebensächlichenGefühlenverwechseltwerden.AufdieseWeisegäbeeskeineneigentlichenPlatzmehrfürGottinderWelt.OhnedieWahrheitwirddieLiebeineinenbegrenztenundprivatenBereichvonBeziehungenverbannt.AusdenPlanungenunddenProzessenzumAufbaueinermenschlichenEntwicklungvonumfassenderTragweite–imDialogzwischenWissenundPraxis–wirdsieausgeschlossen.
5.CaritasistempfangeneundgeschenkteLiebe.Sieist»Gnade«(cháris).IhreQuelleistdieursprünglicheLiebedesVaterszumSohnimHeiligenGeist.SieistLiebe,dievomSohnherzuunsherabfließt.SieistschöpferischeLiebe,ausderwirunserSeinhaben;sieisterlösendeLiebe,durchdiewirwiedergeborensind.SieistvonChristusoffenbarteundverwirklichteLiebe(vgl.Joh13,1),»ausgegosseninunsereHerzendurchdenHeiligenGeist«(Röm5,5).AlsEmpfängerderLiebeGottessinddieMenscheneingesetzt,TrägerderNächstenliebezusein,unddazuberufen,selbstWerkzeugederGnadezuwerden,umdieLiebeGotteszuverbreitenundNetzederNächstenliebezuknüpfen.
AufdieseDynamikderempfangenenundgeschenktenLiebegehtdieSoziallehrederKircheein.Sieist»caritasinveritateinresociali«:VerkündigungderWahrheitderLiebeChristiinderGesellschaft.DieseLehreistDienstderLiebe,aberinderWahrheit.DieWahrheitistHüterinundAusdruckderbefreiendenKraftderLiebeindenimmerneuenWechselfällenderGeschichte.SieistzugleichWahrheitdesGlaubensundderVernunft,inderUnterscheidungebensowieimZusammenwirkenderbeidenErkenntnisbereiche.FürdieEntwicklung,dengesellschaftlichenWohlstandundeineangemesseneLösungderschwerensozioökonomischenProbleme,welchedieMenschheitplagen,istdieseWahrheitnotwendig.Undnochnotwendigerdafürist,daßdieseWahrheitgeliebtundbezeugtwird.OhneWahrheit,ohneVertrauenundLiebegegenüberdemWahrengibteskeinGewissenundkeinesozialeVerantwortung:DassozialeHandelnwirdeinSpielprivaterInteressenundLogikenderMacht,mitzersetzendenFolgenfürdieGesellschaft,umsomehrineinerGesellschaftaufdemWegzurGlobalisierungundinschwierigenSituationenwiederaugenblicklichen.
6.»Caritasinveritate«istdasPrinzip,umdasdieSoziallehrederKirchekreist,einPrinzip,dasinOrientierungsmaßstäbenfürdasmoralischeHandelnwirksameGestaltannimmt.Besonderszweivonihnenmöchteicherwähnen,diespeziellbeimEinsatzfürdieEntwicklungineinerGesellschaftaufdemWegzurGlobalisierungerforderlichsind:dieGerechtigkeitunddasGemeinwohl.
ZunächstdieGerechtigkeit.Ubisocietas,ibiius:JedeGesellschafterarbeiteteineigenesRechtssystem.DieLiebegehtüberdieGerechtigkeithinaus,dennliebenistschenken,demanderenvondemgeben,was„mein“ist;abersieistnieohnedieGerechtigkeit,diemichdazubewegt,demanderendaszugeben,was„sein“ist,das,wasihmaufgrundseinesSeinsundseinesWirkenszukommt.Ichkanndemanderennichtvondem,wasmeinist,„schenken“,ohneihmanersterStelledasgegebenzuhaben,wasihmrechtmäßigzusteht.WerdenanderenmitNächstenliebebegegnet,istvorallemgerechtzuihnen.DieGerechtigkeitistderLiebenichtnurinkeinerWeisefremd,sieistnichtnurkeinalternativeroderparallelerWegzurihr:DieGerechtigkeitistuntrennbarmitderLiebeverbunden,[1]sieisteinihrinnewohnendesElement.DieGerechtigkeitistderersteWegderLiebeoder–wiePaulVI.sagte–ihr»Mindestmaß«,[2]einwesentlicherBestandteiljenerLiebe»inTatundWahrheit«(1Joh3,18),zuderderApostelJohannesaufruft.ZumeinenerfordertdieLiebedieGerechtigkeit:dieAnerkennungunddieAchtungderlegitimenRechtedereinzelnenundderVölker.SiesetztsichfürdenAufbauder„StadtdesMenschen“nachRechtundGerechtigkeitein.ZumanderngehtdieLiebeüberdieGerechtigkeithinausundvervollständigtsieinderLogikdesGebensundVergebens.[3]Die„StadtdesMenschen“wirdnichtnurdurchBeziehungenaufderGrundlagevonRechtenundPflichtengefördert,sondernnochmehrundzuerstdurchVerbindungen,diedurchUnentgeltlichkeit,BarmherzigkeitundGemeinsamkeitgekennzeichnetsind.DieNächstenliebeoffenbartauchindenmenschlichenBeziehungenimmerdieLiebeGottes;dieseverleihtjedemEinsatzfürGerechtigkeitinderWelteinentheologalenundheilbringendenWert.
7.FernermußbesondererWertaufdasGemeinwohlgelegtwerden.JemandenliebenheißtseinWohlimAugehabenundsichwirkungsvolldafüreinsetzen.NebendemindividuellenWohlgibteseines,dasandasLebenderMenscheninGesellschaftgebundenist:dasGemeinwohl.EsistdasWohljenes„Wiralle“,dasauseinzelnen,FamilienundkleinerenGruppengebildetwird,diesichzueinersozialenGemeinschaftzusammenschließen.[4]EsistnichteinfürsichselbstgesuchtesWohl,sondernfürdieMenschen,diezudersozialenGemeinschaftgehörenundnurinihrwirklichundwirkungsvollerihrWohlerlangenkönnen.DasGemeinwohlwünschenundsichdafürverwendenisteinErfordernisvonGerechtigkeitundLiebe.SichfürdasGemeinwohleinzusetzenbedeutet,dieGesamtheitderInstitutionen,diedassozialeLebenrechtlich,zivil,politischundkulturellstrukturieren,einerseitszuschützenundandererseitssichihrerzubedienen,sodaßaufdieseWeisediePolis,dieStadtGestaltgewinnt.ManliebtdenNächstenumsowirkungsvoller,jemehrmansichfüreingemeinsamesGuteinsetzt,dasauchseinenrealenBedürfnissenentspricht.JederChrististzudieserNächstenliebeaufgerufen,inderWeiseseinerBerufungundentsprechendseinenEinflußmöglichkeiteninderPolis.Dasistderinstitutionelle–wirkönnenauchsagenpolitische–WegderNächstenliebe,dernichtwenigertauglichundwirksamistalsdieLiebe,diedemNächstenunmittelbar,außerhalbderinstitutionellenVermittlungenderPolisentgegenkommt.WennderEinsatzfürdasGemeinwohlvonderLiebebeseeltist,hatereinehöhereWertigkeitalsdernurweltliche,politische.WiejederEinsatzfürdieGerechtigkeitgehörterzujenemZeugnisdergöttlichenLiebe,das,währendesinderZeitwirkt,dieEwigkeitvorbereitet.WenndasHandelndesMenschenaufErdenvonderLiebeinspiriertundunterstütztwird,trägteszumAufbaujeneruniversellenStadtGottesbei,aufdiesichdieGeschichtederMenschheitsfamiliezubewegt.IneinerGesellschaftaufdemWegzurGlobalisierungmüssendasGemeinwohlundderEinsatzdafürunweigerlichdieDimensionendergesamtenMenschheitsfamilie,alsoderGemeinschaftderVölkerundderNationen,[5]annehmen,sodaßsiederStadtdesMenschendieGestaltderEinheitunddesFriedensverleihenundsiegewissermaßenzueinervorausdeutendenAntizipationdergrenzenlosenStadtGottesmachen.
8.DurchdieVeröffentlichungderEnzyklikaPopulorumprogressioimJahr1967hatmeinverehrterVorgängerPaulVI.dasgroßeThemaderEntwicklungderVölkerunterdemGlanzderWahrheitunddemLichtderLiebeChristibeleuchtet.Erhatbekräftigt,daßdieVerkündigungChristiderersteundhauptsächlicheEntwicklungsfaktorist,[6]underhatunsaufgegeben,aufdemWegderEntwicklungmitunseremHerzenundallunsererIntelligenzvoranzugehen,[7]dasheißtmitdemFeuerderLiebeundderWeisheitderWahrheit.EsistdieursprünglicheWahrheitderLiebeGottes,eineunsgeschenkteGnade,dieunserLebenfürdieGabeöffnetundesmöglichmacht,eineEntwicklung»desganzenMenschenundderganzenMenschheit«,[8]einenÜbergang»vonwenigermenschlichenzumenschlicherenBedingungen«[9]zuerhoffen,derdurchdieÜberwindungderunweigerlichaufdemWeganzutreffendenSchwierigkeitenerreichtwird.
ÜbervierzigJahrenachderVeröffentlichungderEnzyklikamöchteichdemGedenkendesgroßenPapstesPaulVI.AnerkennungzollenundEhreerweisen,indemichseineLehrenüberdieganzheitlicheEntwicklungdesMenschenaufnehmeundmichaufdenvonihnenvorgezeichnetenWegbegebe,umsieindergegenwärtigenZeitzuaktualisieren.DieserProzeßderAktualisierungbegannmitderEnzyklikaSollecitudoreisocialis,mitwelcherderDienerGottesPapstJohannesPaulII.derVeröffentlichungvonPopulorumprogressioanläßlichihreszwanzigstenJahrestagsgedenkenwollte.EinsolchesAndenkenwarbisdahinnurderEnzyklikaRerumnovarumzuteilgeworden.NachdemnunweiterezwanzigJahrevergangensind,bringeichmeineÜberzeugungzumAusdruck,daßdieEnzyklikaPopulorumprogressioverdient,als»dieRerumnovarumunsererZeit«angesehenzuwerden,welchedieSchrittederMenschheitaufdemWegzueinerEinigungerleuchtet.
9.DieLiebeinderWahrheit–caritasinveritate–isteinegroßeHerausforderungfürdieKircheineinerWeltderfortschreitendenundumsichgreifendenGlobalisierung.DieGefahrunsererZeitbestehtdarin,daßdertatsächlichenAbhängigkeitderMenschenundderVölkeruntereinanderkeineethischeWechselbeziehungvonGewissenundVerstandderBeteiligtenentspricht,ausdereinewirklichmenschlicheEntwicklungalsErgebnishervorgehenkönnte.NurmitdervomLichtderVernunftunddesGlaubenserleuchtetenLiebeistesmöglich,Entwicklungszielezuerreichen,dieeinenmenschlicherenundvermenschlichenderenWertbesitzen.DasTeilenderGüterundderRessourcen,ausdemdieechteEntwicklunghervorgeht,wirdnichtalleindurchtechnischenFortschrittunddurchbloßvomKalkülbestimmteBeziehungengewährleistet,sonderndurchdasPotentialderLiebe,diedasBösedurchdasGutebesiegt(vgl.Röm12,21)unddieMenschendafüröffnet,inihremGewissenundmitihrerFreiheitaufeinandereinzugehen.
DieKirchehatkeinetechnischenLösungenanzubieten[10]undbeanspruchtkeineswegs,»sichindiestaatlichenBelangeeinzumischen«.[11]SiehataberzuallenZeitenundunterallenGegebenheiteneineSendungderWahrheitzuerfüllenfüreineGesellschaft,diedemMenschenundseinerWürdeundBerufunggerechtwird.OhneWahrheitverfälltmanineineempiristischeundskeptischeLebensauffassung,dieunfähigist,sichüberdiePraxiszuerheben,weilsienichtdaraninteressiertist,dieWerte–undbisweilensogardieBedeutungen–zuerfassen,mitdenendiesezubeurteilenundnachdenensieauszurichtenist.DieTreuezumMenschenerfordertdieTreuezurWahrheit,diealleinGarantderFreiheit(vgl.Joh8,32)undderMöglichkeiteinerganzheitlichenmenschlichenEntwicklungist.DarumsuchtdieKirchedieWahrheit,verkündetsieunermüdlichunderkenntsiean,woimmersiesichoffenbart.DieseSendungderWahrheitistfürdieKircheunverzichtbar.IhreSoziallehreisteinbesondererAspektdieserVerkündigung:SieistDienstanderWahrheit,diebefreit.OffenfürdieWahrheit,gleichgültigauswelcherWissensrichtungsiekommt,nimmtdieSoziallehrederKirchesieauf,setztdieBruchstücke,indersiesiehäufigvorfindet,zueinerEinheitzusammenundvermitteltsieindieimmerneueLebenspraxisderGesellschaftderMenschenundderVölkerhinein.[12]
ERSTESKAPITEL
DIEBOTSCHAFTVONPOPULORUMPROGRESSIO
10.DieerneuteLektürevonPopulorumprogressioübervierzigJahrenachihrerVeröffentlichungregtdazuan,ihrerBotschaftderLiebeundderWahrheittreuzubleibenundsieimKontextderspezifischenLehrePapstPaulVI.undallgemeinerinnerhalbderTraditionderSoziallehrederKirchezubetrachten.AlsdannsinddieanderenBedingungenzuerwägen,unterdenensichdasProblemderEntwicklungheuteimUnterschiedzudamalsstellt.DerrichtigeGesichtspunktistalsojenerderÜberlieferungdesapostolischenGlaubens,[13]desaltenundneuenErbes,außerhalbdessenPopulorumprogressioeinDokumentohneWurzelnwäreunddieEntwicklungsfragensicheinzigaufsoziologischeDatenreduzierenwürden.
11.DiePublikationvonPopulorumprogressiogeschahunmittelbarnachAbschlußdesZweitenVatikanischenKonzils.DieEnzyklikaselbstweistindenerstenAbsätzenaufihreengeBeziehungzumKonzilhin.[14]PapstJohannesPaulII.unterstrichzwanzigJahredanachinSollicitudoreisocialisseinerseitsdiefruchtbareVerbindungjenerEnzyklikazumKonzil,insbesonderezurPastoralkonstitutionGaudiumetspes.[15]AuchichmöchtehierandieBedeutungdesZweitenVatikanischenKonzilsfürdieEnzyklikaPapstPaulVI.undfürdasgesamtenachfolgendeLehramtderPäpsteinsozialenFragenerinnern.DasKonzilvertiefte,wasseitjeherzurWahrheitdesGlaubensgehört,daßnämlichdieKirche,dasieimDienstGottessteht,bezüglichderLiebeundderWahrheitimDienstderWeltsteht.GenauvondieserSichtgingPapstPaulVI.aus,umunszweigroßeWahrheitenmitzuteilen.Dieersteist,daßdieganzeKirche,wennsieverkündet,EucharistiefeiertundinderLiebewirkt,inallihremSeinundHandelndaraufausgerichtetist,dieganzheitlicheEntwicklungdesMenschenzufördern.SiehateineöffentlicheRolle,diesichnichtinihremEinsatzinderFürsorgeoderderErziehungerschöpft,sondernallihrebesonderenKräfteimDienstderFörderungdesMenschenundderweltweitenGeschwisterlichkeitoffenbart,wennsiesicheinesfreiheitlichenRegimesbedienenkann.InnichtwenigenFällenistdieseFreiheitbehindertdurchVerboteundVerfolgungenoderaucheingeschränkt,wenndieöffentlichePräsenzderKircheeinzigaufihrekaritativenAktivitätenbegrenztwird.DiezweiteWahrheitist,daßdieechteEntwicklungdesMenscheneinheitlichdieGesamtheitderPersoninallihrenDimensionenbetrifft.[16]OhnedieAussichtaufeinewigesLebenfehltdemmenschlichenFortschrittindieserWeltdergroßeAtem.WennerinnerhalbderGeschichteeingeschlossenbleibt,isterderGefahrausgesetzt,sichaufeinebloßeZunahmedesBesitztumszubeschränken;soverliertdieMenschheitdenMut,fürdiehöherenGüteraufnahmebereitzusein,fürdiegroßenundselbstlosenInitiativen,zudenendieuniversaleNächstenliebedrängt.DerMenschentwickeltsichnichtbloßmitdeneigenenKräften,nochkanndieEntwicklungihmeinfachvonaußengegebenwerden.ImLaufederGeschichtehatmanoftgemeint,dieSchaffungvonInstitutionengenüge,umderMenschheitdieErfüllungihresRechtesaufEntwicklungzugewährleisten.LeiderhatmaninsolcheInstitutioneneinübertriebenesVertrauengesetzt,soalskönntensiedasersehnteZielautomatischerlangen.InWirklichkeitreichendieInstitutionenalleinnichtaus,denndieganzheitlicheEntwicklungdesMenschenistvorallemBerufungundverlangtfolglichvonalleneinefreieundsolidarischeÜbernahmevonVerantwortung.EinesolcheEntwicklungerfordertaußerdemeinetranszendenteSichtderPerson,siebrauchtGott:OhneihnwirddieEntwicklungentwederverweigertodereinzigderHanddesMenschenanvertraut,derindieAnmaßungderSelbst-ErlösungfälltundschließlicheineentmenschlichteEntwicklungfördert.ImübrigengestattetnurdieBegegnungmitGott,nicht»imanderenimmernurdenanderenzusehen«,[17]sonderninihmdasgöttlicheBildzuerkennenundsodahinzugelangen,wirklichdenanderenzuentdeckenundeineLiebereifenzulassen,die»Sorgeumdenanderenundfürdenanderen«[18]wird.
12.DieVerbindungzwischenPopulorumprogressiounddemZweitenVatikanischenKonzilstelltnichtetwaeinenBruchzwischendemLehramtPapstPaulVI.insozialenFragenunddemseinerVorgängeraufdemStuhlPetridar,denndasKonzilisteineVertiefungdieserLehreinderKontinuitätdesLebensderKirche.[19]IndiesemSinntragengewisseabstrakteUnterteilungendermodernenSoziallehrederKirche,dieaufdiesozialenAussagenderPäpsteihrfremdeKategorienanwenden,nichtzurKlärungbei.EsgibtnichtzweiTypologienvonSoziallehre,einevorkonziliareundeinenachkonziliare,diesichvoneinanderunterscheiden,sonderneineeinzigekohärenteundzugleichstetsneueLehre.[20]Esistrichtig,dieBesonderheitendereinenoderderanderenEnzyklika,derLehredeseinenoderdesanderenPapsteshervorzuheben,mandarfdabeiaberniemalsdieKohärenzdesgesamtenCorpusderLehreausdenAugenverlieren.[21]KohärenzbedeutetnichteinEinschließenineinSystem,sondernvielmehrdynamischeTreuezueinemempfangenenLicht.DieSoziallehrederKirchebeleuchtetdieimmerneuenProbleme,dieauftauchen,miteinemLicht,dassichnichtverändert.[22]DasgewährleistetdensowohlpermanentaktuellenalsauchgeschichtlichenCharakterdiesesdoktrinellen»Erbes«,[23]dasmitseinenspezifischenMerkmalenTeilderstetslebendigenÜberlieferungderKircheist.[24]DieSoziallehrederKircheistaufdemFundamentaufgebaut,dasdieAposteldenKirchenväternübermittelthabenunddasdannvondengroßenchristlichenLehrmeisternaufgenommenundvertieftwurde.DieseLehregreiftletztlichaufdenNeuenMenschenzurück,aufden»LetztenAdam«,der»lebendigmachenderGeist«wurde(1Kor15,45)undUrsprungjenerLiebeist,die»niemalsaufhört«(1Kor13,8).SieistbezeugtvondenHeiligenundvonallen,dieaufdemGebietderGerechtigkeitunddesFriedensihrLebenfürChristus,denErlöser,hingegebenhaben.InihrkommtdieprophetischeAufgabederPäpstezumAusdruck,dieKircheChristiapostolischzuleitenunddiejeweilsneuenErfordernissederEvangelisierungzuerkennen.AusdiesenGründenistdieindengroßenStromderÜberlieferungeingebetteteEnzyklikaPopulorumprogressioimstande,unsheutenochetwaszusagen.
13.AußerihrerbedeutendenVerbindungmitderganzenSoziallehrederKircheistdieEnzyklikaPopulorumprogressiomitdemgesamtenLehramtPapstPaulVI.undinsbesonderemitseinemLehramtinsozialenFragenverknüpft.SeineUnterweisungenzudiesemThemawarendurchausvongroßerWichtigkeit:ErbetontedieunabdingbareRolledesEvangeliumsfürdenAufbauderGesellschaftimSinnevonFreiheitundGerechtigkeit,indergeistigenundhistorischenPerspektiveeinervonderLiebegeleitetenZivilisation.PapstPaulVI.erfaßteklar,daßdiesozialeFrageweltweitgewordenwar,[25]undsahdieinnereEntsprechungzwischendemDrängenaufeineVereinheitlichungderMenschheitunddemchristlichenIdealeinereinzigen,inderallgemeinenBrüderlichkeitsolidarischenFamiliederVölker.ErbezeichnetediemenschlichundchristlichverstandeneEntwicklungalsdasHerzderchristlichenSoziallehreundstelltediechristlicheLiebealsdiehauptsächlicheKraftimDienstderEntwicklungdar.VondemWunschbewegt,dieLiebeChristidemheutigenMenschenganzsichtbarzumachen,gingPapstPaulVI.mitFestigkeitwichtigeethischeFragenan,ohnedenSchwächenderKulturseinerZeitnachzugeben.
14.MitdemApostolischenSchreibenOctogesimaadveniensvon1971thematisiertePapstPaulVI.danndenSinnderPolitikunddieGefahrseitensutopistischerundideologischerVisionen,dieihreethischeundmenschlicheQualitätbeeinträchtigten.EshandeltsichumArgumente,diemitderEntwicklungengverbundensind.LeidertreibendienegativenIdeologienfortwährendBlüten.VordertechnokratischenIdeologie,dieheutebesondersverbreitetist,hattePapstPaulVI.bereitsgewarnt,[26]wohlwissend,daßessehrgefährlichist,dengesamtenEntwicklungsprozeßalleinderTechnikzuüberlassen,dennaufdieseWeisewürdeihmdieOrientierungfehlen.Technik,fürsichgenommen,istambivalent.WennheuteeinerseitsdieNeigungbesteht,ihrdenbesagtenEntwicklungsprozeßgänzlichanzuvertrauen,istandererseitsdasAufkommenvonIdeologienzubeobachten,welchedieNützlichkeitderEntwicklungüberhauptleugnen,weilsiesiefürgrundsätzlichanti-menschlichhaltenundmeinen,sieführezuallgemeinemVerfall.SoverurteiltmanletztlichnichtnurdieverzerrteundungerechteWeise,inderdieMenschenmanchmaldenFortschrittorientieren,sonderndiewissenschaftlichenEntdeckungenselbst,diehingegen,wennsierechtgenutztwerden,eineWachstumschancefüralledarstellen.DieVorstellungvoneinerWeltohneEntwicklungdrücktMißtrauengegenüberdemMenschenundgegenüberGottaus.EsistalsoeinschwererIrrtum,diemenschlichenFähigkeitenzurKontrollevonAuswüchseninderEntwicklunggeringzuschätzen,odersogarzuignorieren,daßderMenschkonstitutivdem»Mehr-Sein«entgegenstrebt.DentechnischenFortschrittideologischzuverabsolutierenoderdieUtopieeinerzumursprünglichenNaturzustandzurückgekehrtenMenschheitzuerträumen,sindzweigegensätzlicheWeisen,denFortschrittvondermoralischenBewertungundsomitvonunsererVerantwortungzutrennen.
15.ZweiweitereDokumentePapstPaulsVI.,dienichtunmittelbarmitderSoziallehrezusammenhängen–dieEnzyklikaHumanaevitaevom25.Juli1968unddasApostolischeSchreibenEvangeliinuntiandivom8.Dezember1975–sindsehrwichtig,umdenvollkommenmenschlichenGehaltdervonderKirchevorgeschlagenenEntwicklungzubeschreiben.Esistalsoangebracht,auchdiesebeidenTexteinVerbindungmitPopulorumprogressiozulesen.
DieEnzyklikaHumanaevitaeunterstreichtdiezweifacheBedeutungderSexualitätalsVereinigungundalsZeugungundgründetdamitdieGesellschaftaufdasFundamentdesEhepaares,einesMannesundeinerFrau,diesichgegenseitigannehmeninihrerUnterschiedenheitundKomplementarität;einesPaaresalso,dasoffenistfürdasLeben.[27]EshandeltsichnichtumeinebloßindividuelleMoral:HumanaevitaezeigtdiestarkenVerbindungenauf,diezwischenderEthikdesLebensundderSozialethikbestehenundhatdamiteinelehramtlicheThematikeröffnet,dienachundnachinverschiedenenDokumentenGestaltgewonnenhat,zuletztinderEnzyklikaEvangeliumvitaePapstJohannesPaulII.[28]DieKirchebetontmitNachdruckdiesenZusammenhangzwischenderEthikdesLebensundderSozialethik,dennsieweiß:Unmöglich»kanneineGesellschaftgesicherteGrundlagenhaben,die–währendsieWertewieWürdederPerson,GerechtigkeitundFriedengeltendmacht–sichvonGrundaufwiderspricht,wennsiedieverschiedenstenFormenvonMißachtungundVerletzungdesmenschlichenLebensakzeptiertoderduldet,vorallem,wennessichumschwachesoderausgegrenztesLebenhandelt«.[29]
DasApostolischeSchreibenEvangeliinuntiandihatseinerseitseinesehrengeBeziehungzurEntwicklung,denn»dieEvangelisierungwärenichtvollkommen«,schriebPapstPaulVI.,»wennsienichtdemUmstandRechnungtragenwürde,daßsichimLaufderZeitdasEvangeliumunddaskonkrete,persönlicheundgemeinschaftlicheLebendesMenschengegenseitigfordern«.[30]»ZwischenEvangelisierungundmenschlicherFörderung–EntwicklungundBefreiung–besteheninderTatengeVerbindungen«:[31]VondieserKenntnisausgehend,stelltePapstPaulVI.dieBeziehungzwischenderVerkündigungChristiundderFörderungdesMenscheninderGesellschaftklarheraus.DasZeugnisfürdieLiebeChristidurchWerkederGerechtigkeit,desFriedensundderEntwicklunggehörtzurEvangelisierung,denndemunsinLiebezugewandtenJesusChristusliegtderganzeMenschamHerzen.AufdiesewichtigenLehrengründetsichdermissionarischeAspekt[32]derSoziallehrederKirchealswesentlichesElementderEvangelisierung.[33]DieSoziallehrederKircheistGlaubensverkündigungundGlaubenszeugnis.SieistInstrumentundunverzichtbarerOrtderErziehungzumGlauben.
16.InderEnzyklikaPopulorumprogressiowolltePapstPaulVI.unsvorallemsagen,daßderFortschrittinseinemUrsprungundseinemWesennacheineBerufungist:»NachdemPlanGottesistjederMenschgerufen,sichzuentwickeln;denndasganzeLebenistBerufung«.[34]GenaudiesesFaktumrechtfertigtdasEingreifenderKircheindenProblemkomplexderEntwicklung.WennesnurumtechnischeAspektedesmenschlichenLebensgingeundderMenschwederdenSinnseinesVoranschreitensinderGeschichtegemeinsammitseinenMitmenschen,nochdieZielbestimmungdiesesWegesbeachtenwürde,dannhättedieKirchekeinRecht,überdieseDingezusprechen.PapstPaulVI.warsich–wieschonseinVorgängerPapstLeoXIII.inderEnzyklikaRerumnovarum[35]–bewußt,eineseinemAmteigenePflichtzuerfüllen,indemerdasLichtdesEvangeliumsaufdiesozialenFragenseinerZeitwarf.[36]
Wennmansagt,daßdieEntwicklungeineBerufungist,bedeutetdasanzuerkennen,daßsiezumeinenauseinemtranszendentenRufhervorgehtundzumandernnichtinderLageist,sichselbstihrenletztenSinnzugeben.NichtohneGrundkommtdasWort»Berufung«auchaneineranderenStellederEnzyklikavor,woesheißt:»NurjenerHumanismusalsoistderwahre,dersichzumAbsolutenhinöffnet,inDankfüreineBerufung,diedierichtigeAuffassungvommenschlichenLebenschenkt«.[37]DieseSichtderEntwicklungistdasHerzvonPopulorumprogressioundmotiviertalleReflexionenPapstPaulsVI.überdieFreiheit,dieWahrheitunddieLiebeinderEntwicklung.SieistauchderHauptgrund,warumdieseEnzyklikainunserenTagennochaktuellist.
17.DieBerufungisteinAppell,dereinefreieundverantwortlicheAntwortverlangt.DieganzheitlichemenschlicheEntwicklungsetztdieverantwortlicheFreiheitderPersonundderVölkervoraus:keineStrukturkanndieseEntwicklunggarantieren,wennsiediemenschlicheVerantwortungbeiseiteläßtodersichübersiestellt.Die»Messianismen«,reichan»Verheißungen,diedochnurGauklereinerTraumweltsind«,[38]gründenihreeigenenVorschlägeimmeraufdieLeugnungdertranszendentenDimensionderEntwicklung,inderSicherheit,daßdieseihnenganzzurVerfügungsteht.DiesefalscheSicherheitverwandeltsichinSchwäche,weilsiedieUnterjochungdesMenschenmitsichbringt,derzueinemMittelfürdieEntwicklungherabgewürdigtwird,währenddieDemutdessen,dereineBerufungannimmt,sichinwahreAutonomieverwandelt,weilsiedenMenschenfreimacht.PapstPaulVI.bezweifeltnicht,daßHindernisseundBedingtheitendieEntwicklunghemmen,abereristauchsicher,daß»jederseinesGlückesSchmied,seinesVersagensUrsache[ist],wieimmerauchdieEinflüssesind,dieaufihnwirken«.[39]DieseFreiheitbetrifftdieEntwicklung,diewirvorunshaben,abersiebetrifftzugleichauchdieSituationenvonUnterentwicklung,dienichteinErgebnisdesZufallsodereinergeschichtlichenNotwendigkeitsind,sondernvondermenschlichenVerantwortungabhängen.AusdiesemGrundbitten»dieVölker,dieHungerleiden,…dieVölkerimWohlstanddringendumHilfe«.[40]AuchdasistBerufung,einvonfreienMenschenanfreieMenschengerichteterAppellfüreinegemeinsameÜbernahmevonVerantwortung.PapstPaulVI.hatteeinlebendigesEmpfindenfürdieWichtigkeitderwirtschaftlichenStrukturenundderInstitutionen,aberebensodeutlichwarseinEmpfindenfürdereneigentlichesWesenalsWerkzeugedermenschlichenFreiheit.Nurwennsiefreiist,kanndieEntwicklungganzmenschlichsein;nurinVerhältnissenvonverantwortlicherFreiheitkannsieinangemessenerWeisewachsen.
18.NebenderForderungnachFreiheitverlangtdieganzheitlichemenschlicheEntwicklungalsBerufungauch,daßihreWahrheitrespektiertwird.DieBerufungzumFortschrittdrängtdieMenschen,»mehr[zu]handeln,mehr[zu]erkennen,mehr[zu]besitzen,ummehrzusein«.[41]DochdastelltsichdasProblem:Wasbedeutet»mehrsein«?AufdieseFrageantwortetPapstPaulVI.,indemeraufdaswesentlicheKennzeichender»wahrenEntwicklung«verweist:Siemuß»umfassendsein,siemußdenganzenMenschenimAugehabenunddiegesamteMenschheit«.[42]InderKonkurrenzderverschiedenenAuffassungenvomMenschen,vondenenesinderheutigenGesellschaftnochmehrgibtalszurZeitPapstPaulsVI.,hatdiechristlicheSichtweisedieBesonderheit,denunveräußerlichenWertdesMenschenunddenSinnseinesWachsenszubekräftigenundzurechtfertigen.DiechristlicheBerufungzurEntwicklunghilft,dieFörderungallerMenschenunddesganzenMenschenzuverfolgen.PapstPaulVI.schrieb:»Wasfürunszählt,istderMensch,dereinzelne,dieGruppevonMenschenbiszurgesamtenMenschheit«.[43]DerchristlicheGlaubekümmertsichumdieEntwicklung,ohnesichaufPrivilegienoderaufMachtpositionenundnichteinmalaufdieVerdienstederChristenzuverlassen,auchwennessiegabundauchheuteabgesehenvonnatürlichenGrenzengibt.[44]DerGlaubesetztvielmehreinzigaufChristus,aufdenjedeechteBerufungzurganzheitlichenmenschlichenEntwicklungzurückzuführenist.DasEvangeliumistgrundlegendesElementderEntwicklung,denndarinmachtChristus»inderOffenbarungdesGeheimnissesdesVatersundseinerLiebedemMenschendenMenschenselbstvollkund«.[45]VonihremHerrnbelehrt,erforschtdieKirchedieZeichenderZeit,deutetsieundbietetderWelt»ihrUreigenstes:eineumfassendeSichtdesMenschenundderMenschheit«.[46]GeradeweilGottdasgrößte»Ja«zumMenschensagt,[47]kannderMenschnichtdaraufverzichten,sichdergöttlichenBerufungzuöffnen,umdieeigeneEntwicklungzuverwirklichen.DieWahrheitderEntwicklungbestehtinihrerGanzheit:WenndieEntwicklungnichtdenganzenMenschenundjedenMenschenbetrifft,istsiekeinewahreEntwicklung.DasistdiezentraleBotschaftvonPopulorumprogressio,dieheuteundimmergilt.DieganzheitlicheEntwicklungdesMenschenaufdernatürlichenEbenealsAntwortaufeineBerufungdurchdenSchöpfergott[48]erfordertihreVerwirklichungineinem»Humanismusjenseitiger…Art,der[demMenschen]eineumgreifendeVollendungschenkt:dasistdasZielundderletzteSinnmenschlicherEntwicklung«.[49]DiechristlicheBerufungzudieserEntwicklungbetrifftalsosowohldienatürlichealsauchdieübernatürlicheEbene;ausdiesemGrundgilt:»WennGottindenSchattengestelltwird,schwindetunsereFähigkeit,dienatürlicheOrdnung,ihrZielunddas‚Gute‘zuerkennen,allmählichdahin«.[50]
19.SchließlichverlangtdieAuffassungvonderEntwicklungalsBerufung,daßinihrdieLiebeimZentrumsteht.PapstPaulVI.stellteinderEnzyklikaPopulorumprogressiofest,daßdieUrsachenderUnterentwicklungnichtinersterLiniemateriellerArtsind.Erforderteunsauf,sieinanderenDimensionendesMenschenzusuchen.VorallemimWillen,deroftdiePflichtenderSolidaritätmißachtet.AnzweiterStelleimDenken,dasdenWillennichtimmerinrechterWeisezuorientierenweiß.ZubegleitenwäredieEntwicklungdaherdurch»weiseMenschenmittiefenGedanken,dienacheinemneuenHumanismusAusschauhalten,derdenMenschenvonheutesichselbstfindenläßt«.[51]Aberdasistnichtalles.DieUnterentwicklunghateineUrsache,dienochwichtigeristalsdieUnzulänglichkeitimDenken:Esistdas»FehlendesbrüderlichenGeistesunterdenMenschenundunterdenVölkern«.[52]KönnendieMenscheneinesolcheBrüderlichkeitjemalsauseigenemAntrieberreichen?DiezunehmendglobalisierteGesellschaftmachtunszuNachbarn,abernichtzuGeschwistern.DieVernunftfürsichalleinistimstande,dieGleichheitunterdenMenschenzubegreifenundeinbürgerlichesZusammenlebenherzustellen,aberesgelingtihrnicht,Brüderlichkeitzuschaffen.DiesehatihrenUrsprungineinertranszendentenBerufungdurchGottdenVater,derunszuerstgeliebthatundunsdurchdenSohnlehrt,wasgeschwisterlicheLiebeist.InseinerDarstellungderverschiedenenEbenendesEntwicklungsprozessesdesMenschenstelltePapstPaulVI.,nachdemerdenGlaubenerwähnthatte,andieSpitze»dieEinheitinderLiebeChristi,derallegerufenhat,alsKinderamLebendeslebendigenGottesteilzunehmen,desVatersallerMenschen«.[53]
20.DiesevonPopulorumprogressioeröffnetenPerspektivenbleibengrundlegend,umunseremEinsatzfürdieEntwicklungderVölkerSchwungundOrientierungzuverleihen.DieEnzyklikaunterstreichtaußerdemimmerwiederdieDringlichkeitvonReformen[54]undruftdannauf,angesichtsdergroßenProblemederUngerechtigkeitinderEntwicklungderVölkermutigundohneZögernzuhandeln.AuchdieLiebeinderWahrheitschreibtdieseDringlichkeitvor.DieLiebeChristiistes,dieunsdrängt:»caritasChristiurgetnos«(2Kor5,14).DieDringlichkeitliegtnichtnurindenGegebenheiten,sieergibtsichnichtnurdaraus,daßdieEreignisseundProblemesichüberstürzen,sondernauchausderausgesetztenPrämie:dieVerwirklichungeinerechtenBrüderlichkeit.DiesesZielhateinesolcheBedeutung,daßesunsereAufgeschlossenheiterfordert,damitwireszutiefstbegreifenundunskonkretund»vonHerzen«dafürengagieren,daßdieaktuellenwirtschaftlichenundgesellschaftlichenProzessezuwahrhaftmenschlichenErgebnissenführen.
ZWEITESKAPITEL
DIEENTWICKLUNGDESMENSCHENINUNSERERZEIT
21.PapstPaulVI.hatteeinedifferenzierteSichtderEntwicklung.MitdemBegriff»Entwicklung«wollteerdasZielanzeigen,denVölkernvorallemzueinerÜberwindungvonHunger,Elend,endemischenKrankheitenundAnalphabetismuszuverhelfen.DasbedeutetevomökonomischenGesichtspunktausihreaktiveTeilnahmeaminternationalenWirtschaftsprozeßunterparitätischenBedingungen;vomsozialenGesichtspunktausihreEntwicklungzugebildetenundsolidarischenGesellschaften;vompolitischenGesichtspunktausdieKonsolidierungdemokratischerRegime,dieimstandesind,FreiheitundFriedenzusichern.WährendwirnunnachvielenJahrenmitBesorgnisaufdieEntwicklungenundaufdiePerspektivenderKrisenschauen,dieindiesenZeiteneinanderfolgen,fragenwiruns,wieweitdieErwartungenPapstPaulsVI.vondemindenletztenJahrzehntenangewendetenEntwicklungsmodellbefriedigtwordensind.Wirerkennenso,daßdieBefürchtungenderKirchebezüglichderFähigkeitendesreintechnischorientiertenMenschen,sichrealistischeZielezusetzenunddiezurVerfügungstehendenMittelinangemessenerWeisezuhandhaben,begründetwaren.DerGewinnistnützlich,wennerinseinerEigenschaftalsMitteleinemZweckzugeordnetist,welcherderArtundWeiseseinerErlangungebensowiederseinerVerwendungeinenSinnverleiht.DieausschließlicheAusrichtungaufGewinnläuft,wenndieseraufunguteWeiseerzieltwirdundseinEndzwecknichtdasAllgemeinwohlist,Gefahr,VermögenzuzerstörenundArmutzuschaffen.DievonPapstPaulVI.herbeigewünschtewirtschaftlicheEntwicklungsolltesogeartetsein,daßsieeinreales,aufalleausdehnbaresundkonkretnachhaltigesWachstumhervorruft.Estrifftzu,daßdieEntwicklungeinpositiverFaktorwarundweiterhinist,derMilliardenvonMenschenausdemElendbefreitundinletzterZeitvielenLänderndieMöglichkeitgegebenhat,wirksamePartnerinderinternationalenPolitikzuwerden.Manmußjedochzugeben,daßebendiesewirtschaftlicheEntwicklungdurchVerzerrungenunddramatischeProblemebelastetwarundweiterhinist,diedurchdieaugenblicklicheKrisensituationnochmehrindenVordergrundtreten.DiesestelltunsunaufschiebbarvorEntscheidungen,diezunehmenddieBestimmungdesMenschenselbstbetreffen,derimübrigennichtvonseinerNaturabsehenkann.DieaufdemPlanbefindlichentechnischenKräfte,dieweltweitenWechselbeziehungen,dieschädlichenAuswirkungeneinerschlechteingesetztenunddarüberhinausspekulativenFinanzaktivitätaufdieRealwirtschaft,diestattlichen,oftnurausgelöstenunddannnichtangemessengeleitetenMigrationsströme,dieunkontrollierteAusbeutungderErdressourcen–alldasveranlaßtunsheute,überdienotwendigenMaßnahmenzurLösungvonProblemennachzudenken,dieimVergleichzudenvonPapstPaulVI.unternommenennichtnurneusind,sondernauchundvorallemeinenentscheidendenEinflußaufdasgegenwärtigeundzukünftigeWohlderMenschheithaben.DieAspektederKriseundihrerLösungenwieauchdieeinerzukünftigenneuenmöglichenEntwicklungsindimmermehrmiteinanderverbunden,siebedingensichgegenseitig,erfordernneueBemühungenumeinGesamtverständnisundeineneuehumanistischeSynthese.DieKompliziertheitundSchwerederaugenblicklichenwirtschaftlichenKrisebesorgtunszuRecht,dochmüssenwirmitRealismus,VertrauenundHoffnungdieneuenVerantwortungenübernehmen,zudenenunsdasSzenarioeinerWeltruft,dieeinertiefgreifendenkulturellenErneuerungundderWiederentdeckungvonGrundwertenbedarf,aufdeneneinebessereZukunftaufzubauenist.DieKriseverpflichtetuns,unserenWegneuzuplanen,unsneueRegelnzugebenundneueEinsatzformenzufinden,aufpositiveErfahrungenzuzusteuernunddienegativenzuverwerfen.SowirddieKriseAnlaßzuUnterscheidungundneuerPlanung.IndiesereherzuversichtlichenalsresigniertenGrundhaltungmüssendieSchwierigkeitendesgegenwärtigenAugenblicksinAngriffgenommenwerden.
22.HeuteistderRahmenderEntwicklungpolyzentrisch.DieAkteureunddieUrsachensowohlderUnterentwicklungalsauchderEntwicklungsindvielgestaltig,SchuldundVerdienstesindvoneinanderzuunterscheiden.DieseGegebenheitmüßtedazudrängen,sichvondenIdeologienzubefreien,dieinoftkünstlicherWeisedieRealitätvereinfachen,unddazuveranlassen,objektivdiemenschlicheKomplexitätderProblemezuüberprüfen.DieDemarkationsliniezwischenreichenundarmenLändernistnichtmehrsodeutlichwiezurZeitderEnzyklikaPopulorumprogressio;daraufhatteschonPapstJohannesPaulII.hingewiesen.[55]Absolutgesehen,nimmtderweltweiteReichtumzu,dochdieUngleichheitenvergrößernsich.IndenreichenLändernverarmenneueGesellschaftsklassen,undesentstehenneueFormenderArmut.InärmerenRegionenerfreuensicheinigeGruppeneinerArtverschwenderischerundkonsumorientierterÜberentwicklung,dieinunannehmbaremKontrastzuanhaltendenSituationenentmenschlichendenElendssteht.»DerSkandalschreienderUngerechtigkeit«[56]hältan.KorruptionundIllegalitätgibtesleiderimVerhaltenwirtschaftlicherundpolitischerVertreterderaltenundneuenreichenLänderebensowieindenarmenLändernselbst.ManchmalsindesgroßetransnationaleUnternehmenoderauchlokaleProduktionsgruppen,welchedieMenschenrechtederArbeiternichtrespektieren.DieinternationalenHilfensindoftdurchVerantwortungslosigkeitensowohlinderKettederGeberalsauchinderderNutznießerzweckentfremdetworden.AuchimBereichdernichtmateriellenoderderkulturellenUrsachenderEntwicklungbzw.derUnterentwicklungkönnenwirdiegleicheAufteilungderVerantwortungfinden.EsgibtübertriebeneFormendesWissensschutzesseitensderreichenLänderdurcheinezustrengeAnwendungdesRechtesaufgeistigesEigentum,speziellimmedizinischenBereich.ZugleichbestehenineinigenarmenLändernkulturelleLeitbilderundgesellschaftlicheVerhaltensnormenfort,diedenEntwicklungsprozeßbremsen.
23.VieleRegionenderErdehabensichheute,wennauchaufproblematischeundnichthomogeneWeise,fortentwickeltundsindindenKreisdergroßenMächteeingetreten,diedazubestimmtsind,inZukunftwichtigeRollenzuspielen.Esmußjedochunterstrichenwerden,daßeinFortschrittalleinunterwirtschaftlichemundtechnologischemGesichtspunktnichtgenügt.Esistnotwendig,daßdieEntwicklungvorallemechtundganzheitlichist.DasHeraustretenausdemwirtschaftlichenEntwicklungsrückstand,einansichpositivesFaktum,löstnichtdiekomplexeProblematikderFörderungdesMenschen:wederfürdieunmittelbarvondiesemFortschrittselbstbetroffenenLänder,nochfürdiewirtschaftlichbereitsentwickelten,undauchnichtfürdienocharmenLänder,dienichtnurunterdenaltenFormenderAusbeutung,sondernauchunterdennegativenKonsequenzeneinesdurchVerzerrungenundUnausgeglichenheitengekennzeichnetenWachstumsleidenkönnen.
NachdemZusammenbruchderwirtschaftlichenundpolitischenSystemederkommunistischenLänderOsteuropasunddemEndedersogenannten„gegnerischenBlöcke“wäreeinumfassendesÜberdenkenderEntwicklungnötiggewesen.DashattePapstJohannesPaulII.gefordert,der1987dieExistenzdieser„Blöcke“alseinederHauptursachenderUnterentwicklungausgewiesenhatte,[57]insoferndiePolitikderWirtschaftundderKulturGeldmittelentzogunddieIdeologiedieFreiheitbehinderte.ImJahr1991,nachdenEreignissenvon1989,forderteerauch,daßdemEndeder„Blöcke“eineglobaleNeuplanungderEntwicklungentsprechenmüsse,undzwarnichtnurinjenenLändern,sondernauchimWestenundinjenenTeilenderWelt,diesichimStadiumderEntwicklungbefanden.[58]DasistnurzumTeilgeschehenundbleibtweitereineechteVerpflichtung,derGenügegetanwerdenmuß,indemmanvielleichtgeradeausdenzurÜberwindungderaktuellenwirtschaftlichenProblemenotwendigenEntscheidungenNutzenzieht.
24.ObwohlmanangesichtsdesschonfortgeschrittenenProzessesderSozialisierungvoneinerweltweitgewordenensozialenFragesprechenkonnte,wardieWelt,diePapstPaulVI.vorsichhatte,nochvielwenigerzusammengewachsenalsdieheutige.WirtschaftlicheAktivitätundpolitischeTätigkeitspieltensichgroßenteilsimselbenräumlichenBereichabundkonntensichsoaufeinanderverlassen.DieproduktiveTätigkeitgeschahvornehmlichinnerhalbdernationalenGrenzen,unddiefinanziellenInvestitionenhatteneineeherbegrenzteZirkulationimAusland,sodaßdiePolitikvielerStaatennochdiePrioritätenderWirtschaftfestsetzenundmitdenihrnochzurVerfügungstehendenMittelnderenFortgangingewisserWeiseregelnkonnte.AusdiesemGrundschriebPopulorumprogressioder»staatlichenGewalt«[59]einezentrale,wennauchnichtausschließlicheAufgabezu.
InunsererZeitsiehtsichderStaatmitderSituationkonfrontiert,sichmitdenBeschränkungenauseinanderzusetzenzumüssen,diederneueinternationaleökonomisch-kommerzielleundfinanzielleKontextseinerSouveränitätindenWeglegt–einKontext,dersichauchdurcheinezunehmendeMobilitätdesFinanzkapitalsunddermateriellenwienichtmateriellenProduktionsmittelauszeichnet.DieserneueKontexthatdiepolitischeMachtderStaatenverändert.
Heute–auchunterdemEindruckderLektion,dieunsdieaugenblicklicheWirtschaftskriseerteilt,inderdiestaatlicheGewaltunmittelbardamitbeschäftigtist,IrrtümerundMißwirtschaftzukorrigieren–scheinteineneueWertbestimmungderRolleundderMachtderStaatenrealistischer;beidesmußklugneubedachtundabgeschätztwerden,sodaßdieStaatenwiederimstandesind–auchdurchneueModalitätenderAusübung–,sichdenHerausforderungenderheutigenWeltzustellen.MiteinerbesserausgewogenenRollederstaatlichenGewaltkannmandavonausgehen,daßsichjeneneuenFormenderTeilnahmeandernationalenundinternationalenPolitikstärken,diesichdurchdieTätigkeitderinderZivilgesellschaftarbeitendenOrganisationenverwirklichen.Esistwünschenswert,daßindieserRichtungeinetieferempfundeneAufmerksamkeitundAnteilnahmederBürgeranderRespublicawachse.
25.VomsozialenGesichtspunktaushabendieSchutz-undFürsorgeeinrichtungen,dieesschonzurZeitPapstPaulsVI.invielenLänderngab,Mühe–undinZukunftkönnteesnochschwierigerwerden–,ihreZielewirklichersozialerGerechtigkeitineinemzutiefstverändertenKräftespielzuverfolgen.DerglobalgewordeneMarkthatvorallembeidenreichenLänderndieSuchenachZonenangetrieben,indiedieProduktionzuNiedrigpreisenverlagertwerdenkann,mitdemZiel,diePreisevielerWarenzusenken,dieKaufkraftzusteigernundsomitdieaufvermehrtemKonsumbasierendenWachstumsratenfürdeneigeneninternenMarktzuerhöhen.FolglichhatderMarktneueFormendesWettstreitsunterdenStaatenangeregt,diedaraufabzielen,mitverschiedenenMitteln–daruntergünstigeSteuersätzeunddieDeregulierungderArbeitswelt–ProduktionszentrenausländischerUnternehmenanzuziehen.DieseProzessehabendazugeführt,daßdieSuchenachgrößerenWettbewerbsvorteilenaufdemWeltmarktmiteinerReduzierungderNetzedersozialenSicherheitbezahltwurde,wasdieRechtederArbeiter,diefundamentalenMenschenrechteunddieindentraditionellenFormendesSozialstaatesverwirklichteSolidaritätinernsteGefahrbringt.DieSystemedersozialenSicherheitkönnendieFähigkeitverlieren,ihreAufgabezuerfüllen,undzwarnichtnurindenarmenLändern,sondernauchindenSchwellenländernundindenseitlangementwickeltenLändern.HierkanndieHaushaltspolitikmitStreichungenindenSozialausgaben,diehäufigauchvondeninternationalenFinanzinstitutenangeregtwerden,dieBürgermachtlosneuenundaltenGefahrenaussetzen;dieseMachtlosigkeitwirddurchdasFehleneineswirksamenSchutzesdurchdieArbeitnehmervereinigungennocherhöht.DieGesamtheitdergesellschaftlichenundwirtschaftlichenVeränderungenbewirkt,daßdieGewerkschaftsorganisationenbeiderAusübungihrerAufgabe,dieInteressenderArbeitnehmerzuvertreten,aufgrößereSchwierigkeitenstoßen,auchweildieRegierungenausGründendeswirtschaftlichenNutzensoftdiegewerkschaftlichenFreiheitenoderdieVerhandlungsmöglichkeitenderGewerkschaftenselbsteinschränken.SohabendietraditionellenNetzederSolidaritätwachsendeHindernissezuüberwinden.DerVorschlagseitensderSoziallehrederKirche–angefangenvonderEnzyklikaRerumnovarum[60]–,ArbeitnehmervereinigungenzurVerteidigungdereigenenRechteinsLebenzurufen,solltedarumheutenochmehrnachgekommenwerdenalsfrüher,indemmanvorallemeinesofortigeundweitblickendeAntwortaufdieDringlichkeitgibt,neueFormendesZusammenwirkensnichtnurauflokaler,sondernauchaufinternationalerEbeneeinzuführen.
DieArbeitsmobilitätistinVerbindungmitderverbreitetenDeregulierungeinwichtigesPhänomennichtohnepositiveAspektegewesen,dennsieistimstande,dieProduktionvonneuemVermögenunddenAustauschzwischenverschiedenenKulturenanzuregen.WennjedochdieUnsicherheitbezüglichderArbeitsbedingungeninfolgevonProzessenderMobilitätundderDeregulierungumsichgreift,bildensichFormenpsychologischerInstabilitätaus,Schwierigkeiten,eigenekonsequenteLebensplanungenzuentwickeln,auchimHinblickaufdieEhe.InderFolgeergebensichSituationennichtnursozialerKräftevergeudung,sondernauchmenschlichenNiedergangs.Vergleichtmandiesmitdem,wasinderIndustriegesellschaftderVergangenheitgeschah,soprovoziertdieArbeitslosigkeitheuteneueAspektewirtschaftlicherBedeutungslosigkeit,unddieaugenblicklicheKrisekanndieSituationnurnochverschlechtern.DerlangzeitigeAusschlußvonderArbeitoderdielängereAbhängigkeitvonöffentlicheroderprivaterHilfeuntergrabendieFreiheitunddieKreativitätderPersonsowieihrefamiliärenundgesellschaftlichenBeziehungen,wasschwereLeidenaufpsychologischerundspirituellerEbenemitsichbringt.Allen,besondersdenRegierenden,diedamitbeschäftigtsind,denWirtschafts-undGesellschaftsordnungenderWelteinerneuertesProfilzugeben,möchteichinErinnerungrufen,daßdaserstezuschützendeundzunutzendeKapitalderMenschist,diePersoninihrerGanzheit–»istdochderMenschUrheber,MittelpunktundZielallerWirtschaft«.[61]
26.AufkulturellerEbeneistderUnterschiedimVergleichzurZeitPapstPaulVI.nochmarkanter.DamalswarendieKulturenziemlichgutumschriebenundhattengrößereChancen,sichvorVersuchenkulturellerHomogenisierungzuschützen.HeutehabendieMöglichkeitenderWechselwirkungzwischendenKulturenbeträchtlichzugenommenundgebenRaumfürneuePerspektivendesinterkulturellenDialogs–einesDialogs,der,umwirkungsvollzusein,vondenverschiedenenGesprächspartnernalsAusgangspunktdastiefeBewußtseinihrerspezifischenIdentitätverlangt.MandarfdabeiallerdingsnichtaußerAchtlassen,daßdiezunehmendeKommerzialisierungdesKulturaustauschsheuteeinezweifacheGefahrbegünstigt.AnersterStelleisteinhäufigunkritischangenommenerkulturellerEklektizismuszubeobachten:DieKulturenwerdeneinfachnebeneinandergestelltundalsimwesentlichengleichwertigunduntereinanderaustauschbarbetrachtet.DasfördertdasAbgleitenineinenRelativismus,derdemwahreninterkulturellenDialogwenighilfreichist;aufgesellschaftlicherEbenebewirktderkulturelleRelativismuseingetrenntesNebeneinanderher-LebenderKulturgruppenohneechtenDialogundfolglichohnewirklicheIntegration.AnzweiterStelleexistiertdieentgegengesetzteGefahr,dieinderkulturellenVerflachungundderVereinheitlichungderVerhaltensweisenundderLebensstilebesteht.AufdieseWeisegehtdietiefeBedeutungderKulturderverschiedenenNationenundderTraditionenderverschiedenenVölkerverloren,indenenderMenschsichmitdenGrundfragenderExistenzauseinandersetzt.[62]EklektizismusundkulturelleNivellierunglaufenaufdieTrennungderKulturvondermenschlichenNaturhinaus.SokönnendieKulturenihrMaßnichtmehrineinerNaturfinden,dieübersiehinausgeht,[63]undreduzierendenMenschenschließlichaufeinbloßeskulturellesPhänomen.Wenndasgeschieht,gerätdieMenschheitinneueGefahrenderHörigkeitundderManipulation.
27.InvielenarmenLändernhältalsFolgederNahrungsmittelknappheitdieextremeUnsicherheitdesLebensanundläuftGefahr,sichnochzuverschärfen:DerHungerrafftnochzahlloseOpferunterdenvielenMenschengleichdem»Lazarus«hinweg,denenesnichtgestattetist,mitdemReichenanderselbenTafelzusitzen–wiePapstPaulVI.esgewünschthatte.[64]DenHungrigenzuessengeben(vgl.Mt25,35.37.42)isteinethischerImperativfürdieWeltkirche,diedenLehrenihresGründersJesusChristusüberSolidaritätundTeilenentspricht.DenHungerinderWeltzubeseitigen,istdarüberhinausinderÄraderGlobalisierungaucheinZielgeworden,dasnotwendigerweiseverfolgtwerdenmuß,umdenFriedenunddieStabilitätaufderErdezubewahren.DerHungerhängtwenigervoneinemmateriellenMangelab,alsvielmehrvoneinemMangelangesellschaftlichenRessourcen,derenwichtigsteinstitutionellerNaturist.Dasheißt,esfehlteineOrdnungwirtschaftlicherInstitutionen,dieinderLagesind,sowohleinenderrichtigenErnährungangemessenenregulärenZugangzuWasserundNahrungsmittelnzugarantieren,alsauchdieEngpässezubewältigen,diemitdenGrundbedürfnissenunddemNotstandimFallechterNahrungsmittelkrisenverbundensind–Krisen,dienatürlicheUrsachenhabenkönnenoderauchdurchnationaleundinternationalepolitischeVerantwortungslosigkeithervorgerufenwerden.DasProblemderUnsicherheitaufdemGebietderErnährungmußineinerlangfristigenPerspektiveinAngriffgenommenwerden,indemmandiestrukturellenUrsachen,diesiehervorrufen,beseitigtunddielandwirtschaftlicheEntwicklungderärmstenLänderfördert.DieskanngeschehendurchInvestitionenindieländlicheInfrastruktur,inBewässerungssysteme,inTransportwesen,indieOrganisationvonMärkten,indieBildungundVerbreitungvongeeignetenlandwirtschaftlichenTechniken–alsodurchInvestitionen,diegeeignetsind,diemenschlichen,natürlichenundsozioökonomischenRessourcen,dieauflokalerEbeneamzugänglichstensind,bestmöglichzunutzen,sodaßdieNachhaltigkeitdieserInvestitionenauchlangfristiggewährleistetist.Alldasmußverwirklichtwerden,indemmandielokalenGemeinschaftenindieAuswahldesAckerlandesunddieEntscheidungenbezüglichseinerNutzungmiteinbezieht.AusdieserSichtkönnteessichalshilfreicherweisen,dieneuenHorizontezubetrachten,diesichdurcheinenrichtigenEinsatzdertraditionellenwieauchderinnovativenlandwirtschaftlichenProduktionstechnikenauftun,vorausgesetzt,daßletzterenachangemessenerPrüfungalszweckmäßig,umweltfreundlichundfürdieammeistenbenachteiligtenBevölkerungsgruppenalszuträglicherkanntwurden.GleichzeitigsolltedieFrageeinergerechtenAgrarreformindenEntwicklungsländernnichtvernachlässigtwerden.DasRechtaufErnährungsowiedasaufWasserspieleneinewichtigeRollefürdieErlangungandererRechte,angefangenvorallemmitdemGrundrechtaufLeben.Darumistesnotwendig,daßeinsolidarischesBewußtseinreift,welchesdieErnährungunddenZugangzumWasseralsallgemeineRechteallerMenschenbetrachtet,ohneUnterscheidungenundDiskriminierungen.[65]Außerdemisteswichtigzuverdeutlichen,wiederWegderSolidarisierungmitdenarmenLänderneinProjektzurLösungderaugenblicklichenweltweitenKrisedarstellenkann;PolitikerundVerantwortlicheinternationalerInstitutionenhabendasinletzterZeiterfaßt.IndemmandurchsolidarischausgerichteteFinanzierungsplänediearmenLänderwirtschaftlichunterstützt,damitsieselberdafürsorgen,dieNachfrageihrerBürgernachKonsumgüternundEntwicklungzubefriedigen,kannmannichtnureinechtesWirtschaftswachstumerzielen,sondernauchdazubeitragen,dieProduktionskapazitätenderreichenLänderzuerhalten,dieGefahrlaufen,durchdieKriseinMitleidenschaftgezogenzuwerden.
28.EinerderaugenscheinlichstenAspektederheutigenEntwicklungistdieWichtigkeitdesThemasderAchtungvordemLeben,dasinkeinerWeisevondenFragenbezüglichderEntwicklungderVölkergetrenntwerdenkann.EshandeltsichumeinenAspekt,derinletzterZeiteineimmergrößereBedeutunggewinntundunsverpflichtet,dieBegriffevonArmut[66]undUnterentwicklungaufdieFragenauszudehnen,diemitderAnnahmedesLebensverbundensind,vorallemdort,wodiesesinverschiedenerWeisebehindertwird.
NichtnurdieSituationderArmutverursachtnochinvielenRegionenhoheQuotenderKindersterblichkeit,sonderninverschiedenenTeilenderWeltgibtesweiterhinPraktikenderBevölkerungskontrolledurchdieRegierungen,dieoftdieEmpfängnisverhütungverbreitenundsogarsoweitgehen,dieAbtreibunganzuordnen.IndenwirtschaftlichmehrentwickeltenLändernsinddielebensfeindlichenGesetzgebungensehrverbreitetundhabenbereitsdieGewohnheitunddiePraxisentscheidendbeeinflußt;sietragendazubei,einegeburtenfeindlicheMentalitätzulancieren,diemanhäufigauchaufandereStaatenzuübertragensucht,alsstellesieeinenkulturellenFortschrittdar.
EinigeNichtregierungsorganisationenarbeitenaktivfürdieVerbreitungderAbtreibungundfördernmanchmalindenarmenLänderndieEntscheidungfürdiePraxisderSterilisierung,auchbeiFrauen,diesichderBedeutungdesEingriffsnichtbewußtsind.AußerdembestehtderbegründeteVerdacht,daßgelegentlichdieEntwicklungshilfeselbstanbestimmteFormenderGesundheitspolitikgeknüpftwird,diedefactodieAuferlegungstarkerGeburtenkontrolleneinschließen.BesorgniserregendsindfernerGesetzgebungen,welchedieEuthanasievorsehen,undebensobeunruhigendauchderDruckvonnationalenundinternationalenGruppen,diederenrechtlicheAnerkennungfordern.
DieOffenheitfürdasLebenstehtimZentrumderwahrenEntwicklung.WenneineGesellschaftdenWegderLebensverweigerungoder-unterdrückungeinschlägt,wirdsieschließlichnichtmehrdienötigenMotivationenundEnergienfinden,umsichfürdaswahreWohldesMenscheneinzusetzen.WennderpersönlicheundgesellschaftlicheSinnfürdieAnnahmeeinesneuenLebensverlorengeht,verdorrenauchandere,fürdasgesellschaftlicheLebenhilfreicheFormenderAnnahme.[67]DieAnnahmedesLebensstärktdiemoralischenKräfteundbefähigtzugegenseitigerHilfe.WenndiereichenVölkerdieOffenheitfürdasLebenpflegen,könnensiedieBedürfnissederarmenVölkerbesserverstehen,dieVerwendungungeheurerwirtschaftlicherundintellektuellerRessourcenzurBefriedigungegoistischerWünschebeideneigenenBürgernvermeidenundstattdessenguteAktionenimHinblickaufeinemoralischgesundeundsolidarischeProduktionfördern,inderAchtungdesGrundrechtesjedesVolkesundjedesMenschenaufdasLeben.
29.EsgibtnocheinenanderenAspektdesheutigenLebens,dermitderEntwicklungsehrengverbundenist:dieVerweigerungdesRechtesaufReligionsfreiheit.IchbeziehemichnichtnuraufdieKämpfeundKonflikte,dieinderWeltnochausreligiösenGründenausgefochtenwerden,auchwenndasReligiösemanchmalnurderDeckmantelfürandersartigeGründeistwiedieGiernachHerrschaftundReichtum.TatsächlichwirdheuteoftimheiligenNamenGottesgetötet,wiemeinVorgängerPapstJohannesPaulII.undichselbstwiederholtöffentlichbetontundmißbilligthaben.[68]GewaltallerArtbremstdieauthentischeEntwicklungundbehindertdenÜbergangderVölkerzugrößeremsozioökonomischenundgeistigenWohlbefinden.DasgiltspeziellfürdenTerrorismusmitfundamentalistischemHintergrund,[69]derLeid,VerwüstungundTodverursacht,denDialogzwischendenNationenblockiertundgroßeGeldmittelvonihremfriedlichenundzivilenEinsatzabzieht.Esmußjedochhinzugefügtwerden,daßaußerdemreligiösenFanatismus,derineinigenBereichendieAusübungdesRechtesaufReligionsfreiheitverhindert,auchdieplanmäßigeFörderungderreligiösenIndifferenzoderdespraktischenAtheismusdurchvieleLänderdenBedürfnissenderEntwicklungderVölkerwiderspricht,indemsieihnenspirituelleundhumaneReichtümerentzieht.GottistderGarantderwahrenEntwicklungdesMenschen,denndaerihnnachseinemBildgeschaffenhat,begründeterauchseinetranszendenteWürdeundnährtseinGrundverlangen,»mehrzusein«.DerMenschistnichtetwaeinverlorenesAtomineinemZufalls-Universum,[70]sonderneinGeschöpfGottes,dasvonihmeineunsterblicheSeeleempfangenhatundvonEwigkeithergeliebtwordenist.WennderMenschnurdasErgebnisdesZufallsbzw.derNotwendigkeitwäreoderwennerseineBestrebungenaufdenbegrenztenHorizontderSituationenreduzierenmüßte,indenenerlebt,wennallesalleinGeschichteundKulturwäreundderMenschnichteineNaturbesäße,diedazubestimmtist,sichineinemübernatürlichenLebenselbstzuüberschreiten,könntemanvonWachstumoderEvolutionsprechen,abernichtvonEntwicklung.WennderStaatFormeneinespraktischenAtheismusfördert,lehrtodersogardurchsetzt,entziehterseinenBürgerndiemoralischeundgeistigeKraft,diefürdenEinsatzinderganzheitlichenmenschlichenEntwicklungunentbehrlichist,undhindertsie,mitneuerLebendigkeitimeigenenEngagementfüreinegroßherzigeremenschlicheAntwortaufdiegöttlicheLiebevoranzuschreiten.[71]Eskommtauchvor,daßdiewirtschaftlichentwickeltenLänderoderdieSchwellenländerimRahmenihrerkulturellen,kommerziellenundpolitischenBeziehungendieseherabwürdigendeSichtdesMenschenundseinerBestimmungindiearmenLänderexportieren.DasistderSchaden,dendie»Überentwicklung«[72]derechtenEntwicklungzufügt,wennsievonder»moralischenUnterentwicklung«[73]begleitetist.
30.IndieserRichtungbekommtdasThemaderganzheitlichenEntwicklungdesMenscheneinenochumfassendereTragweite:DieWechselbeziehungzwischenihrenvielfältigenElementenerfordert,daßmansichdarumbemüht,dieverschiedenenEbenendesmenschlichenWissensimHinblickaufdieFörderungeinerwahrenEntwicklungderVölkerinteragierenzulassen.OftwirddieMeinungvertreten,dieEntwicklungbzw.dieentsprechendensozioökonomischenMaßnahmenverlangtennurihreRealisierungalsFruchteinesgemeinsamenHandelns.DiesesgemeinsameHandelnmußaberorientiertwerden,denn»allessozialeHandelnsetzteineLehrevoraus«.[74]AngesichtsderKomplexitätderProblemeistesklar,daßdieverschiedenenDisziplinenmittelseinergeordnetenInterdisziplinaritätzusammenarbeitenmüssen.DieLiebeschließtdasWissennichtaus,ja,sieverlangt,fördertundbelebtesvoninnenher.DasWissenistniemalsalleindasWerkderIntelligenz.EskannzwaraufeinKalküloderExperimentreduziertwerden,wennesaberWeisheitseinwill,dieimstandeist,denMenschenimLichtderGrundprinzipienundseinerletztenZielezuorientieren,dannmußsiemitdem»Salz«derLiebe»gewürzt«sein.DasTunistblindohnedasWissen,unddasWisseniststerilohnedieLiebe.Denn»derwahreLiebende[ist]erfinderischimEntdeckenvonUrsachendesElends,imFindenderMittel,eszuüberwindenundzubeseitigen«.[75]GegenüberdenvorunsliegendenPhänomenenverlangtdieLiebeinderWahrheitvorallemeinErkennenundeinVerstehenimBewußtseinundinderAchtungderspezifischenKompetenzjederEbenedesWissens.DieLiebeistkeinenachträglicheHinzufügung,gleichsameinAnhängselandievondenverschiedenenDisziplinenbereitsgetaneArbeit,sondernsiestehtmitdiesenvonAnfanganimDialog.DieAnsprüchederLiebestehenzudenenderVernunftnichtimWiderspruch.DasmenschlicheWissenistungenügend,unddieSchlußfolgerungenderWissenschaftenkönnenalleindenWegzurganzheitlichenEntwicklungdesMenschennichtweisen.Esistimmernötig,darüberhinausweitervorzustoßen–dasverlangtdieLiebeinderWahrheit.[76]Darüberhinauszugehenbedeutetjedochniemals,vondenSchlüssenderVernunftabzusehen,nochihrenErgebnissenzuwidersprechen.IntelligenzundLiebestehennichteinfachnebeneinander:EsgibtdieanIntelligenzreicheLiebeunddievonLiebeerfüllteIntelligenz.
31.Dasbedeutet,daßdiemoralischenBewertungenunddiewissenschaftlicheForschunggemeinsamwachsenmüssenunddaßdieLiebesieineinerharmonischeninterdisziplinärenGanzheit,dieausEinheitundUnterschiedenheitbesteht,beseelenmuß.DieSoziallehrederKirche,die»einewichtigeinterdisziplinäreDimension«[77]hat,kannausdieserPerspektiveeineFunktionvonaußerordentlicherWirksamkeiterfüllen.SiegestattetdemGlauben,derTheologie,derMetaphysikunddenWissenschaften,ihrenPlatzinnerhalbeinerZusammenarbeitimDienstdesMenschenzufinden.VorallemhierrealisiertdieSoziallehrederKircheihreaufderWeisheitberuhendeDimension.PapstPaulVI.hattedeutlichgesehen,wiedieUnterentwicklungunteranderemauchdadurchverursachtwird,daßesanWeisheit,anReflexion,aneinemDenkenfehlt,dasimstandeist,einerichtungweisendeSyntheseaufzustellen;[78]fürsiebedarfes»einerklarenKonzeptionaufwirtschaftlichem,sozialem,kulturellemundgeistigemGebiet«.[79]DieübertriebeneAufteilungdesWissensinFachbereiche,[80]dasSich-VerschließenderHumanwissenschaftengegenüberderMetaphysik,[81]dieSchwierigkeitenimDialogderWissenschaftenmitderTheologieschadennichtnurderEntwicklungdesWissens,sondernauchderEntwicklungderVölker,dennindiesenFällenwirdderBlickaufdasganzeWohldesMenschenindenverschiedenenDimensionen,dieescharakterisieren,verstellt.Die»AusweitungunseresVernunftbegriffsund-gebrauchs«[82]istunerläßlich,umalleElementederFragenachderEntwicklungundderLösungdersozioökonomischenProblemeangemessenabwägenzukönnen.
32.DiegroßenNeuheiten,diedasGesamtbildderEntwicklungderVölkerheuteaufweist,macheninvielenFällenneueLösungenerforderlich.SiemüssenunterBeachtungderEigengesetzejederRealitätundzugleichimLichteinerganzheitlichenSichtdesMenschengesuchtwerden–einerSicht,welchedieverschiedenenAspektedesMenschenwiderspiegelt,wiesiesichdemvonderLiebegeläutertenBlickdarstellen.DannwirdmaneinzigartigeÜbereinstimmungenundkonkreteLösungsmöglichkeitenentdecken,ohneaufirgendeinenfundamentalenBestandteildesmenschlichenLebenszuverzichten.
DieWürdederPersonunddieErfordernissederGerechtigkeitverlangen,daß–vorallemheute–diewirtschaftlichenEntscheidungendieUnterschiedeimBesitztumnichtinübertriebenerundmoralischunhaltbarerWeisevergrößern[83]unddaßalsPrioritätweiterhindasZielverfolgtwird,allenZugangzurArbeitzuverschaffenundfürdenErhaltihrerArbeitsmöglichkeitzusorgen.Rechtbesehenerfordertdasauchdie»wirtschaftlicheVernunft«.DiesystembedingteZunahmederUngleichheitunterGesellschaftsgruppeninnerhalbeinesLandesundunterdenBevölkerungenverschiedenerLänderbzw.dasmassiveAnwachsenderrelativenArmut,neigtnichtnurdazu,dengesellschaftlichenZusammenhaltzuuntergraben,undbringtaufdieseWeisedieDemokratieinGefahr.AuchaufwirtschaftlicherEbenewirktsiesichnegativaus:durchfortschreitendeAbtragungdes»Gesellschaftskapitals«,bzw.durchUntergrabungjenerGesamtheitvonBeziehungen,dieaufVertrauen,ZuverlässigkeitundEinhaltungderRegelngründenunddieunverzichtbarsindfürjedesbürgerlicheZusammenleben.
ZudemsagtunsdieWirtschaftswissenschaft,daßeinestrukturelleSituationderUnsicherheitVerhaltensweisenerzeugt,welchedieProduktionhemmenundmenschlicheRessourcenverschwenden,insofernderArbeitnehmerdazuneigt,sichpassivdenautomatischenMechanismenzufügen,anstattKreativitätzuentwickeln.AuchindiesemPunktgibteseineÜbereinstimmungzwischenWirtschaftswissenschaftundmoralischerBewertung.DermenschlichePreisistimmeraucheinwirtschaftlicherPreis,unddiewirtschaftlichenMißständefordernimmeraucheinenmenschlichenPreis.
Fernermußdaranerinnertwerden,daßdieReduzierungderKulturenaufdietechnologischeDimension,selbstwennsiekurzfristigdieErlangungeinesGewinnsfördernmag,auflangeSichtdiegegenseitigeBereicherungunddieDynamikenderZusammenarbeitbehindert.Esistwichtig,zwischenkurzfristigenundlangfristigenwirtschaftlichenodersoziologischenÜberlegungenzuunterscheiden.DieSenkungdesRechtsschutzniveausfürdieArbeiteroderderVerzichtaufMechanismenderUmverteilungdesGewinns,damitdasLandeinegrößereinternationaleWettbewerbsfähigkeiterlangt,verhindern,daßsicheinelangfristigeEntwicklungdurchsetzenkann.SosolltendieKonsequenzen,welchedieaktuellenTendenzenzueinerkurzfristig,bisweilenextremkurzfristigangelegtenWirtschaftfürdieMenschenhaben,aufmerksamabgewogenwerden.Dasverlangt»eineneueundvertiefteReflexionüberdenSinnderWirtschaftundihrerZiele«[84]sowieeinetiefgreifendeundweitblickendeRevisiondesEntwicklungsmodells,umseineMißständeundVerzerrungenzukorrigieren.TatsächlichistdieseinErfordernisderökologischenGesundheitdesPlaneten;undvorallemisteseineNotwendigkeit,diesichausderkulturellenundmoralischenKrisedesMenschenergibt,derenSymptomeseitlangeminallenTeilenderWeltsichtbarsind.
33.ÜbervierzigJahrenachderEnzyklikaPopulorumprogressioistihrGrundthema,ebenderFortschritt,nachwievoreinnochoffenesProblem,dassichdurchdieaugenblicklicheWirtschafts-undFinanzkriseverschärfthatundnochdringendergewordenist.WenneinigeRegionenderErde,dieeinstdurchdieArmutbelastetwaren,bemerkenswerteÄnderungenimSinneineswirtschaftlichenWachstumsundeinerBeteiligunganderWeltproduktionerfahrenhaben,solebenandereZonennochineinerSituationdesElends,diejenerzurZeitPapstPaulsVI.vergleichbarist,ja,ineinigenFällenkannmansogarvoneinerVerschlechterungsprechen.Esistbezeichnend,daßeinigeUrsachendieserSituationbereitsinPopulorumprogressioausgemachtwordenwaren,wiezumBeispieldievondenwirtschaftlichentwickeltenLändernfestgesetztenhohenGrenzzölle,welchedieProdukteausdenarmenLändernimmernochdaranhindern,aufdieMärktederreichenLänderzugelangen.AndereUrsachenhingegen,welchedieEnzyklikanurangedeutethatte,sindinderFolgedeutlicherhervorgetreten.DastrifftaufdieBewertungdesEntkolonisierungsprozesseszu,derdamalsinvollemGangewar.PapstPaulVI.wünschtesicheinenautonomenVerlauf,dersichinFreiheitundFriedenvollziehensollte.NachübervierzigJahrenmüssenwireingestehen,wieschwierigdieserVerlaufgewesenist,seiesaufgrundneuerFormenvonKolonialismusundAbhängigkeitvonaltenundneuenHegemonialländern,seiesdurchschwerwiegendeVerantwortungslosigkeiteninnerhalbderLänderselbst,diesichunabhängiggemachthaben.
DiehauptsächlicheNeuheitwardieExplosionderweltweitenwechselseitigenAbhängigkeit,dieinzwischenunterderBezeichnung»Globalisierung«allgemeinbekanntist.PapstPaulVI.hattesieteilweisevorausgesehen,dochdasAusmaßunddieHeftigkeit,mitdersiesichentwickelthat,sinderstaunlich.IndenwirtschaftlichentwickeltenLändernentstanden,hatdieserProzeßseinerNaturentsprechendeineEinbeziehungsämtlicherÖkonomienverursacht.ErwarderHauptantriebfürdasHeraustretenganzerRegionenausderUnterentwicklungundstelltansicheinegroßeChancedar.OhnedieFührungderLiebeinderWahrheitkanndieserweltweiteImpulsallerdingsdazubeitragen,dieGefahrbisherungekannterSchädenundneuerSpaltungeninderMenschheitsfamilieheraufzubeschwören.DarumstellenunsdieLiebeunddieWahrheitvoreinenganzneuenundkreativenEinsatz,derfreilichsehrumfangreichundkomplexist.Esgehtdarum,dieVernunftauszuweitenundsiefähigzumachen,dieseeindrucksvollenneuenDynamikenzuerkennenundauszurichten,indemmansieimSinnjener»KulturderLiebe«beseelt,derenSamenGottinjedesVolkundinjedeKulturgelegthat.
DRITTESKAPITEL
BRÜDERLICHKEIT,WIRTSCHAFTLICHEENTWICKLUNGUNDZIVILGESELLSCHAFT
34.DieLiebeinderWahrheitstelltdenMenschenvordiestaunenswerteErfahrungdesGeschenks.DieUnentgeltlichkeitistinseinemLebeninvielerleiFormengegenwärtig,dieaufgrundeinernurproduktivistischenundutilitaristischenSichtdesDaseinsjedochoftnichterkanntwerden.DerMenschistfürdasGeschenkgeschaffen,dasseinetranszendenteDimensionausdrücktundumsetzt.ManchmalistdermoderneMenschfälschlicherweisederÜberzeugung,dereinzigeUrheberseinerselbst,seinesLebensundderGesellschaftzusein.DieseÜberheblichkeitisteineFolgedesegoistischenSich-in-sich-selbst-Verschließensundrührt–inBegriffendesGlaubensgesprochen–vonderUrsündeher.DieWeisheitderKirchehatstetsvorgeschlagen,dieErbsündeauchbeiderInterpretationdersozialenGegebenheitenundbeimAufbauderGesellschaftzubeachten:»Zuübersehen,daßderMenscheineverwundete,zumBösengeneigteNaturhat,führtzuschlimmenIrrtümernimBereichderErziehung,derPolitik,desgesellschaftlichenHandelnsundderSittlichkeit«.[85]ZurAufzählungderBereiche,indenensichdieschädlichenAuswirkungenderSündezeigen,gehörtnunschonseitlangerZeitauchjenerderWirtschaft.AuchunsereZeitliefertunsdafüreinenoffensichtlichenBeleg.DieÜberzeugung,sichselbstzugenügenundinderLagezusein,dasinderGeschichtegegenwärtigeÜbelalleindurchdaseigeneHandelnüberwindenzukönnen,hatdenMenschendazuverleitet,dasGlückunddasHeilinimmanentenFormendesmateriellenWohlstandsunddessozialenEngagementszusehen.WeiterhatdieÜberzeugung,daßdieWirtschaftAutonomieerfordertundkeinemoralische„Beeinflussung“zulassendarf,denMenschendazugedrängt,dasWerkzeugderWirtschaftsogaraufzerstörerischeWeisezumißbrauchen.LangfristighabendieseÜberzeugungenzuwirtschaftlichen,gesellschaftlichenundpolitischenSystemengeführt,diedieFreiheitderPersonunddergesellschaftlichenGruppenunterdrückthabenundgenauausdiesemGrundnichtinderLagewaren,fürdieGerechtigkeitzusorgen,diesieversprochenhatten.WieichschoninmeinerEnzyklikaSpesalvigeschriebenhabe,entferntmanaufdieseWeisediechristlicheHoffnungausderGeschichte,[86]diejedocheinkraftvollesPotentialimDienstederumfassendenEntwicklungdesMenschendarstellt,dieinderFreiheitundinderGerechtigkeitgesuchtwird.DieHoffnungermutigtdieVernunftundgibtihrdieKraft,denWillenzulenken.[87]SieistbereitsimGlaubengegenwärtig,vondemsiegeradezugewecktwird.DieLiebeinderWahrheitnährtsichausihrundmachtsiezugleichsichtbar.DadieHoffnungeinvölligunentgeltlichesGeschenkGottesist,trittsiealsetwasUngeschuldetesinunserLebenherein,dasüberjedesGesetzderGerechtigkeithinausgeht.DasGeschenkübertrifftseinemWesennachdenVerdienst,seinGesetzistdasÜbermaß.EskommtunsinunsererSeelezuvoralsZeichenderGegenwartGottesinunsundseinerErwartunganuns.DieWahrheit,diewiedieLiebeeinGeschenkist,ist,solehrtderheiligeAugustinus,größeralswir.[88]AuchdieWahrheitüberunsselbst,überunsereeigeneErkenntnis,istunszuallererst„geschenkt“.DenninjedemErkenntnisvorgangwirddieWahrheitnichtvonunserzeugt,sondernimmergefunden,oderbesser,empfangen.DieWahrheitkommtwiedieLiebe»nichtausDenkenundWollen,sondernübermächtigtgleichsamdenMenschen«.[89]
DadieLiebeinderWahrheiteineGabeist,diealleempfangen,stelltsieeineKraftdar,dieGemeinschaftstiftet,diedieMenschenaufeineWeisevereint,diekeineBarrierenundGrenzenkennt.DieGemeinschaftderMenschenkannvonunsselbstgestiftetwerden,abersiewirdalleinauseigenerKraftnieeinevollkommenbrüderlicheGemeinschaftseinundjedeAbgrenzungüberwinden,dasheißt,einewirklichuniversaleGemeinschaftwerden:dieEinheitdesMenschengeschlechts,einebrüderlicheGemeinschaftjenseitsjedwederTeilung,wirdausdemzusammenrufendenWortGottes,derdieLiebeist,geboren.BeiderBehandlungdieserentscheidendenFragemüssenwireinerseitspräzisieren,daßdieLogikdesGeschenksdieGerechtigkeitnichtausschließtoderihrineinemzweitenMomentundvonaußenhinzugefügtwird,undandererseits,daßeinewirtschaftliche,gesellschaftlicheundpolitischeEntwicklung,diewahrhaftmenschlichseinwill,demPrinzipderUnentgeltlichkeitalsAusdruckderBrüderlichkeitRaumgebenmuß.
35.DerMarktist,wenngegenseitigesundallgemeinesVertrauenherrscht,diewirtschaftlicheInstitution,diedieBegegnungzwischendenMenschenermöglicht,welchealsWirtschaftstreibendeihreBeziehungendurcheinenVertragregelnunddiegegeneinanderaufrechenbarenGüterundDienstleistungenaustauschen,umihreBedürfnisseundWünschezubefriedigen.DerMarktunterliegtdenPrinzipiendersogenanntenausgleichendenGerechtigkeit,diedieBeziehungendesGebensundEmpfangenszwischengleichwertigenSubjektenregelt.AberdieSoziallehrederKirchehatstetsdieWichtigkeitderdistributivenGerechtigkeitunddersozialenGerechtigkeitfürdieMarktwirtschaftselbstbetont,nichtnurweildieseindasNetzeinesgrößerensozialenundpolitischenUmfeldseingebundenist,sondernauchaufgrunddesBeziehungsgeflechts,indemsieabläuft.DennwennderMarktnurdemPrinzipderGleichwertigkeitdergetauschtenGüterüberlassenwird,isternichtinderLage,fürdensozialenZusammenhaltzusorgen,denerjedochbraucht,umgutzufunktionieren.OhnesolidarischeundvongegenseitigemVertrauengeprägteHandlungsweiseninseinemInnerenkannderMarktdieihmeigenewirtschaftlicheFunktionnichtvollkommenerfüllen.HeuteistdiesesVertrauenverlorengegangen,undderVertrauensverlustisteinschwererVerlust.
PapstPaulVI.hatinderEnzyklikaPopulorumprogressiorichtigerweisedieTatsacheunterstrichen,daßallgemeinverbreitetegerechteHandlungsweisenfürdasWirtschaftssystemselbsteinenVorteildarstellen,dadiereichenLänderdieerstenNutznießerdeswirtschaftlichenAufschwungsderarmenLändersind.[90]Dabeihandelteessichnichtnurdarum,FehlfunktionendurchHilfsleistungenzukorrigieren.DieArmendürfennichtalseine»Last«[91]angesehenwerden,sondernalseineRessource,auchunterstrengwirtschaftlichemGesichtspunkt.EsmußjedochdieSichtweisejeneralsunrichtigverworfenwerden,nachdenendieMarktwirtschaftstrukturellaufeineQuotevonArmutundUnterentwicklungangewiesensei,umbestmöglichfunktionierenzukönnen.EsistimInteressedesMarktes,Emanzipierungzufördern,aberumdieszuerreichen,darfersichnichtnuraufsichselbstverlassen,denneristnichtinderLage,vonsichausdaszuerreichen,wasseineMöglichkeitenübersteigt.ErmußvielmehraufdiemoralischenKräfteandererSubjektezurückgreifen,diediesehervorbringenkönnen.
36.DasWirtschaftslebenkannnichtallegesellschaftlichenProblemedurchdieschlichteAusbreitungdesGeschäftsdenkensüberwinden.EssollaufdasErlangendesGemeinwohlsausgerichtetwerden,fürdasauchundvorallemdiepolitischeGemeinschaftsorgenmuß.Esdarfdahernichtvergessenwerden,daßdieTrennungzwischenderWirtschaftstätigkeit,derdieAufgabederSchaffungdesReichtumszukäme,undderPolitik,diesichmittelsUmverteilungumdieGerechtigkeitzukümmernhabe,schwereStörungenverursacht.
DieKirchevertrittseitjeher,daßdieWirtschaftstätigkeitnichtalsantisozialangesehenwerdendarf.DerMarktistansichnichteinOrtderUnterdrückungdesArmendurchdenReichenunddarfdaherauchnichtdazuwerden.DieGesellschaftmußsichnichtvordemMarktschützen,alsobseineEntwicklungipsofactozurZerstörungwahrhaftmenschlicherBeziehungenführenwürde.Esistsicherrichtig,daßderMarkteinenegativeAusrichtunghabenkann,nichtweildiesseinemWesenentspräche,sondernweileinegewisseIdeologieihmdieseAusrichtunggebenkann.Esdarfnichtvergessenwerden,daßesdenMarktnichtineinerReinformgibt.ErerhältseineGestaltdurchdiekulturellenGegebenheiten,dieihmeinekonkretePrägungundOrientierunggeben.DieWirtschaftunddasFinanzwesenkönnen,insofernsieMittelsind,tatsächlichschlechtgebrauchtwerden,wennderVerantwortlichesichnurvonegoistischenInteressenleitenläßt.SokönnenansichguteMittelinschadenbringendeMittelverwandeltwerden.DochdieseKonsequenzenbringtdieverblendeteVernunftderMenschenhervor,nichtdieMittelselbst.DahermußsichderAppellnichtandasMittel,sondernandenMenschenrichten,anseinmoralischesGewissenundanseinepersönlicheundsozialeVerantwortung.
DieSoziallehrederKircheistderAnsicht,daßwahrhaftmenschlicheBeziehungeninFreundschaftundGemeinschaft,SolidaritätundGegenseitigkeitauchinnerhalbderWirtschaftstätigkeitundnichtnuraußerhalboder»nach«diesergelebtwerdenkönnen.DerBereichderWirtschaftistwedermoralischneutralnochvonseinemWesenherunmenschlichundantisozial.ErgehörtzumTundesMenschenundmuß,geradeweilermenschlichist,nachmoralischenGesichtspunktenstrukturiertundinstitutionalisiertwerden.
VorunsliegteinegroßeHerausforderung,dievondenProblemenderEntwicklungindieserZeitderGlobalisierunghervorgebrachtunddurchdieWirtschafts-undFinanzkrisenochweitererschwertwurde:WirmüsseninunseremDenkenundHandelnnichtnurzeigen,daßdietraditionellensozialethischenPrinzipienwiedieTransparenz,dieEhrlichkeitunddieVerantwortungnichtvernachlässigtodergeschwächtwerdendürfen,sondernauch,daßindengeschäftlichenBeziehungendasPrinzipderUnentgeltlichkeitunddieLogikdesGeschenksalsAusdruckderBrüderlichkeitimnormalenwirtschaftlichenLebenPlatzhabenkönnenundmüssen.DasisteinErfordernisdesMenscheninunsererjetzigenZeit,aberauchumeinErfordernisdeswirtschaftlichenDenkensselbst.EsistzugleicheinErfordernisderLiebeundderWahrheit.
37.DieSoziallehrederKirchehatimmerbekräftigt,daßdieGerechtigkeitallePhasenderWirtschaftstätigkeitbetrifft,dadiesestetsmitdemMenschenundmitseinenBedürfnissenzutunhat.DieBeschaffungvonRessourcen,dieFinanzierung,dieProduktion,derKonsumundalleübrigenPhasenhabenunvermeidbarmoralischeFolgen.SohatjedewirtschaftlicheEntscheidungeinemoralischeKonsequenz.AlldasbestätigtsichauchindenSozialwissenschaftenundindenTendenzenderheutigenWirtschaft.Vielleichtwaresfrüherdenkbar,derWirtschaftdieSchaffungdesReichtumsanzuvertrauen,umdannderPolitikdieAufgabezuübertragen,diesenzuverteilen.Heuteerscheintdasschwieriger,dadiewirtschaftlichenTätigkeitennichtanterritorialeGrenzengebundensind,währenddieAutoritätderRegierungenweitervorwiegendörtlichbeschränktist.DarummüssendieRegelnderGerechtigkeitvonAnfanganbeachtetwerden,währendderwirtschaftlicheProzeßinGangist,undnichtmehrdanachoderparalleldazu.Darüberhinausistesnötig,daßRäumefürwirtschaftlicheTätigkeitengeschaffenwerden,dievonTrägerndurchgeführtwerden,dieihrHandelnausfreiemEntschlußnachPrinzipienausrichten,diesichvomreinenProfitstrebenunterscheiden,dieaberdennochweiterwirtschaftlicheWertehervorbringenwollen.DievielenAusdrucksformenderWirtschaft,dieauskonfessionellenundnichtkonfessionellenInitiativenhervorgegangensind,zeigen,daßdaseinekonkreteMöglichkeitist.
InderZeitderGlobalisierungleidetdieWirtschaftankonkurrierendenModellen,dievonsehrunterschiedlichenKulturenabhängigsind.Diedaraushervorgehendenwirtschaftlich-unternehmerischenVerhaltensweisenfindenvorwiegendinderBeachtungderausgleichendenGerechtigkeiteinenBerührungspunkt.DasWirtschaftslebenbrauchtohneZweifelVerträge,umdenTauschvoneinanderentsprechendenWertenzuregeln.EbensosindjedochgerechteGesetze,vonderPolitikgeleiteteMechanismenzurUmverteilungunddarüberhinausWerke,dievomGeistdesSchenkensgeprägtsind,nötig.DieglobalisierteWirtschaftscheintdieersteLogik,jenedesvertraglichvereinbartenGütertausches,zubevorzugen,aberdirektundindirektzeigtsie,daßsieauchdieanderenbeidenFormenbraucht,dieLogikderPolitikunddieLogikdesGeschenksohneGegenleistung.
38.MeinVorgängerPapstJohannesPaulII.hataufdieseProblematikhingewiesen,alserinderEnzyklikaCentesimusannusdieNotwendigkeiteinesSystemsmitdreiSubjektenaufgezeigte:demMarkt,demStaatundderZivilgesellschaft.[92]InderZivilgesellschaftsaherdengeeignetstenBereichfüreineWirtschaftderUnentgeltlichkeitundderBrüderlichkeit,abererwolltediesenichtfürdieanderenbeidenBereicheausschließen.Heutekönnenwirsagen,daßdasWirtschaftslebenalseinemehrdimensionaleRealitätverstandenwerdenmuß:InallenmußinunterschiedlichemUmfangundineigenenFormenderAspektderbrüderlichenGegenseitigkeitvorhandensein.InderZeitderGlobalisierungkanndieWirtschaftstätigkeitnichtaufdieUnentgeltlichkeitverzichten,diedieSolidaritätunddasVerantwortungsbewußtseinfürdieGerechtigkeitunddasGemeinwohlinseinenverschiedenenSubjektenundAkteurenverbreitetundnährt.EshandeltsichdabeischließlichumeinekonkreteundtiefgründigeFormwirtschaftlicherDemokratie.Solidaritätbedeutetvorallem,daßsichallefüralleverantwortlichfühlen,[93]unddaherkannsienichtalleindemStaatübertragenwerden.WährendmanfrüherderAnsichtseinkonnte,daßmanzuerstfürGerechtigkeitsorgenmüsseunddaßdieUnentgeltlichkeitdanachalseinZusatzhinzukäme,mußmanheutefesthalten,daßohnedieUnentgeltlichkeitauchdieGerechtigkeitnichterreichtwerdenkann.EsbedarfdahereinesMarktes,aufdemUnternehmenmitunterschiedlichenBetriebszielenfreiunduntergleichenBedingungentätigseinkönnen.NebendengewinnorientiertenPrivatunternehmenunddenverschiedenenArtenvonstaatlichenUnternehmensollenauchdienachwechselseitigenundsozialenZielenstrebendenProduktionsverbändeeinenPlatzfindenundtätigseinkönnen.AusihremZusammentreffenaufdemMarktkannmansicherhoffen,daßeszueinerArtKreuzungundVermischungderunternehmerischenVerhaltensweisenkommtunddaßinderFolgespürbaraufeineZivilisierungderWirtschaftgeachtetwird.LiebeinderWahrheitbedeutetindiesemFall,daßjenenwirtschaftlichenInitiativenGestaltundStrukturverliehenwird,diedenGewinnzwarnichtausschließen,aberüberdieLogikdesÄquivalenzprinzipsunddesGewinnsalsSelbstzweckhinausgehenwollen.
39.PapstPaulVI.sprachsichinderEnzyklikaPopulorumprogressiofürdieSchaffungeinesMarktwirtschaftsmodellsaus,daswenigstenstendenziellalleVölkereinschließenkannundnichtnurjene,dieüberentsprechendeMöglichkeitenundFähigkeitenverfügen.Erverlangte,sichdafüreinzusetzen,daßeinefürallemenschlichereWeltentstehe,eineWelt,»woallegebenundempfangenkönnen,ohnedaßderFortschrittdereineneinHindernisfürdieEntwicklungderanderenist«.[94]DamitdehnteerdieForderungenundZielederEnzyklikaRerumnovarumaufeineuniversaleEbeneaus.AlsjeneEnzyklikaalsAntwortaufdieindustrielleRevolutionerschien,setztesichzumerstenMalderdamalssicherfortschrittlicheGedankedurch,daßderFortbestanddergesellschaftlichenOrdnungaucheinesumverteilendenEingreifensdesStaatesbedarf.HeuteerweistsichdieseSichtauchabgesehendavon,daßsiedurchdieÖffnungderMärkteunddergesellschaftlichenGruppeninKrisegeratenist,alsunvollständigundkanndieAnsprücheaneinevollundganzmenschlicheWirtschaftnichterfüllen.WasdieSoziallehrederKircheausgehendvonihrerSichtdesMenschenundderGesellschaftimmervertretenhat,istheuteauchaufgrundderDynamikenerforderlich,diedieGlobalisierungmitsichbringt.
WenndieLogikdesMarktesunddieLogikdesStaatesmitgegenseitigemEinverständnisaufdemMonopolihrerjeweiligenEinflußbereichebeharren,gehenlangfristigdieSolidaritätindenBeziehungenzwischendenBürgern,dieAnteilnahmeunddieBeteiligungsowiedieunentgeltlicheTätigkeitverloren.Dieseunterscheidensichvom„Geben,umzuhaben“,dasdieLogikdesTauschesausmacht,undvom„GebenausPflicht“,dasfürdieöffentlichenVerhaltensweisengilt,diedurchstaatlicheGesetzeauferlegtwerden.DieÜberwindungderUnterentwicklungerforderteinEingreifennichtnurzurVerbesserungderaufGütertauschberuhendenTransaktionen,nichtnurimBereichderLeistungenderöffentlichenHilfseinrichtungen,sondernvorallemeinefortschreitendeOffenheitaufweltweiterEbenefürwirtschaftlicheTätigkeiten,diesichdurcheinenAnteilvonUnentgeltlichkeitundGemeinschaftauszeichnen.DieexklusiveKombinationMarkt-StaatzersetztdenGemeinschaftssinn.DieFormensolidarischenWirtschaftslebenshingegen,dieihrenfruchtbarstenBodenimBereichderZivilgesellschaftfinden,ohnesichaufdiesezubeschränken,schaffenSolidarität.EsgibtkeinenMarktderUnentgeltlichkeit,undeineHaltungderUnentgeltlichkeitkannnichtperGesetzverordnetwerden.DennochbrauchensowohlderMarktalsauchdiePolitikMenschen,diezurHingabeaneinanderbereitsind.
40.DiederzeitigeninternationalenwirtschaftlichenDynamikenmitihrenschwerwiegendenVerzerrungenundMißständenerfordern,daßsichauchdasVerständnisdesUnternehmenstiefgreifendverändernmuß.AlteFormenderUnternehmertätigkeitgehenihremEndeentgegen,dochamHorizontwerdenneuevielversprechendeFormensichtbar.EinedergrößtenGefahrenistsicherdie,daßdasUnternehmenfastausschließlichgegenüberdenInvestorenverantwortlichistundsoletztendlichanBedeutungfürdieGesellschafteinbüßt.AufgrundderwachsendenGrößeunddeszunehmendenKapitalbedarfshängenimmerwenigerUnternehmenvoneinemgleichbleibendenUnternehmerab,dersichlangfristig–undnichtnurvorübergehend–fürdieTätigkeitunddieErgebnisseseinesUnternehmensverantwortlichfühlt,undimmerseltenerhängenUnternehmennurvoneinerRegionab.AußerdemkanndiesogenannteAuslagerungderProduktionstätigkeitdasVerantwortungsbewußtseindesUnternehmersgegenüberInteressensträgernwiedenArbeitnehmern,denZulieferern,denKonsumenten,derUmweltunddemgrößerengesellschaftlichenUmfeldzugunstenderAktionäreverringern,dienichtaneinenbestimmtenOrtgebundensindunddaheraußerordentlichbeweglichsind.DerinternationaleKapitalmarktbietetheutetatsächlicheinengroßenHandlungsspielraum.ZugleichwächstaberauchdasBewußtseinfürdieNotwendigkeiteinerweiterreichenden„sozialenVerantwortung“desUnternehmens.AuchwennnichtalleethischenKonzepte,dieheutedieDebatteüberdiesozialeVerantwortungdesUnternehmensbestimmen,ausderSichtderSoziallehrederKircheannehmbarsind,soistesdocheineTatsache,daßsicheineGrundüberzeugungausbreitet,nachderdieFührungdesUnternehmensnichtalleinaufdieInteressenderEigentümerachtendarf,sondernmußauchaufdievonallenanderenPersonenkategorieneingehen,diezumLebendesUnternehmensbeitragen:dieArbeitnehmer,dieKunden,dieZuliefererderverschiedenenProduktionselemente,dieentsprechendeGemeinde.IndenvergangenenJahrenwareineZunahmeeinerkosmopolitischenKlassevonManagernzubeobachten,diesichoftnurnachdenAnweisungenderHauptaktionärerichten,beidenenessichnormalerweiseumanonymeFondshandelt,diedefactodenVerdienstderManagerbestimmen.AuchheutegibtesjedochvieleManager,diesichdankweitblickenderAnalysenimmermehrdertiefgreifendenVerbindungenbewußtwerden,dieihrUnternehmenmitderRegionoderdenRegionen,indenenesarbeitet,hat.PapstPaulVI.luddazuein,ernsthaftzubedenken,welchenSchadenesdemeigenenLandzufügenkann,wennKapitalnurzumpersönlichenVorteilinsAuslandgeschafftwird.[95]PapstJohannesPaulII.merktean,daßeineInvestitionnebenderwirtschaftlichenimmeraucheinemoralischeBedeutunghat.[96]Esmußbetontwerden,daßalldasauchheutegilt,auchwennderKapitalmarktstarkliberalisiertwordenistunddiemodernetechnologischeDenkweisedazuverleitenkann,ineinerInvestitionnureinentechnischenVorgangundnichtaucheinemenschlicheundethischeHandlungzusehen.EsgibtkeinenGrundzuleugnen,daßeingewissesKapitalGutesbewirkenkann,wennesimAuslandundnichtinderHeimatinvestiertwird.EsmüssenaberdieausGerechtigkeitbestehendenAnsprüchegewährtsein,wobeiauchzubeachtenist,wiediesesKapitalentstandenistundwelchenSchadendieMenschendavontragen,wennesnichtandenOrteneingesetztwird,woesgeschaffenwurde.[97]Manmußvermeiden,daßdiefinanziellenRessourcenzurSpekulationverwendetwerdenundmanderVersuchungnachgibt,nureinenkurzfristigenGewinnzusuchenundnichtauchdenlangfristigenBestanddesUnternehmens,denNutzenderInvestitionfürdieRealwirtschaftunddieSorgefürdieangemesseneundgelegeneFörderungvonwirtschaftlichenInitiativeninEntwicklungsländern.EbensogibteskeinenGrundzuleugnen,daßeineVerlagerunginsAusland,wennsiemitInvestitionenundAusbildungverbundenist,fürdieBevölkerungdesbetreffendenLandesGutesbewirkenkann.DieArbeitunddastechnischeWissenwerdenüberallgebraucht.Esistabernichtzulässig,eineAuslagerungnurvorzunehmen,umvonbestimmtenBegünstigungenzuprofitierenodergarumandereauszubeuten,ohneeinenechtenBeitragfürdieGesellschaftvorOrtzurSchaffungeinesstabilenProduktions-undSozialwesenszuleisten,daseineunverzichtbareBedingungfüreinebeständigeEntwicklungdarstellt.
41.IndiesemZusammenhangisteshilfreich,daraufhinzuweisen,daßdieunternehmerischeTätigkeiteinemehrwertigeBedeutunghatunddieserimmermehrgerechtwerdenmuß.DieseitlängererZeitvorherrschendeKombinationMarkt-Staathatunsdarangewöhnt,nurandenprivatenUnternehmernachkapitalistischerArtundandererseitsandieLeiterstaatlicherUnternehmenzudenken.InWirklichkeitisteindifferenziertesVerständnisderunternehmerischenTätigkeiterforderlich.DasresultiertauseinerReihevonmetaökonomischenBeweggründen.DieunternehmerischeTätigkeithatnochvorihrerberuflicheneinemenschlicheBedeutung.[98]SieistTeileinerjedenArbeit,wennsieals»actuspersonae«[99]betrachetwird;daheristesgut,jedemArbeitnehmerdieMöglichkeitzugeben,seinenpersönlichenBeitragzuleisten,sodaßerselbst»dasBewußtseinhat,imeigenenBereichzuarbeiten«.[100]NichtzufälliglehrtePapstPaulVI.daß»jeder,derarbeitet,schöpferischtätigist«.[101]GeradeumdenErfordernissenundderWürdedesarbeitendenMenschensowiedenBedürfnissenderGesellschaftgerechtzuwerden,gibtesverschiedeneArtenvonUnternehmen,weithinausüberdiealleinigeUnterscheidungzwischen»privat«und»staatlich«.JedeerfordertundverwirklichteinebesondereunternehmerischeFähigkeit.UmeineWirtschaftzuerreichen,diesichindernahenZukunftindenDienstdesnationalenundweltweitenGemeinwohlsstellenkann,istesangebracht,dieseweitreichendeBedeutungderunternehmerischenTätigkeitzubeachten.DieseumfassendereSichtfördertdenAustauschunddiegegenseitigePrägungunterdenverschiedenenArtenvonunternehmerischerTätigkeitmiteinemKompetenzflußvomnicht-gewinnorientenBereichzumgewinnorientiertenundumgekehrt,vomöffentlichenzudemderZivilgesellschaft,vondenfortgeschrittenenWirtschaftsregionenzujenenderEntwicklungsländer.
Auchdie„politischeAutorität“hateinemehrwertigeBedeutung,dieaufdemWegzurVerwirklichungeinerneuensozialverantwortlichenundnachdemMaßdesMenschenausgerichtetenwirtschaftlich-produktivenOrdnungnichtvergessenwerdendarf.SowiemanaufderganzenWelteinedifferenzierteunternehmerischeTätigkeitpflegenwill,somußaucheineverteilteundaufverschiedenenEbenenwirkendepolitischeAutoritätgefördertwerden.DiezusammengewachseneWirtschaftunsererZeiteliminiertdieRollederStaatennicht,sieverpflichtetdieRegierungenvielmehrzueinerengerenZusammenarbeituntereinander.GründederWeisheitundderKlugheitratendavonab,vorschnelldasEndedesStaatesauszurufen.HinsichtlichderLösungderderzeitigenKrise,zeichnetsicheinWachstumseinerRolleab,indemervieleseinerKompetenzenwiedererlangt.EsgibtauchLänder,indenenderAufbauoderderWiederaufbaudesStaatesweiterhineinSchlüsselelementfürihreEntwicklungist.DieinternationaleHilfesolltegeradeimRahmeneinessolidarischenPlanszurLösungdergegenwärtigenwirtschaftlichenProblemedieFestigungderVerfassungs-,Rechts-undVerwaltungssystemeindenLändern,diesichdieserGüternochnichtvollkommenerfreuen,eherfördern.NebenderwirtschaftlichenHilfebedarfesderUnterstützung,umdiedemRechtsstaateigenenGarantien,einwirksamesSystemderöffentlichenOrdnungunddesGefängniswesensunterEinhaltungderMenschenrechteundwirklichdemokratischeInstitutionenzustärken.DerStaatmußnichtüberalldieselbenAusprägungenhaben:DieUnterstützungzurStärkungderschwachenVerfassungssystemekannaufhervorragendeWeisevonderEntwicklungandererpolitischerAkteurenebendemStaatbegleitetwerden,diekultureller,sozialer,regionaleroderreligiöserArtsind.DieGliederungderpolitischenAutoritätauflokalerEbene,aufderEbenedernationalenundinternationalenZivilgesellschaftundaufderEbenederübernationalenundweltweitenGemeinschaftistaucheinerderHauptwege,umdiewirtschaftlicheGlobalisierunglenkenzukönnen.SieistauchdieVorgangsweise,umzuverhindern,daßdiesedefactodieFundamentederDemokratieuntergräbt.
42.ManchmalsindgegenüberderGlobalisierungfatalistischeEinstellungenbemerkbar,alsobdieherrschendenDynamikenvonunpersönlichenanonymenKräftenundvonvommenschlichenWollenunabhängigenStrukturenhervorgebrachtwürden.[102]Diesbezüglichistesgut,inErinnerungzurufen,daßdieGlobalisierunggewißeinensozioökonomischenProzeßdarstellt,diesabernichtihreeinzigeDimensionist.HinterdemdeutlichersichtbarenProzeßstehteinezunehmenduntereinanderverflochteneMenschheit;diesesetztsichausPersonenundVölkernzusammen,denendieserProzeßzumNutzenundzurEntwicklunggereichensoll,[103]weilsowohldieEinzelnenalsauchdieGesamtheitdiejeweiligenVerantwortungenaufsichnehmen.DieÜberwindungderGrenzenistnichtnureinematerielleAngelegenheit,sondernhinsichtlichihrerGründeundAuswirkungenaucheinekulturelleFrage.WenndieGlobalisierungdeterministischinterpretiertwird,gehendieKriterienfürihreBewertungundihreAusrichtungverloren.SieisteinemenschlicheRealität,hinterderverschiedenekulturelleAusrichtungenstehenkönnen,diesorgfältigabgewogenwerdenmüssen.DieWahrheitdesGlobalisierungsprozessesundseingrundlegendesethischesKriteriumsindinderEinheitderMenschheitsfamilieundinihremVoranschreitenimGutengegeben.EsistdahereinunablässigerEinsatzzurFörderungeinerpersonalistischenundgemeinschaftlichensowiefürdieTranszendenzoffenenkulturellenAusrichtungdesglobalenIntegrationsprozesseserforderlich.
TrotzeinigerihrerstrukturellbedingtenDimensionen,dienichtzuleugnensind,aberauchnichtverabsolutiertwerdendürfen,ist»dieGlobalisierungaprioriwedergutnochschlecht.Siewirddassein,wasdieMenschenausihrmachen«.[104]WirdürfennichtOpfersein,sondernmüssenGestalterwerden,indemwirmitVernunftvorgehenundunsvonderLiebeundvonderWahrheitleitenlassen.BlinderWiderstandwäreeinefalscheHaltung,einVorurteil,dasschließlichdazuführenwürde,einenProzeßzuverkennen,derauchvielepositiveSeitenhat,undsoGefahrzulaufen,einegroßeChancezuverpassen,andenvielfältigenEntwicklungsmöglichkeitenteilzuhaben,diedieserbietet.DieangemessengeplantenundausgeführtenGlobalisierungsprozessemachenaufweltweiterEbeneeinenochniedagewesenegroßeNeuverteilungdesReichtumsmöglich;wenndieseProzessejedochschlechtgeführtwerden,könnensiehingegenzueinerZunahmederArmutundderUngleichheitführensowiemiteinerKrisedieganzeWeltanstecken.Esistnötig,dieauchschwerenMängeldieserProzessezubeheben,dieneueSpaltungenzwischendenVölkernundinnerhalbderVölkerverursachen,unddafürzusorgen,daßdieUmverteilungdesReichtumsnichtmittelseinerUmverteilungderArmuterfolgtoderdiesesogarnochzunimmt,wieeseinschlechterUmgangmitdergegenwärtigenLagebefürchtenlassenkönnte.LangeZeitdachteman,daßdiearmenVölkerineinemimvorausfestgelegtenEntwicklungsstadiumverbleibenundsichmitderPhilanthropiederentwickeltenVölkerbegnügenmüßten.GegendieseMentalitäthatPapstPaulVI.inderEnzyklikaPopulorumprogressioStellungbezogen.HeutesinddiezurVerfügungstehendenmateriellenMöglichkeiten,umdiesenVölkernausderArmutherauszuhelfen,potentiellgrößeralsfrüher,abersiewurdenhauptsächlichvondenentwickeltenVölkernselbstinBeschlaggenommen,diesichdenProzeßderLiberalisierungdesFinanz-undArbeitskräfteverkehrsbesserzunutzemachenkonnten.DieweltweiteAusbreitungdesWohlstandsdarfdahernichtdurchegoistische,protektionistischeundvonEinzelinteressengeleiteteProjektegebremstwerden.DieEinbeziehungderSchwellen-undEntwicklungsländerermöglichtheuteeinenbesserenUmgangmitderKrise.DiezumGlobalisierungsprozeßgehörendeVeränderungbringtgroßeSchwierigkeitenundGefahrenmitsich,dienurdannüberwundenwerdenkönnen,wennmansichderanthropologischenundethischenSeelebewußtwird,dieausderTiefedieGlobalisierungselbstinRichtungeinersolidarischenHumanisierungführt.LeideristdieseSeeleoftverschüttetundwirdvonindividualistischundutilitaristischgeprägtenethisch-kulturellenSichtweisenunterdrückt.DieGlobalisierungisteinvielschichtigesundpolyvalentesPhänomen,dasinderVerschiedenheitundinderEinheitallseinerDimensionen–einschließlichdertheologischen–erfaßtwerdenmuß.Dieswirdeserlauben,dieGlobalisierungderMenschheitimSinnevonBeziehung,GemeinschaftundTeilhabezulebenundauszurichten.
VIERTESKAPITEL
ENTWICKLUNGDERVÖLKER,RECHTEUNDPFLICHTEN,UMWELT
43.»DieSolidaritätaller,dieetwasWirklichesist,bringtfürunsnichtnurVorteilemitsich,sondernauchPflichten«.[105]VieleMenschenneigenheutezuderAnmaßung,niemandemetwasschuldigzuseinaußersichselbst.Siemeinen,nurRechtezubesitzen,undhabenoftgroßeSchwierigkeiten,eineVerantwortungfürihreeigeneunddieganzheitlicheEntwicklungdesanderenreifenzulassen.Esistdeshalbwichtig,eineneueReflexiondarüberanzuregen,daßdieRechtePflichtenvoraussetzen,ohnediesiezurWillkürwerden.[106]WirerlebenheutzutageeinenbedrückendenWiderspruch.WährendmaneinerseitsmutmaßlicheRechtewillkürlicherundgenießerischerArtunterdemVorwandbeansprucht,siewürdenvondenstaatlichenStrukturenanerkanntundgefördert,werdenandererseitseinemgroßenTeilderMenschheitelementareGrundrechteaberkanntundverletzt.[107]HäufigfestzustellenisteinZusammenhangzwischenderBeanspruchungdesRechtsaufÜberflußodergeradezuaufRechtswidrigkeitundLasterindenWohlstandgesellschaftenunddemMangelanNahrung,Trinkwasser,SchulbildungodermedizinischerGrundversorgunginmanchenunterentwickeltenWeltregionenwieauchamRandevongroßenMetropolen.DerZusammenhangberuhtdarauf,daßdieIndividualrechte,wennsievoneinemsinngebendenRahmenvonPflichtenlosgelöstsind,verrücktwerdenundeinepraktischgrenzenloseundalleKriterienentbehrendeSpiralevonAnsprüchenauslösen.DieÜbertreibungderRechtemündetindieUnterlassungderPflichten.DiePflichtengrenzendieRechteein,weilsiesieaufdenanthropologischenundethischenRahmenverweisen,indessenWahrheitsichauchdieseletztereneinfügenunddahernichtzurWillkürwerden.DiePflichtenstärkendemnachdieRechteundbietenderenVerteidigungundFörderungalseineAufgabeimDienstdesGutenan.WennhingegendieRechtedesMenschenihrFundamentalleinindenBeschlüsseneinerBürgerversammlungfinden,könnensiejederzeitgeändertwerden,unddaherläßtdiePflicht,siezuachtenundeinzuhalten,imallgemeinenBewußtseinnach.DieRegierungenundinternationalenOrganismenkönnendadieObjektivitätund»Unverfügbarkeit«derRechteaußerAchtlassen.Wenndasgeschieht,istdieechteEntwicklungderVölkergefährdet.[108]DerartigeEinstellungenkompromittierendasAnsehenderinternationalenOrganismenvorallemindenAugenderammeistenentwicklungsbedürftigenLänder.Diesefordernnämlich,daßdieinternationaleGemeinschaftesalseinePflichtübernimmt,ihnenzuhelfen,»BaumeisterihresSchicksals«[109]zusein,dasheißtihrerseitsPflichtenzuübernehmen.DasTeilenderwechselseitigenPflichtenmobilisiertvielstärkeralsdiebloßeBeanspruchungvonRechten.
44.DieAuffassungvondenRechtenundPflichteninderEntwicklungmußauchdenProblemkreisimZusammenhangmitdemBevölkerungswachstumberücksichtigen.EshandeltsichumeinensehrwichtigenAspektderechtenEntwicklung,weilerdieunverzichtbarenWertedesLebensundderFamiliebetrifft.[110]InderBevölkerungszunahmedieHauptursachederUnterentwicklungzusehen,ist–auchinwirtschaftlicherHinsicht–unkorrekt.ManbrauchtnureinerseitsandenbedeutendenRückgangderKindersterblichkeitunddieVerlängerungdesdurchschnittlichenLebensaltersinneuenwirtschaftlichentwickeltenLändernzudenkenundandererseitsandiedeutlichenZeicheneinerKriseinsolchenGesellschaften,dieeinenbeunruhigendenGeburtenrückgangverzeichnen.DieKirche,derdiewahreEntwicklungdesMenschenamHerzenliegt,empfiehltihmdieumfassendeAchtungmenschlicherWerte,unddiesgiltauchfürdenUmgangmitderSexualität:MankannsienichtaufeinelediglichhedonistischeundspielerischeHandlungreduzieren,sowiemandieSexualerziehungnichtaufeinetechnischeAnleitungreduzierenkann,dereneinzigeSorgeesist,dieBetroffenenvoreventuellenAnsteckungenodervordem»Risiko«derFortpflanzungzuschützen.DaswürdeeinerVerarmungundMißachtungdertiefenBedeutungderSexualitätgleichkommen,diejedochsowohlvondereinzelnenPersonwievonderGemeinschaftanerkanntundverantwortungsvollangenommenwerdensoll.DieVerantwortungverbietetesnämlichebenso,dieSexualitätlediglichalsLustquellezubetrachten,wiesieinpolitischeMaßnahmeneinererzwungenenGeburtenplanungeinzubeziehen.InbeidenFällenstehtmanvormaterialistischenAuffassungenundderenpolitischenUmsetzungen,indenendieMenschenschließlichverschiedeneFormenvonGewalterleiden.AlldemmußmanindiesemBereichdievorrangigeZuständigkeitderFamilien[111]gegenüberdemStaatundseinenrestriktivenpolitischenMaßnahmensowieeineentsprechendeErziehungderElternentgegensetzen.
DiemoralischverantwortungsvolleOffenheitfürdasLebenisteinsozialerundwirtschaftlicherReichtum.GroßeNationenhabenauchdankdergroßenZahlundderFähigkeitenihrerEinwohnerausdemElendherausfindenkönnen.UmgekehrterlebeneinstblühendeNationenjetztwegendesGeburtenrückgangseinePhasederUnsicherheitundinmanchenFällensogarihresNiedergangs–einentscheidendesProblemgeradefürdieWohlstandsgesellschaften.DerGeburtenrückgang,derdieBevölkerungszahlmanchmalunterdenkritischendemographischenWertsinkenläßt,stürztauchdieSozialhilfesystemeindieKrise,führtzurErhöhungderKosten,schränktdieRückstellungvonErsparnissenundinderFolgediefürdieInvestitionennötigenfinanziellenRessourcenein,reduziertdieVerfügbarkeitqualifizierterArbeitskräfteundverringertdasReservoirder»Köpfe«,ausdemmanfürdieBedürfnissederNationschöpfenmuß.Außerdemlaufendiekleinen,manchmalsehrkleinenFamilienGefahr,diesozialenBeziehungenzuvernachlässigenundkeinewirksamenSolidaritätsformenzugewährleisten.DieseSituationenweisendieSymptomeeinesgeringenVertrauensindieZukunftsowieeinermoralischenMüdigkeitauf.DaherwirdeszueinersozialenundsogarökonomischenNotwendigkeit,denjungenGenerationenwiederdieSchönheitderFamilieundderEhevorAugenzustellensowiedieÜbereinstimmungdieserEinrichtungenmitdentiefstenBedürfnissendesHerzensundderWürdedesMenschen.IndieserHinsichtsinddieStaatendazuaufgerufen,politischeMaßnahmenzutreffen,diediezentraleStellungunddieUnversehrtheitderaufdieEhezwischeneinemMannundeinerFraugegründetenFamilie,derGrund-undLebenszellederGesellschaft,[112]dadurchfördern,indemsiesichauchumderenwirtschaftlicheundfinanzielleProblemeinAchtungvorihremaufBeziehungberuhendenWesenkümmern.
45.AntwortenaufdietiefstenmoralischenAnsprüchedesMenschenhabenauchwichtigeundwohltuendeAuswirkungenaufwirtschaftlicherEbene.DieWirtschaftbrauchtnämlichfürihrkorrektesFunktionierendieEthik;nichtirgendeineEthik,sonderneinemenschenfreundlicheEthik.HeutesprichtmanvielvonEthikimBereichderWirtschaft,derFinanzenundderBetriebe.EsentstehenStudienzentrenundAusbildungsgängefürbusinessethics;inderWeltderhochentwickeltenLänderverbreitetsichimGefolgederrundumdiesozialeVerantwortungdesBetriebsentstandenenBewegungdasSystemderethischenZertifikate.DieBankenbietensogenannte»ethische«KontenundInvestitionsfondsan.Esentwickeltsichein»ethischesFinanzwesen«,vorallemdurchdenKleinkreditundallgemeinerdieMikrofinanzierung.DieseEntwicklungenrufenAnerkennunghervorundverdieneneinebreiteUnterstützung.IhrepositivenAuswirkungensindauchinwenigerentwickeltenZonenderErdewahrzunehmen.Esistjedochgut,aucheingültigesUnterscheidungskriteriumzuerarbeiten,damaneinegewisseAbnützungdesAdjektivs»ethisch«feststellt,das,wennesallgemeingebrauchtwird,auchsehrverschiedeneInhaltebezeichnet.Daskannsoweitgehenkann,daßunterseinemDeckmantelEntscheidungenundBeschlüssedurchgehen,diederGerechtigkeitunddemwahrenWohldesMenschenwidersprechen.
VielhängtnämlichvommoralischenBezugssystemab.ZudiesemThemahatdieSoziallehrederKircheeinenbesonderenBeitragzuleisten,dersichaufdieErschaffungdesMenschen»alsAbbildGottes«(Gen1,27)gründet,eineTatsache,vondersichdieunverletzlicheWürdedermenschlichenPersonebensoherleitetwiedertranszendenteWertdernatürlichenmoralischenNormen.EineWirtschaftsethik,dievondiesenbeidenSäulenabsähe,würdeunvermeidlichGefahrlaufen,ihremoralischeQualitätzuverlierenundsichinstrumentalisierenzulassen;genauergesagt,siewürderiskieren,zueinerFunktionfürdiebestehendenWirtschafts-undFinanzsystemezuwerden,stattzumKorrektivihrerMißstände.UnteranderemwürdesieschließlichauchdieFinanzierungvonethischnichtvertretbarenProjektenrechtfertigen.FernersolldasWort»ethisch«nichtinideologischdiskriminierenderWeiseangewandtwerden,indemmandamitzuverstehengibt,daßdieInitiativen,diesichnichtformellmitdieserBezeichnungzieren,nichtethischseien.Manmußsichnichtnurdarumbemühen–dieBemerkungisthierwesentlich!–,daß»ethische«SektorenundBereichederÖkonomieoderdesFinanzwesensentstehen,sonderndaßdiegesamteWirtschaftunddasgesamteFinanzwesenethischsindunddasnichtnurdurcheineäußerlicheEtikettierung,sondernausAchtungvordenihrerNaturselbstwesenseigenenAnsprüchen.DiesbezüglichsprichtdiejüngsteSoziallehrederKirchemitallerKlarheit,wennsiedaranerinnert,daßdieWirtschaftmitallenihrenZweigeneinTeilbereichdesvielfältigenmenschlichenTunsist.[113]
46.BetrachtetmandiemitderBeziehungzwischenUnternehmenundEthikbefaßtenThemenbereichesowiedieEntwicklung,diedasProduktionssystemdurchmacht,soscheintes,daßdiebisherallgemeinverbreiteteUnterscheidungzwischengewinnorientierten(profit)Unternehmenundnichtgewinnorientierten(nonprofit)Organisationennichtmehrimstandeist,überdietatsächlicheSituationvollständigRechenschaftzugebenoderzukünftigeEntwicklungeneffektivzugestalten.IndiesenletztenJahrzehntenisteingroßerZwischenbereichzwischendenbeidenUnternehmenstypologienentstanden.ErbestehtaustraditionellenUnternehmen,dieallerdingsHilfsabkommenfürrückständigeLänderunterzeichneten;ausUnternehmensgruppen,dieZielemitsozialemNutzenverfolgen;ausderbuntenWeltderVertreterdersogenanntenöffentlichenundGemeinschaftswirtschaft.Eshandeltsichnichtnurumeinen»drittenSektor«,sondernumeineneueumfangreichezusammengesetzteWirklichkeit,diedasPrivateunddasÖffentlicheeinbeziehtunddenGewinnnichtausschließt,ihnaberalsMittelfürdieVerwirklichunghumanerundsozialerZielebetrachtet.DieTatsache,daßdieseUnternehmendieGewinnenichtverteilenoderdaßsiedieeineoderanderevondenRechtsnormenvorgeseheneStrukturhaben,wirdnebensächlichangesichtsihrerBereitschaft,denGewinnalseinMittelzubegreifen,umeineHumanisierungdesMarktesundderGesellschaftzuerreichen.Esistzuwünschen,daßdieseneuenUnternehmensformeninallenLändernaucheineentsprechenderechtlicheundsteuerlicheGestaltfinden.OhnedenherkömmlichenUnternehmensformenetwasvonihrerwirtschaftlichenBedeutungundNützlichkeitzunehmen,bewirkendieneuenFormen,daßsichdasSystemzueinerklarerenundvollkommenerenÜbernahmederVerpflichtungenseitensderWirtschaftsvertreterentwickelt.Nichtnurdas.GeradedieVielfaltderinstitutionellenUnternehmensformensollteeinenhumanerenundzugleichwettbewerbsfähigerenMarkthervorbringen.
47.DieVermehrungderverschiedenenUnternehmenstypologienundbesondersderjenigen,diedazufähigsind,denGewinnalseinMittelzubegreifen,umdenZweckderHumanisierungdesMarktesundderGesellschaftenzuerreichen,mußauchindenLändernverfolgtwerden,dieunterAusschlußoderAusgrenzungausdenglobalenWirtschaftskreisläufenleiden.Dortistessehrwichtig,mitProjektenangemessenkonzipierterundverwalteterSubsidiaritätvoranzukommen,dievorallemdieRechtezustärkentrachten,wobeijedochimmerauchdieÜbernahmeentsprechenderVerantwortlichkeitenvorgesehenist.IndenBeiträgenzurEntwicklungmußdasPrinzipderzentralenStellungdermenschlichenPersonsichergestelltsein,diedasSubjektist,dasinersterLiniedieVerpflichtungzurEntwicklungaufsichnehmenmuß.DasHauptinteressegiltderVerbesserungderLebenssituationenderkonkretenMenschenineinerbestimmtenRegion,damitsiejenenVerpflichtungennachkommenkönnen,derenErfüllungihnenihrederzeitigeNotlageunmöglichmacht.DieSorgekannniemalseineabstrakteHaltungsein.UmandieeinzelnenSituationenangepaßtwerdenzukönnen,müssendieEntwicklungsprogrammevonFlexibilitätgekennzeichnetsein;unddieEmpfängerderHilfesolltendirektindiePlanungderProjekteeinbezogenundzuHauptakteurenihrerUmsetzungwerden.Ebensoistesnotwendig,dieKriterieneinesstufenweisenundbegleitendenFortschreitens–einschließlichderlaufendenKontrollederErgebnisse–anzuwenden,daeskeineuniversalgültigenRezeptegibt.VielhängtvonderkonkretenDurchführungderInterventionenab.»WeildieVölkerdieBaumeisterihreseigenenFortschrittssind,müssensieselbstauchanersterStelledieLastundVerantwortungdafürtragen.Abersiewerdenesnichtschaffen,wennsiegegenseitigisoliertbleiben«.[114]AngesichtsderKonsolidierungdesProzessesderfortschreitendenIntegrationderErdehatdieseMahnungPapstPaulsVI.heutenochgrößereGültigkeit.DieDynamikderEinbeziehunghatnichtsMechanischesansich.DieLösungenmüssenaufderGrundlageeinerbehutsamenEinschätzungderSituationgenauaufdasLebenderVölkerundkonkretenPersonenzugeschnittenwerden.NebendenGroßprojektenbrauchtesdiekleinenProjekteundvorallemdietatkräftigeMobilisierungallerAngehörigenderZivilgesellschaft,sowohlderjuristischenwiederphysischenPersonen.
DieinternationaleZusammenarbeitbenötigtPersonen,diedenwirtschaftlichenundmenschlichenEntwicklungsprozeßdurchdieSolidaritätihrerPräsenz,derBegleitung,derAusbildungunddesRespektsteilen.UnterdiesemGesichtspunktmüßtensichdieinternationalenOrganismenselbstnachdertatsächlichenWirksamkeitihreroftvielzukostspieligenbürokratischenVerwaltungsapparatefragen.Eskommtmituntervor,daßderHilfeempfängerzueinemMittelfürdenHelferwirdunddieArmendazudienen,aufwendigebürokratischeOrganisationenaufrechtzuerhalten,diefürihreneigenenBestandallzuhoheBeträgeausjenenRessourcenfürsichbehalten,dieeigentlichfürdieEntwicklungbestimmtseinsollten.AusdieserSichtwäreeswünschenswert,daßsichalleinternationalenOrganismenunddieNichtregierungsorganisationenzueinergrößerenTransparenzverpflichteten,indemsiedieSpendersowiedieöffentlicheMeinungüberdenprozentualenAnteildererhaltenenGelder,derfürdieProgrammederZusammenarbeitbestimmtist,überdentatsächlichenInhaltsolcherProgrammeundschließlichüberdieZusammensetzungderAusgabenderEinrichtungselbstinformieren.
48.DasThemaEntwicklungistheutestarkandieVerpflichtungengebunden,dieausderBeziehungdesMenschenzurnatürlichenUmweltentstehen.DieseBeziehungwurdeallenvonGottgeschenkt.DerUmgangmitihrstelltfürunseineVerantwortunggegenüberdenArmen,denkünftigenGenerationenundderganzenMenschheitdar.WenndieNaturundallenvoranderMenschalsFruchtdesZufallsoderdesEvolutionsdeterminismusangesehenwerden,wirddasVerantwortungsbewußtseinindenGewissenschwächer.DerGläubigeerkennthingegeninderNaturdaswunderbareWerkdesschöpferischenEingreifensGottes,dasderMenschverantwortlichgebrauchendarf,uminAchtungvorderinnerenAusgewogenheitderSchöpfungselbstseineberechtigtenmateriellenundgeistigenBedürfnissezubefriedigen.WenndieseAuffassungschwindet,wirdamEndederMenschdieNaturentwederalseinunantastbaresTabubetrachtenoder,imGegenteil,sieausbeuten.BeideHaltungenentsprechennichtderchristlichenAnschauungderNatur,dieFruchtderSchöpfungGottesist.
DieNaturistAusdruckeinesPlansderLiebeundderWahrheit.SiegehtunsvorausundwirdunsvonGottalsLebensraumgeschenkt.SiesprichtzuunsvomSchöpfer(vgl.Röm1,20)undvonseinerLiebezudenMenschen.Sieistdazubestimmt,amEndederZeiteninChristus»vereintzuwerden«(vgl.Eph1,9-10;Kol1,19-20).Auchsieistalsoeine»Berufung«.[115]DieNaturstehtunsnichtals»einHaufenzufälligverstreuterAbfälle«[116]zurVerfügung,sondernalseineGabedesSchöpfers,derdieihrinnewohnendenOrdnungengezeichnethat,damitderMenschdarausdiegebotenenAufschlüssebezieht,»damiter[sie]bebaueundhüte«(Gen2,15).Aberesmußauchbetontwerden,daßesderwahrenEntwicklungwiderspricht,dieNaturfürwichtigerzuhaltenalsdiemenschlichePerson.DieseEinstellungverleitetzuneu-heidnischenHaltungenodereinemneuenPantheismus:AusderineinemreinnaturalistischenSinnverstandenenNaturalleinkannmannichtdasHeilfürdenMenschenableiten.AllerdingsmußmanauchdiegegenteiligePositionzurückweisen,dieeinevollständigeTechnisierungderNaturanstrebt,weildasnatürlicheUmfeldnichtnurMaterieist,überdiewirnachunseremBeliebenverfügenkönnen,sondernwunderbaresWerkdesSchöpfers,daseine„Grammatik“insichträgt,dieZweckeundKriterienfüreineweise,nichtfunktionelleundwillkürlicheNutzungangibt.VieleSchädenfürdieEntwicklungrührenheuteausdiesenverzerrtenAuffassungenher.DieNaturvollständigaufeineMengeeinfacherGegebenheitenzuverkürzen,erweistsichschließlichalsQuellederGewaltgegenüberderUmweltundmotiviertzurespektlosenHandlungengegenüberderNaturdesMenschen.DadiesenichtnurausMaterie,sondernauchausGeistbestehtundalssolchereichanBedeutungenundzuerreichendentranszendentenZielenist,hatsieaucheinennormativenCharakterfürdieKultur.DerMenschdeutetundbildetdienatürlicheUmweltdurchdieKulturnach,dieihrerseitsdurchdieverantwortliche,aufdieGebotedesSittengesetzesachtendeFreiheitbestimmtwird.DieProjektefüreineganzheitlichemenschlicheEntwicklungdürfendaherdienachfolgendenGenerationennichtignorieren,sondernmüssenzurSolidaritätundGerechtigkeitzwischendenGenerationenbereitsein,indemsiedenvielfältigenBereichen–demökologischen,juristischen,ökonomischen,politischenundkulturellen–Rechnungtragen.[117]
49.DiemitderSorgeunddemSchutzfürdieUmweltzusammenhängendenFragenmüssenheutederEnergieproblematikentsprechendeBeachtungschenken.DasAufkaufendernichterneuerbarenEnergiequellendurcheinigeStaaten,einflußreicheGruppenundUnternehmenstelltnämlicheinschwerwiegendesHindernisfürdieEntwicklungderarmenLänderdar.DieseverfügenwederüberdieökonomischenMittel,umsichZugangzudenbestehendennichterneuerbarenEnergiequellenzuverschaffen,nochkönnensiedieSuchenachneuenundalternativenQuellenfinanzieren.DasAufkaufendernatürlichenRessourcen,diesichinvielenFällengeradeindenarmenLändernbefinden,führtzuAusbeutungundhäufigenKonfliktenzwischendenNationenundauchinnerhalbderLänderselbst.SolcheKonfliktewerdenhäufiggeradeaufdemBodendieserLänderausgetragen,miteinerbedrückendenSchlußbilanzvonTod,ZerstörungundweiteremNiedergang.DieinternationaleGemeinschafthatdieunumgänglicheAufgabe,dieinstitutionellenWegezufinden,umderAusbeutungdernichterneuerbarenRessourcenEinhaltzugebieten,unddasauchunterEinbeziehungderarmenLänder,ummitihnengemeinsamdieZukunftzuplanen.
AuchandieserFrontbestehtdiedringendemoralischeNotwendigkeiteinererneuertenSolidarität,besondersindenBeziehungenzwischendenEntwicklungsländernunddenhochindustrialisiertenLändern.[118]DietechnologischfortschrittlichenGesellschaftenkönnenundmüssenihrenEnergieverbrauchverringern,weildieProduktioninderverarbeitendenIndustriesichweiterentwickelt,aberauchweilsichunterihrenBürgerneinegrößereSensibilitätfürdieUmweltverbreitet.Manmußaußerdemhinzufügen,daßheuteeineVerbesserungderLeistungsfähigkeitderEnergierealisierbarundesgleichzeitigmöglichist,dieSuchenachalternativenEnergienvoranzutreiben.EsistjedochaucheineweltweiteNeuverteilungderEnergiereservennotwendig,sodaßauchdieLänder,dieüberkeineeigenenQuellenverfügen,dortZugangerhaltenkönnen.IhrSchicksaldarfnichtdenHändendeszuerstAngekommenenoderderLogikdesStärkerenüberlassenwerden.EshandeltsichumbeachtlicheProbleme,die,wennsieinentsprechenderWeiseangegangenwerdensollen,vonseitenallerdieverantwortungsvolleBewußtwerdungderFolgenverlangen,dieüberdieneuenGenerationenhereinbrechenwerden,vorallemüberdiesehrvielenJugendlichenindenarmenVölkern,die»ihrenAnteilamAufbaueinerbesserenWeltfordern«.[119]
50.DieseVerantwortungistglobal,weilsienichtnurdieEnergie,sonderndieganzeSchöpfungbetrifft,diewirdenneuenGenerationennichtausgebeutethinterlassendürfen.EsistdemMenschengestattet,eineverantwortungsvolleSteuerungüberdieNaturauszuüben,umsiezuschützen,zunutzenundauchinneuenFormenundmitfortschrittlichenTechnologienzukultivieren,sodaßsiedieBevölkerung,diesiebewohnt,würdigaufnehmenundernährenkann.EsgibtPlatzfüralleaufdieserunsererErde:AufihrsolldieganzeMenschheitsfamiliedienotwendigenRessourcenfinden,ummitHilfederNaturselbst,demGeschenkGottesanseineKinder,undmitdemEinsatzihrerArbeitundihrerErfindungsgabewürdigzuleben.WirmüssenjedochaufdiesehrernsteVerpflichtunghinweisen,dieErdedenneuenGenerationenineinemZustandzuübergeben,sodaßauchsiewürdigaufihrlebenundsieweiterkultivierenkönnen.Dasschließtein,»essichzurPflichtzumachen,nachverantwortungsbewußterAbwägunggemeinsamzuentscheiden,welcherWegeinzuschlagenist,mitdemZiel,jenenBundzwischenMenschundUmweltzustärken,dereinSpiegelderSchöpferliebeGottesseinsoll–desGottes,indemwirunserenUrsprunghabenundzudemwirunterwegssind«.[120]Mankannnurwünschen,daßdieinternationaleGemeinschaftunddieeinzelnenRegierungeneswirksamverhindernkönnen,daßdieUmweltzuihremSchadenausgenutztwird.Esistebensoerforderlich,daßdiezuständigenAutoritätenallenötigenAnstrengungenunternehmen,damitdiewirtschaftlichenundsozialenKostenfürdieBenutzungderallgemeinenUmweltressourcenoffendargelegtsowievondenNutznießernvollgetragenwerdenundnichtvonanderenVölkernoderzukünftigenGenerationen:DerSchutzderUmwelt,derRessourcenunddesKlimaserfordert,daßalleaufinternationalerEbeneVerantwortlichengemeinsamhandelnundbereitsind,ingutemGlauben,demGesetzentsprechendundinSolidaritätmitdenschwächstenRegionenunseresPlanetenzuarbeiten.[121]EinedergrößtenAufgabenderÖkonomieistgeradederäußersteffizienteGebrauchderRessourcen,nichtdieVerschwendung,wobeimansichbewußtseinmuß,daßderBegriffderEffizienznichtwertneutralist.
51.DieVerhaltensmuster,nachdenenderMenschdieUmweltbehandelt,beeinflussendieVerhaltensmuster,nachdenenersichselbstbehandelt,undumgekehrt.DasfordertdieheutigeGesellschaftdazuheraus,ernsthaftihrenLebensstilzuüberprüfen,derinvielenTeilenderWeltzumHedonismusundKonsumismusneigtundgegenüberdendarausentstehendenSchädengleichgültigbleibt.[122]NotwendigisteintatsächlicherGesinnungswandel,derunsdazuanhält,neueLebensweisenanzunehmen,»indenendieSuchenachdemWahren,SchönenundGutenunddieGemeinschaftmitdenanderenMenschenfüreingemeinsamesWachstumdieElementeseinsollen,diedieEntscheidungenfürKonsum,SparenundInvestitionenbestimmen«.[123]JedeVerletzungderbürgerlichenSolidaritätundFreundschaftruftUmweltschädenhervor,sowiedieUmweltschädenihrerseitsUnzufriedenheitindensozialenBeziehungenauslösen.DieNaturistbesondersinunsererZeitsosehrindieDynamikdersozialenundkulturellenAbläufeintegriert,daßsiefastkeineunabhängigeVariablemehrdarstellt.DiefortschreitendeWüstenbildungunddieVerelendungmancherAgrargebietesindauchErgebnisderVerarmungderdortwohnendenBevölkerungenundderRückständigkeit.DurchdieFörderungderwirtschaftlichenundkulturellenEntwicklungjenerBevölkerungenschütztmanauchdieNatur.WievielenatürlicheRessourcenwerdenzudemdurchKriegezerstört!DerFriedederVölkerundzwischendenVölkernwürdeaucheinengrößerenSchutzderNaturerlauben.DasAufkaufenderRessourcen,besondersdesWassers,kannschwereKonflikteunterderbetroffenenBevölkerunghervorrufen.EinfriedlichesEinvernehmenüberdieNutzungderRessourcenkanndieNaturundzugleichdasWohlergehenderbetroffenenGesellschaftenschützen.
DieKirchehateineVerantwortungfürdieSchöpfungundmußdieseVerantwortungauchöffentlichgeltendmachen.Undwennsiedastut,mußsienichtnurdieErde,dasWasserunddieLuftalsGabenderSchöpfungverteidigen,dieallengehören.SiemußvorallemdenMenschengegenseineSelbstzerstörungschützen.EsmußsoetwaswieeinerichtigverstandeneÖkologiedesMenschengeben.DieBeschädigungderNaturhängtnämlichengmitderKulturzusammen,diedasmenschlicheZusammenlebengestaltet.WenninderGesellschaftdie»Humanökologie«[124]respektiertwird,profitiertdavonauchdieUmweltökologie.WiediemenschlichenTugendenmiteinanderverbundensind,sodaßdieSchwächungeinerTugendauchdieanderengefährdet,sostütztsichdasökologischeSystemaufdieEinhaltungeinesPlanes,dersowohldasgesundeZusammenlebeninderGesellschaftwiedasguteVerhältniszurNaturbetrifft.
UmdieNaturzuschützen,genügtesnicht,mitanspornendenodereinschränkendenMaßnahmeneinzugreifen,undaucheineentsprechendeAnleitungreichtnichtaus.DassindwichtigeHilfsmittel,aberdasentscheidendeProblemistdasmoralischeVerhaltenderGesellschaft.WenndasRechtaufLebenundaufeinennatürlichenTodnichtrespektiertwird,wennEmpfängnis,SchwangerschaftundGeburtdesMenschenaufkünstlichemWegerfolgen,wennEmbryonenfürdieForschunggeopfertwerden,verschwindetschließlichderBegriffHumanökologieundmitihmderBegriffderUmweltökologieausdemallgemeinenBewußtsein.EsisteinWiderspruch,vondenneuenGenerationendieAchtungdernatürlichenUmweltzuverlangen,wennErziehungundGesetzeihnennichthelfen,sichselbstzuachten.DasBuchderNaturisteinesundunteilbarsowohlbezüglichderUmweltwiedesLebensundderBereicheSexualität,Ehe,Familie,sozialeBeziehungen,kurzderganzheitlichenEntwicklungdesMenschen.UnserePflichtengegenüberderUmweltverbindensichmitdenPflichten,diewirgegenüberdemMenschenansichundinBeziehungzudenanderenhaben.MankannnichtdieeinenPflichtenfordernunddieanderenunterdrücken.DasisteinschwerwiegenderWiderspruchderheutigenMentalitätundPraxis,derdenMenschendemütigt,dieUmwelterschüttertunddieGesellschaftbeschädigt.
52.DieWahrheitunddieLiebe,diesieerschließt,lassensichnichtproduzieren,mankannsienurempfangen.IhreletzteQuelleistnichtundkannnichtderMenschsein,sondernGott,dasheißtEr,derWahrheitundLiebeist.DiesesPrinzipistsehrwichtigfürdieGesellschaftundfürdieEntwicklung,dawederdieeinenochdieanderelediglichmenschlicheProdukteseinkönnen;ebensogründetsichdieBerufungzurEntwicklungderMenschenundderVölkernichtaufeinelediglichmenschlicheEntscheidung,sondernsieistineinenPlaneingeschrieben,derunsvorausgehtundfürunsalleeinePflichtdarstellt,diefreiwilligangenommenwerdenmuß.Das,wasunsvorausgeht,unddas,wasunskonstituiert–dieLiebeunddieWahrheit–,zeigtuns,wasdasGuteistundworinunserGlückbesteht.EszeigtunssomitdenWegzurwahrenEntwicklung.
FÜNFTESKAPITEL
DIEZUSAMMENARBEITDERMENSCHHEITSFAMILIE
53.EinederschlimmstenArtenvonArmut,diederMenscherfahrenkann,istdieEinsamkeit.GenaubetrachtethabenauchdieanderenArtenvonArmut,einschließlichdermateriellenArmut,ihrenUrsprunginderIsolation,imNicht-geliebt-SeinoderinderSchwierigkeitzulieben.OftentstehendieArtenderArmutausderZurückweisungderLiebeGottes,auseinemursprünglichentragischenVerschließendesMenscheninsichselbst,dermeint,sichselbstgenügenzukönnenodernureineunbedeutendeundvorübergehendeErscheinung,ein»Fremder«ineinemzufälliggebildetenUniversumzusein.DerMenschistentfremdet,wenneralleinistodersichvonderWirklichkeitablöst,wennerdaraufverzichtet,aneinFundamentzudenkenundzuglauben.[125]DieMenschheitinsgesamtistentfremdet,wennsiesichbloßmenschlichenPlänen,IdeologienundfalschenUtopienverschreibt.[126]HeuteerscheintdieMenschheitinteraktiveralsgestern:DiesegrößereNähemußzuechterGemeinschaftwerden.DieEntwicklungderVölkerhängtvorallemdavonab,sichalseineeinzigeFamiliezuerkennen,dieineinerechtenGemeinschaftzusammenarbeitetundvonSubjektengebildetwird,dienichteinfachnebeneinanderleben.[127]
PapstPaulVI.bemerkte,daß»dieWeltkrankist,weilihrGedankenfehlen«.[128]DieseAussageenthälteineFeststellung,vorallemabereinenWunsch:EsbedarfeinesneuenSchwungsdesDenkens,umdieImplikationenunseresFamilieseinsbesserzuverstehen;diewechselseitigenUnternehmungenderVölkerdieserErdefordernunszudiesemSchwungauf,damitdieIntegrationimZeichenderSolidarität[129]undnichtderVerdrängungvollzogenwird.EinsolchesDenkenverpflichtetauchzueinerkritischenundbeurteilendenVertiefungderKategoriederBeziehung.EshandeltsichumeineAufgabe,dienichtvondenSozialwissenschaftenalleindurchgeführtwerdenkann,insofernsiedenBeitragvonWissenwieMetaphysikundTheologieverlangt,umdietranszendenteWürdedesMenschenklarzubegreifen.
DerMenschalsGeschöpfvongeistigerNaturverwirklichtsichindenzwischenmenschlichenBeziehungen.Jeechtererdieselebt,destomehrreiftauchseineeigenepersönlicheIdentität.NichtdurchAbsonderungbringtsichderMenschselberzurGeltung,sondernwennersichinBeziehungzudenanderenundzuGottsetzt.DieBedeutungsolcherBeziehungenwirdalsogrundlegend.DiesgiltauchfürdieVölker.IhrerEntwicklungistdahereinemetaphysischeSichtderBeziehungzwischendenPersonensehrzuträglich.DiesbezüglichfindetdieVernunftAnregungundOrientierunginderchristlichenOffenbarung.GemäßdieserwirddiePersonnichtdurchdieGemeinschaftderMenschenabsorbiert,beziehungsweiseihreAutonomiezunichtegemacht,wieesindenverschiedenenFormendesTotalitarismusgeschieht.VielmehrbringtdieGemeinschaftimchristlichenDenkendiePersonweiterzurGeltung,dadieBeziehungzwischenPersonundGemeinschaftdereinesGanzengegenübereinemanderenGanzenentspricht.[130]WiedieGemeinschaftderFamilieinsichdiePersonen,diesiebilden,nichtauflöstundwiedieKircheselbstdie»neueSchöpfung«(vgl.Gal6,15;2Kor5,17),diedurchdieTaufeihremLeibeingegliedertwird,vollhervorhebt,solöstauchdieEinheitderMenschheitsfamilieinsichdiePersonen,VölkerundKulturennichtauf,sondernmachtsiefüreinandertransparenterundvereintsiestärkerinihrerlegitimenVielfalt.
54.DasThemaderEntwicklungderVölkerfälltmitdemderEinbeziehungallerPersonenundVölkerindieeineGemeinschaftderMenschheitsfamiliezusammen,dieaufderBasisderGrundwertederGerechtigkeitunddesFriedensinSolidaritätgebildetwird.DieseSichtfindetvonderBeziehungderPersonenderDreifaltigkeitindemeinenGöttlichenWesenhereineklareErhellung.DieDreifaltigkeitistvölligeEinheit,insoferndiedreiGöttlichenPersonenreineBeziehungsind.DiegegenseitigeTransparenzzwischendenGöttlichenPersonenistvölligunddieVerbindunguntereinandervollkommen,dennsiebildeneineabsoluteEinheitundEinzigkeit.GottwillauchunsindieseWirklichkeitderGemeinschaftaufnehmen:»dennsiesolleneinssein,wiewireinssind«(Joh17,22).DieKircheistZeichenundWerkzeugdieserEinheit.[131]AuchdieBeziehungenzwischenMenscheninderGeschichtekönnennurNutzenausdemBezugaufdiesesgöttlicheModellziehen.InsbesondereimLichtdesoffenbartenGeheimnissesderDreifaltigkeitverstehtman,daßeineechteÖffnungnichtzentrifugaleZerstreuungbedeutet,sonderntiefeDurchdringung.DiesergibtsichauchausdergemeinsamenmenschlichenErfahrungderLiebeundderWahrheit.WiediesakramentaleLiebedieEheleutegeistigals»einFleisch«(Gen2,24;Mt19,5;Eph5,31)verbindetundausdenzweieneineechteEinheitinderBeziehungmacht,verbindetaufanalogeWeisedieWahrheitdieVernunftwesenuntereinanderundläßtsieimEinklangdenken,indemsiesieanziehtundinsichvereint.
55.DiechristlicheOffenbarungüberdieEinheitdesMenschengeschlechtssetzteinemetaphysischeInterpretationdeshumanumvoraus,indemdieFähigkeitzurBeziehungeinwesentlichesElementdarstellt.AuchandereKulturenundReligionenlehrenBrüderlichkeitundFriedenundsinddaherfürdieganzheitlicheEntwicklungdesMenschenvongroßerBedeutung.EsfehlenabernichtreligiöseundkulturelleHaltungen,indenendasPrinzipderLiebeundderWahrheitnichtvollständigangenommenundamEndesodieechtemenschlicheEntwicklunggebremstodersogarbehindertwird.DieWeltvonheuteistvoneinigenKulturenmitreligiösemHintergrunddurchzogen,diedenMenschennichtzurGemeinschaftverpflichten,sondernihnaufderSuchenachdemindividuellenWohlisolieren,indemsiesichdaraufbeschränken,psychologischeErwartungenzubefriedigen.AucheinegewisseVerbreitungvonreligiösenWegenkleinerGruppenodersogareinzelnerPersonenundderreligiöseSynkretismuskönnenFaktoreneinerZerstreuungundeinesMangelsanEngagementsein.EinmöglichernegativerEffektdesGlobalisierungsprozessesistdieTendenz,solchenSynkretismuszubegünstigen[132]unddabeiFormenvon„Religionen“zunähren,diedieMenscheneinanderentfremden,anstattsieeinanderbegegnenzulassen,undsievonderWirklichkeitentfernen.GleichzeitigbleibenmitunterkulturelleundreligiöseVermächtnisseweiterbestehen,diedieGesellschaftinfestesozialeKasteneingrenzen,inFormenvonmagischemGlauben,diedieWürdederPersonmißachten,undinHaltungenderUnterwerfungunterokkulteMächte.AufdieserEbeneistesfürdieLiebeunddieWahrheitschwierig,sichzubehaupten,wasSchadenfürdieechteEntwicklungmitsichbringt.
Wenneseinerseitswahrist,daßdieEntwicklungdieReligionenundKulturenderverschiedenenVölkerbraucht,istesausdiesemGrundandererseitsebensowahr,daßeineangemesseneUnterscheidungvonnötenist.ReligionsfreiheitbedeutetnichtreligiöseGleichgültigkeitundbringtnichtmitsich,daßalleReligionengleichsind.[133]DieUnterscheidunghinsichtlichdesBeitragsderKulturenundReligionenzumAufbaudersozialenGemeinschaftinderAchtungdesGemeinwohlsistvorallemfürden,derpolitischeGewaltausübt,erforderlich.SolcheUnterscheidungmußsichaufdasKriteriumderLiebeundderWahrheitstützen.DadieEntwicklungderMenschenundderVölkeraufdemSpielsteht,wirdsiedieMöglichkeitderEmanzipationundderEinbeziehungimHinblickaufeinewirklichuniversaleGemeinschaftderMenschenberücksichtigen.»DerganzeMenschundalleMenschen«sinddasKriterium,umauchdieKulturenunddieReligionenzubeurteilen.DasChristentum,dieReligiondes»Gottes,dereinmenschlichesAngesichthat«,[134]trägtinsichselbsteinsolchesKriterium.
56.DiechristlicheReligionunddieanderenReligionenkönnenihrenBeitragzurEntwicklungnurleisten,wennGottauchimöffentlichenBereichmitspezifischemBezugaufdiekulturellen,sozialen,wirtschaftlichenundinsbesonderepolitischenAspektePlatzfindet.DieSoziallehrederKircheistentstanden,umdieses»StatutdesBürgerrechts«[135]derchristlichenReligiongeltendzumachen.DieVerweigerungdesRechts,öffentlichdieeigeneReligionzubekennenunddafürtätigzusein,daßauchdasöffentlicheLebenüberdieWahrheitendesGlaubensunterrichtetwird,bringtnegativeFolgenfürdiewahreEntwicklungmitsich.DerAusschlußderReligionvomöffentlichenBereichwieandererseitsderreligiöseFundamentalismusbehinderndieBegegnungzwischendenMenschenundihreZusammenarbeitfürdenFortschrittderMenschheit.DasöffentlicheLebenverarmtanMotivationen,unddiePolitiknimmteinunerträglichesundaggressivesGesichtan.DieMenschenrechtelaufenGefahrnichtgeachtetzuwerden,weilsieentwederihrestranszendentenFundamentsberaubtwerdenoderweildiepersönlicheFreiheitnichtanerkanntwird.ImLaizismusundimFundamentalismusverliertmandieMöglichkeiteinesfruchtbarenDialogsundeinergewinnbringendenZusammenarbeitzwischenVernunftundreligiösemGlauben.DieVernunftbedarfstetsderReinigungdurchdenGlauben,unddiesgiltauchfürdiepolitischeVernunft,diesichnichtfürallmächtighaltendarf.DieReligionbedarfihrerseitsstetsderReinigungdurchdieVernunft,umihrechtesmenschlichesAntlitzzuzeigen.DerAbbruchdiesesDialogsistmiteinemschwerlastendenPreisfürdieEntwicklungderMenschheitverbunden.
57.DerfruchtbareDialogzwischenGlaubeundVernunftkannnurdasWerkdersozialenNächstenliebewirksamermachenundbildetdensachgemäßenRahmen,umdiebrüderlicheZusammenarbeitzwischenGläubigenundNichtgläubigenindergemeinsamenSicht,fürdieGerechtigkeitunddenFriedenderMenschheitzuarbeiten,zufördern.InderPastoralkonstitutionGaudiumetspessagtendieKonzilsväter:»EsistfasteinmütigeAuffassungderGläubigenundNichtgläubigen,daßallesaufErdenaufdenMenschenalsseinenMittel-undHöhepunkthinzuordnenist«.[136]FürdieGläubigenistdieWeltnichtdasProduktdesZufallsnochderNotwendigkeit,sonderneinesPlanesGottes.VondaherkommtdiePflichtderGläubigen,ihreBemühungenmitallenMenschengutenWillens–AngehörigeandererReligionenoderNichtgläubige–zuvereinen,damitunsereWeltwirklichdemgöttlichenPlanentspricht:alseineFamilieunterdemBlickdesSchöpferszuleben.BesonderesZeichenderLiebeundLeitkriteriumfürdiebrüderlicheZusammenarbeitvonGläubigenundNichtgläubigenistganzsicherdasPrinzipderSubsidiarität,[137]AusdruckderunveräußerlichenFreiheitdesMenschen.DieSubsidiaritätistvorallemeineHilfefürdiePersondurchdieAutonomiedermittlerenGruppenundVerbände.SolcheHilfewirdgeboten,wenndiePersonunddiesozialenSubjekteesnichtauseigenerKraftschaffen,undschließtimmeremanzipatorischeZielsetzungenein,dasiedieFreiheitunddiePartizipation,insofernsieÜbernahmevonVerantwortungist,fördert.DieSubsidiaritätachtetdieWürdederPerson,indersieeinSubjektsieht,dasimmerimstandeist,anderenetwaszugeben.IndemsieinderGegenseitigkeitdieinnersteVerfassungdesMenschenanerkennt,istdieSubsidiaritätdaswirksamsteGegenmittelzujederFormeinesbevormundendenSozialsystems.SiekannsowohldievielfacheGliederungderEbenenunddaherderVielfaltderSubjekteerklärenalsauchihreKoordinierung.EshandeltsichdemnachumeinbesondersgeeignetesPrinzip,umdieGlobalisierungzulenkenundsieaufeineechtemenschlicheEntwicklungauszurichten.UmnichteinegefährlicheuniversaleMachtmonokratischerArtinsLebenzurufen,mußdieSteuerungderGlobalisierungvonsubsidiärerArtsein,undzwarinmehrereStufenundverschiedeneEbenengegliedert,dasiedieFragenacheinemglobalenGemeingutaufwirft,daszuverfolgenist;einesolcheAutoritätmußaberaufsubsidiäreundpolyarchischeArtundWeiseorganisiertsein,[138]umdieFreiheitnichtzuverletzenundsichkonkretwirksamzuerweisen.
58.DasPrinzipderSubsidiaritätmußinengerVerbindungmitdemPrinzipderSolidaritätgewahrtwerdenundumgekehrt.DennwenndieSubsidiaritätohnedieSolidaritätineinensozialenPartikularismusabrutscht,soistebenfallswahr,daßdieSolidaritätohnedieSubsidiaritätineinSozialsystemabrutscht,daßdenBedürftigenerniedrigt.DieseRegelallgemeinerArtmußebensosehrbeachtetwerden,wennFragenbezüglichinternationalerEntwicklungshilfenangegangenwerden.DiesekönnenjenseitsderAbsichtenderGebermituntereinVolkineinerLagederAbhängigkeithaltenodersogarSituationenvonlokalerHerrschaftundAusbeutunginnerhalbdesHilfeempfängerlandesbegünstigen.DamitdieWirtschaftshilfenauchwirklichsolchesind,dürfensiekeineHintergedankenverfolgen.SiemüssenunterMiteinbeziehungnichtnurderRegierungenderbetroffenenLändergeleistetwerden,sondernauchderörtlichenWirtschaftstreibendenundderKulturträgerderZivilgesellschaft,einschließlichderörtlichenKirchen.DieHilfsprogrammemüsseninimmergrößeremAusmaßdieMerkmalevonProgrammenannehmen,dieErgänzungundPartizipationvonunteneinbeziehen.Esistnämlichwahr,daßindenLändern,dieEntwicklungshilfeempfangen,diegrößtehervorzuhebendeRessourcederReichtumanMenschenist:DasistdasechteKapital,daswachsenmuß,umdenärmstenLänderneinewahreautonomeZukunftzusichern.Esistauchdaranzuerinnern,daßaufwirtschaftlichemGebietdieHaupthilfe,dererdieEntwicklungsländerbedürfen,darinbesteht,dieschrittweiseEingliederungihrerProdukteaufdenWeltmärktenzuerlaubenundzufördernundsoihrevolleTeilnahmeaminternationalenWirtschaftslebenzuermöglichen.ZuofthabeninderVergangenheitdieHilfendazugenützt,nurNebenmärktefürdieProduktedieserLänderzuschaffen.DiesistoftvomFehleneinerechtenNachfragenachdiesenProduktenbedingt:Daheristesnotwendig,diesenLändernzuhelfen,ihreProduktezuverbessernundsiebesserderNachfrageanzupassen.ÜberdieshabeneinigeoftdieKonkurrenzderEinfuhrvon–normalerweiselandwirtschaftlichen–ProduktenausdenwirtschaftlichärmerenLänderngefürchtet.Dennochmußdaranerinnertwerden,daßfürdieseLänderdieMöglichkeitzurVermarktungsolcherProduktesehroftbedeutet,ihrÜberlebenaufkurzeundlangeZeitzusichern.EingerechterundausgeglichenerWelthandelimAgrarbereichkannfüralleVorteilebringen,sowohlaufSeitendesAngebotswiederNachfrage.AusdiesemGrundistesnichtnurnotwendig,dieseProduktionenkommerziellauszurichten,sondernWelthandelsregelnfestzulegen,diesieunterstützen,unddieFinanzierungenfürdieEntwicklungzuverstärken,umdieseWirtschaftenproduktiverzumachen.
59.DieEntwicklungszusammenarbeitdarfnichtdiewirtschaftlicheDimensionalleinbetreffen;siemußeineguteGelegenheitzurkulturellenundmenschlichenBegegnungwerden.WenndieTrägerderKooperationindenwirtschaftlichentwickeltenLändernnichtdereigenenundderfremdenkulturellenundaufmenschlichenWertengründendenIdentitätRechnungtragen,wieesmituntergeschieht,könnensiekeinentiefenDialogmitdenBürgernderarmenLändernaufnehmen.WennletztereihrerseitssichgleichgültigundunterschiedslosjedemkulturellenAngebotöffnen,sindsienichtinderLage,dieVerantwortungfürihreechteEntwicklungzuübernehmen.[139]DietechnologischfortgeschrittenenGesellschaftendürfendieeigenetechnologischeEntwicklungnichtmiteinervermeintlichenkulturellenÜberlegenheitverwechseln,sondernmüssenbeisichselberzuweilenvergesseneTugendenwiederentdecken,dieihneneineBlüteinderGeschichtegebrachthaben.DieaufstrebendenGesellschaftenmüssendemtreubleiben,wasinihrenTraditionenanechtMenschlichemvorhandenist,indemsieeineautomatischeÜberlagerungmitdenMechanismenderglobalisiertentechnologischenZivilisationvermeiden.InallenKulturengibtesbesondereundvielfältigeethischeÜbereinstimmungen,dieAusdruckderselbenmenschlichen,vomSchöpfergewolltenNatursindunddievonderethischenWeisheitderMenschheitNaturrechtgenanntwird.[140]EinsolchesuniversalesSittengesetzistdiefesteGrundlageeinesjedenkulturellen,religiösenundpolitischenDialogsunderlaubtdemvielfältigenPluralismusderverschiedenenKulturen,sichnichtvondergemeinsamenSuchenachdemWahrenundGutenundnachGottzulösen.DieZustimmungzudiesemindieHerzeneingeschriebenenGesetzistdaherdieVoraussetzungfürjedekonstruktivesozialeZusammenarbeit.InallenKulturengibtesBeschwerliches,vondemmansichbefreien,undSchatten,denenmansichentziehenmuß.DerchristlicheGlaube,derindenKulturenGestaltannimmtundsiedabeitranszendiert,kannihnenhelfen,inuniversalerGemeinschaftundSolidaritätzumVorteildergemeinsamenweltweitenEntwicklungzuwachsen.
60.BeiderSuchenachLösungenindergegenwärtigenWirtschaftskrisemußdieEntwicklungshilfefürdiearmenLänderalseinechtesMittelzurVermögensschaffungfüralleangesehenwerden.WelchesandereHilfsprojektkanneineselbstfürdieWeltwirtschaftsobedeutendeWertsteigerunginAussichtstellenwiedieUnterstützungvonVölkern,diesichnochineinerAnfangsphaseoderwenigfortgeschrittenenPhaseihreswirtschaftlichenEntwicklungsprozessesbefinden?AusdiesemBlickwinkelwerdendiewirtschaftlichmehrentwickeltenLänderdasMöglichetun,umhöhereSätzeihresBruttoinlandproduktsfürdieEntwicklungshilfebereitzustellen,wobeinatürlichdieaufderEbenederinternationalenGemeinschaftübernommenenVerpflichtungeneinzuhaltensind.SiekönnendiesunteranderemdurcheineRevisionderPolitikderFürsorgeundsozialenSolidaritätinihremInnerentun,indemsiedasPrinzipderSubsidiaritätanwendenundbesserintegrierteSystemesozialerVorsorgemitaktiverTeilnahmederPrivatpersonenundderZivilgesellschaftschaffen.AufdieseWeiseistessogarmöglich,dieSozial-undFürsorgeleistungenzuverbessernundgleichzeitigGeldmittelzusparen–auchunterBeseitigungvonVerschwendungenundmißbräuchlichenBezügen–,diefürdieinternationaleSolidaritätzubestimmensind.EinSystemsozialerSolidarität,daseinegrößereBeteiligungkenntundorganischeraufgebautist,daswenigerbürokratisch,abernichtwenigerkoordiniertist,würdeeserlauben,vieleheuteschlummerndeEnergienauchzumNutzenderSolidaritätunterdenVölkernzurGeltungzubringen.
EineMöglichkeitderEntwicklungshilfekönnteaufderwirksamenAnwendungdersogenanntensteuerlichenSubsidiaritätberuhen,dieesdenBürgerngestattenwürde,überdenBestimmungszweckvonAnteilenihrerdemStaaterbrachtenSteuernzuentscheiden.WennpartikularistischeAusartungenvermiedenwerden,kanndiesdazuverhelfen,FormensozialerSolidaritätvonuntenzufördern,wobeioffensichtlicheVorteileauchaufSeitenderSolidaritätfürdieEntwicklungbestehen.
61.EineaufinternationalerEbenebreitereSolidaritätdrücktsichvoralleminderweiterenFörderung–selbstunterdenVerhältnisseneinerWirtschaftskrise–einesgrößerenZugangszurBildungaus,dieandererseitseinewesentlicheBedingungfürdieWirksamkeitderinternationalenZusammenarbeitselberist.DerBegriff„Bildung“beziehtsichnichtalleinaufUnterrichtundAusbildungzumBeruf,diebeidewichtigeGründefürdieEntwicklungsind,sondernaufdieumfassendeFormungderPerson.DiesbezüglichisteinproblematischerAspekthervorzuheben:BeiderErziehungmußmanwissen,wasdiemenschlichePersonist,undihreNaturkennen.DieBehauptungeinerrelativistischenSichtdieserNaturstelltdieErziehung,vorallemdiemoralischeErziehung,vorernsteProbleme,indemsieihreerweiterteBedeutungaufuniversalerEbenebeeinträchtigt.WennmaneinemsolchenRelativismusnachgibt,werdenalleärmer,wasnegativeAuswirkungenauchaufdieWirksamkeitderHilfefürdienotleidendenVölkerhat,dienichtnurderwirtschaftlichenundtechnischenMittelbedürfen,sondernauchpädagogischeMöglichkeitenundMittelbrauchen,diediePersoneninihrervollenmenschlichenVerwirklichungunterstützen.
EinBeispielfürdieBedeutungdiesesProblemsbietetunsdasPhänomendesinternationalenTourismus,[141]dereinenbeträchtlichenFaktorfürdiewirtschaftlicheEntwicklungunddaskulturelleWachstumdarstellenkann,sichaberauchineineGelegenheitzuAusbeutungundmoralischemVerfallverwandelnkann.DiegegenwärtigeSituationbietetaußergewöhnlicheMöglichkeiten,denndiewirtschaftlichenAspektederEntwicklung,dasheißtdieGeldflüsseundderAnfangbedeutenderunternehmerischerErfahrungenvorOrt,könnensichmitdenkulturellenAspekten,inersterLiniemitjenemderBildung,verbinden.InvielenFällengeschiehtdies,aberinvielenanderenistderinternationaleTourismuseininerzieherischerHinsichtverderblichesEreignissowohlfürdenTouristenalsauchfürdieörtlicheBevölkerung.LetzterewirdoftmitunmoralischemodersogarperversemVerhaltenkonfrontiert,wieesbeimsogenanntenSextourismusderFallist,demvieleMenschen,selbstinjugendlichemAlter,zumOpferfallen.Esistschmerzlichfestzustellen,daßdiessichoftmitZustimmungderörtlichenRegierungen,mitdemSchweigenderRegierungenderHerkunftsländerderTouristenundinKomplizenschaftvieler,dieinderBranchetätigsind,abspielt.AuchwennesnichtzusolchenAuswüchsenkommt,wirdderinternationaleTourismusnichtseltenalsKonsumundinhedonistischerFormgelebt,alsFluchtundunterdenfürdieHerkunftsländertypischenBedingungenorganisiert,sodaßeineechteBegegnungmitdenMenschenundderKulturnichtbegünstigtwird.ManmußdaheraneinenanderenTourismusdenken,derinderLageist,einechtesgegenseitigesKennenlernenzufördern,ohnederErholungunddemgesundenVergnügenRaumwegzunehmen:EinTourismusdieserArtmuß–auchdankeinerengerenVerbindungderErfahrungvoninternationalerZusammenarbeitundzugunstenderEntwicklung–gefördertwerden.
62.EinandererAspekt,derinbezugaufdieganzheitlichemenschlicheEntwicklungBeachtungverdient,istdasPhänomenderMigrationen.DiesesPhänomenerschütterteinenwegenderMengederbetroffenenPersonen,wegendersozialen,wirtschaftlichen,politischen,kulturellenundreligiösenProbleme,dieesaufwirft,wegenderdramatischenHerausforderungen,vordieesdieNationenunddieinternationaleGemeinschaftenstellt.Wirkönnensagen,daßwirvoreinemsozialenPhänomenepochalerArtstehen,daseinestarkeundweitblickendePolitikderinternationalenKooperationverlangt,umesinangemessenerWeiseanzugehen.EinesolchePolitikmußausgehendvoneinerengenZusammenarbeitzwischenHerkunfts-undAufnahmeländernderMigrantenentwickeltwerden;siemußmitangemesseneninternationalenBestimmungeneinhergehen,dieimstandesind,dieverschiedenengesetzgeberischenOrdnungeninEinklangzubringeninderAussicht,dieBedürfnisseundRechtederausgewandertenPersonenundFamiliensowiezugleichderZielgesellschaftenderEmigrantenselbstzuschützen.KeinLandkannsichalleindazuimstandesehen,denMigrationsproblemenunsererZeitzubegegnen.WirallesindZeugenderLastanLeid,EntbehrungundHoffnung,diemitdenMigrationsströmeneinhergeht.DasPhänomenzusteuernistbekanntermaßenkomplex;dennochstehtfest,daßdieFremdarbeitertrotzderSchwierigkeitenimZusammenhangmitihrerIntegrationdurchihreArbeiteinenbedeutendenBeitragzurwirtschaftlichenEntwicklungdesGastlandesleistenunddarüberhinausdankderGeldsendungenaucheinemBeitragzurEntwicklungihrerUrsprungsländererbringen.OffensichtlichkönnendieseArbeitnehmernichtalsWareoderreineArbeitskraftangesehenwerden.SiedürfenfolglichnichtwieirgendeinandererProduktionsfaktorbehandeltwerden.JederMigrantisteinemenschlichePerson,diealssolcheunveräußerlicheGrundrechtebesitzt,dievonallenundinjederSituationrespektiertwerdenmüssen.[142]
63.BeiderBetrachtungderProblemederEntwicklungkannmannichtanders,alsdendirektenZusammenhangzwischenArmutundArbeitslosigkeithervorzuheben.InvielenFällensinddieArmendasErgebnisderVerletzungderWürdedermenschlichenArbeit,dasowohlihreMöglichkeitenbeschränktwerden(Arbeitslosigkeit,Unterbeschäftigung)alsauch»dieRechte,diesichausihrergeben,vorallemdasRechtaufangemesseneEntlohnungundaufdieSicherheitderPersondesArbeitnehmersundseinerFamilie,entleertwerden«.[143]DeswegenhatmeinVorgängerseligenAngedenkensJohannesPaulII.schonam1.Mai2000anläßlichdesJubiläumsderArbeiterzueiner»weltweitenKoalitionfürwürdigeArbeit«[144]aufgerufenunddabeidieStrategiederInternationalenArbeitsorganisationgefördert.AufdieseWeisehaterdiesemZielalsBestrebungderFamilieninallenLändernderWelteinestarkemoralischeBestätigungverliehen.WasbedeutetdasWort„Würde“aufdieArbeitangewandt?EsbedeuteteineArbeit,dieinjederGesellschaftAusdruckderwesenseigenenWürdejedesMannesundjederFrauist:einefreigewählteArbeit,diedieArbeitnehmer,MännerundFrauen,wirksamanderEntwicklungihrerGemeinschaftteilhabenläßt;eineArbeit,dieaufdieseWeisedenArbeiternerlaubt,ohnejedeDiskriminierunggeachtetzuwerden;eineArbeit,dieesgestattet,dieBedürfnissederFamiliezubefriedigenunddieKinderzurSchulezuschicken,ohnedaßdieseselbergezwungensindzuarbeiten;eineArbeit,diedenArbeitnehmernerlaubt,sichfreizuorganisierenundihreStimmezuGehörzubringen;eineArbeit,diegenügendRaumläßt,umdieeigenenpersönlichen,familiärenundspirituellenWurzelnwiederzufinden;eineArbeit,diedenindieRenteeingetretenenArbeitnehmernwürdigeVerhältnissesichert.
64.BeimNachdenkenüberdasThemaArbeitistaucheinHinweisaufdendringendenBedarfangebracht,daßdieGewerkschaftsorganisationenderArbeiternehmer,dievonderKirchestetsgefördertundunterstütztwurden,sichdenneuenPerspektivenöffnen,dieimBereichderArbeitauftauchen.InÜberwindungdereigenenGrenzenderkategorialenGewerkschaftensinddieGewerkschaftsorganisationendazuaufgerufen,sichumdieneuenProblemeunsererGesellschaftzukümmern:IchbeziehemichzumBeispielaufdieGesamtheitderFragen,diedieSozialwissenschaftlerimKonfliktzwischenArbeitnehmerundKonsumentermitteln.OhnenotwendigerweisedieTheseeineserfolgtenÜbergangsvonderzentralenRolledesArbeiterszuderdesKonsumentenvertretenzumüssen,scheintesjedenfalls,daßauchdaseinGebietfürinnovativeGewerkschaftserfahrungenist.DerglobaleRahmen,indemdieArbeitausgeübtwird,verlangtauch,daßdienationalenGewerkschaftsorganisationen,diesichvorwiegendaufdieVerteidigungderInteressendereigenenMitgliederbeschränken,denBlickebensoaufdieNichtmitgliederrichtenundinsbesondereaufdieArbeitnehmerindenEntwicklungsländern,wodieSozialrechteoftverletztwerden.DieVerteidigungdieserErwerbstätigen,dieauchdurchgeeigneteInitiativengegenüberihrenHerkunftsländerngefördertwird,erlaubtdenGewerkschaftsorganisationen,dieechtenethischenundkulturellenGründehervorzuheben,dieesihnenunteranderensozialenundArbeitszusammenhängengestattethaben,einentscheidenderFaktorfürdieEntwicklungzusein.StetsbleibtdietraditionelleLehrederKirchegültig,dieeineRollen-undAufgabenunterscheidungvonGewerkschaftundPolitikvorschlägt.DieseUnterscheidungerlaubtdenGewerkschaftsorganisationen,inderZivilgesellschaftjenenBereichherauszufinden,derammeistenihrerTätigkeitentspricht,fürdienotwendigeVerteidigungundFörderungderArbeitsweltvorallemzugunstenderausgebeutetenundnichtvertretenenArbeitnehmerSorgezutragen,derenbittereLagedemzerstreutenBlickderGesellschaftoftentgeht.
65.FernerbedarfdasFinanzwesenalssolcheseinernotwendigenErneuerungderStrukturenundBestimmungenseinerFunktionsweisen,derenschlechteAnwendungdieRealwirtschaftzuvorgeschädigthat.AufdieseWeisekannesdannwiedereinaufdiebessereVermögensschaffungundaufdieEntwicklungzielgerichtetesInstrumentwerden.DieganzeWirtschaftunddasganzeFinanzwesen–nichtnureinigeihrerBereiche–müssennachethischenMaßstäbenalsWerkzeugegebrauchtwerden,sodaßsieangemesseneBedingungenfürdieEntwicklungdesMenschenundderVölkerschaffen.EsistgewißnützlichunduntermanchenUmständenunerläßlich,FinanzinitiativeninsLebenzurufen,beidenendiehumanitäreDimensionvorherrscht.Diesdarfabernichtvergessenlassen,daßdasFinanzsysteminsgesamtaufdieUnterstützungeinerechtenEntwicklungzielgerichtetseinmuß.VorallemdarfdieAbsicht,Guteszutun,nichtderIntentionnachdertatsächlichenGüterproduktionskapazitätgegenübergestelltwerden.DieFinanzmaklermüssendieeigentlichethischeGrundlageihrerTätigkeitwiederentdecken,umnichtjenehochentwickeltenInstrumentezumißbrauchen,diedazudienenkönnen,dieSparerzubetrügen.RedlicheAbsicht,TransparenzunddieSuchenachgutenErgebnissensindmiteinandervereinbarunddürfennievoneinandergelöstwerden.WenndieLiebeklugist,kannsieauchdieMittelfinden,umgemäßeinerweitblickendenundgerechtenWirtschaftlichkeitzuhandeln,wievieleErfahrungenaufdemGebietderKreditgenossenschaftendeutlichunterstreichen.
SowohleineRegulierungdesBereichs,welchedieschwächerenSubjekteabsichertundskandalöseSpekulationenverhindert,alsauchderVersuchneuerFinanzformen,diezurFörderungvonEntwicklungsprojektenbestimmtsind,bedeutenpositiveErfahrungen,dievertieftundgefördertwerdenmüssenundzugleichandieEigenverantwortungdesSparersappellieren.AuchdieErfahrungdesMikrofinanzwesens,dasseineeigenenWurzelnindenÜberlegungenundWerkenderbürgerlichenHumanistenhat–ichdenkevorallemandasEntstehenderLeihhäuser–,mußbestärktundausgearbeitetwerden,besondersindiesenMomenten,wodieFinanzproblemefürvieleverwundbarereTeilederBevölkerung,dievordenRisikenvonWucherodervorderHoffnungslosigkeitgeschütztwerdenmüssen,dramatischwerdenkönnen.DieschwächerenSubjektemüssenangeleitetwerden,sichvordemWucherzuverteidigen.EbensosinddiearmenVölkerdarinzuschulen,realenNutzenausdemMikrokreditzuziehen.AufdieseWeisewerdendieMöglichkeitenvonAusbeutungindiesenzweiBereichengebremst.DaesauchindenreichenLändernneueFormenvonArmutgibt,kanndasMikrofinanzwesenHilfengeben,neueInitiativenundBereichezugunstenderschwachenGesellschaftsschichtenselbstinPhaseneinermöglichenVerarmungderGesellschaftzuschaffen.
66.DieweltweiteVernetzunghateineneuepolitischeMachtaufsteigenlassen,undzwarjenederKonsumentenundihrerVerbände.EshandeltsichumeinPhänomen,daseingehendzustudierenist,weilespositiveElementeenthält,diegefördertwerdenmüssen,wieauchÜbertreibungen,diezuvermeidensind.Esistgut,daßsichdieMenschenbewußtwerden,daßdasKaufennichtnureinwirtschaftlicherAkt,sondernimmeraucheinemoralischeHandlungist.DieKonsumentenhabendahereineklaresozialeVerantwortung,diemitdersozialenVerantwortungdesUnternehmenseinhergeht.SiemüssenständigzuderRolleerzogenwerden,[145]diesietäglichausübenunddiesieinderAchtungvordenmoralischenGrundsätzenausführenkönnen,ohnedieeigenewirtschaftlicheVernünftigkeitdesKaufaktsherabzusetzen.GeradeinZeitenwiedenen,diewirerleben,wodieKaufkraftsichverringernkönnteundmansichbeimKonsummäßigensollte,istesauchimBereichdesErwerbsnotwendig,andereWegezubeschreiten,wiezumBeispieldieFormenvonEinkaufskooperativenwiedieKonsumgenossenschaften,dieseitdemneunzehntenJahrhundertauchdankderInitiativevonKatholikentätigsind.Ferneristesnützlich,neueFormenderVermarktungvonProdukten,dieausunterdrücktenGebietenderErdestammen,zufördern,umdenErzeugerneinenannehmbarenLohnzusichernunterderBedingung,daßessichwirklichumeinentransparentenMarkthandelt,daßdieErzeugernichtnureinehöhereGewinnspanne,sondernaucheinebessereAusbildung,ProfessionalitätundTechnologieerhaltenunddaßsichschließlichmitsolchenWirtschaftserfahrungenfürdieEntwicklungnichtparteiideologischeAnsichtenverbinden.EinewirksamereRollederVerbraucher,wenndieseselbstnichtvonVerbändenmanipuliertwerden,diesienichtwirklichvertreten,istalsFaktoreinerwirtschaftlichenDemokratiewünschenswert.
67.GegenüberderunaufhaltsamenZunahmeweltweitergegenseitigerAbhängigkeitwirdgeradeauchbeieinerebensoweltweitanzutreffendenRezessionstarkdieDringlichkeiteinerReformsowohlderOrganisationderVereintenNationenalsauchderinternationalenWirtschafts-undFinanzgestaltungempfunden,damitdemKonzepteinerFamiliederNationenrealeundkonkreteFormgegebenwerdenkann.Desgleichenwirdalsdinglichgesehen,innovativeFormenzufinden,umdasPrinzipderSchutzverantwortung[146]anzuwendenundumauchdenärmerenNationeneinewirksameStimmeindengemeinschaftlichenEntscheidungenzuzuerkennen.DiesscheintgeradeimHinblickaufeinepolitische,rechtlicheundwirtschaftlicheOrdnungnotwendig,diedieinternationaleZusammenarbeitaufdiesolidarischeEntwicklungallerVölkerhinfördertundausrichtet.UmdieWeltwirtschaftzusteuern,dievonderKrisebetroffenenWirtschaftenzusanieren,einerVerschlimmerungderKriseundsichdarausergebendenUngleichgewichtenvorzubeugen,umeinegeeignetevollständigeAbrüstungzuverwirklichen,dieSicherheitunddenFriedenzunähren,denUmweltschutzzugewährleistenunddieMigrationsströmezuregulieren,istdasVorhandenseineinerechtenpolitischenWeltautorität,wiesieschonvonmeinemVorgänger,demseligenPapstJohannesXXIII.,angesprochenwurde,dringendnötig.EinesolcheAutoritätmußsichdemRechtunterordnen,sichaufkonsequenteWeiseandiePrinzipienderSubsidiaritätundSolidaritäthalten,aufdieVerwirklichungdesGemeinwohlshingeordnetsein,[147]sichfürdieVerwirklichungeinerechtenganzheitlichenmenschlichenEntwicklungeinsetzen,diesichvondenWertenderLiebeinderWahrheitinspirierenläßt.DarüberhinausmußdieseAutoritätvonallenanerkanntsein,überwirksameMachtverfügen,umfürjedenSicherheit,WahrungderGerechtigkeitundAchtungderRechtezugewährleisten.[148]OffensichtlichmußsiedieBefugnisbesitzen,gegenüberdenParteiendeneigenenEntscheidungenwieauchdenindenverschiedeneninternationalenForengetroffenenabgestimmtenMaßnahmenBeachtungzuverschaffen.InErmangelungdessenwürdenämlichdasinternationaleRechttrotzdergroßenFortschritte,dieaufdenverschiedenenGebietenerzieltwordensind,Gefahrlaufen,vomKräftegleichgewichtderStärkerenbestimmtzuwerden.DieganzheitlicheEntwicklungderVölkerunddieinternationaleZusammenarbeiterfordern,daßeineübergeordneteStufeinternationalerOrdnungvonsubsidiärerArtfürdieSteuerungderGlobalisierungerrichtetwird[149]unddaßeinedermoralischenOrdnungentsprechendeSozialordnungsowiejeneVerbindungzwischenmoralischemundsozialemBereich,zwischenPolitikundwirtschaftlichemundzivilemBereich,dieschonindenStatutenderVereintenNationendargelegtwurde,endlichverwirklichtwerden.
SECHSTESKAPITEL
DIEENTWICKLUNGDERVÖLKERUNDDIETECHNIK
68.DasThemaderEntwicklungderVölkeristengmitdemderEntwicklungjedeseinzelnenMenschenverbunden.DerMenschistvonseinerNaturausindynamischerWeiseaufdieeigeneEntwicklungausgerichtet.DabeihandeltessichnichtumeinevonnatürlichenMechanismengewährleisteteEntwicklung,dennjedervonunsweiß,daßerimstandeist,freieundverantwortungsvolleEntscheidungenzutreffen.EshandeltsichauchnichtumeineEntwicklung,dieunsererWillkürüberlassenist,dawirallewissen,daßwirGeschenksindundnichtErgebniseinerSelbsterzeugung.DieFreiheitistinunsursprünglichvonunseremSeinunddessenGrenzenbestimmt.NiemandformteigenmächtigdaseigeneBewußtsein,sondernallebauendaseigene„Ich“aufderGrundlageeines„Selbst“auf,dasunsgegebenist.WirkönnenüberandereMenschenundauchüberunsselbstnichtverfügen.DieEntwicklungdesMenschenverkommt,wennersichanmaßt,seineigenerundeinzigerHervorbringerzusein.ÄhnlichgerätdieEntwicklungderVölkerausdenBahnen,wenndieMenschheitmeint,sichwiedererschaffenzukönnen,wennsiesichder„Wunder“derTechnikbedient.SowiesichdiewirtschaftlicheEntwicklungalstrügerischundschädlichherausstellt,wennsiesichden„Wundern“derFinanzweltanvertraut,umeinunnatürlichesundkonsumorientiertesWachstumzuunterstützen.GegenüberdieserprometheischenAnmaßungmüssenwirdieLiebezueinerFreiheitstärken,dienichtwillkürlichist,sonderndurchdieAnerkennungdesihrvorausgehendenGutenmenschlichergewordenist.DazumußderMenschsichwiederzusichkommen,umdieGrundnormendesnatürlichenSittengesetzeszuerkennen,dasGottihminsHerzgeschriebenhat.
69.DasProblemderEntwicklungistheuteengmitdemtechnologischenFortschrittundmitdessenerstaunlichenAnwendungenimBereichderBiologieverbunden.DieTechnik–dasseihierunterstrichen–isteinezutiefstmenschlicheErscheinung,dieandieAutonomieundFreiheitdesMenschengeknüpftist.InderTechnikkommtzumAusdruckundbestätigtsichdieHerrschaftdesGeistesüberdieMaterie.»DerGeistdesMenschenkannsich,vonderVersklavungunterdieSachweltbefreit,ungehinderterzurKontemplationundAnbetungdesSchöpferserheben«.[150]DieTechnikgestattetes,dieMateriezubeherrschen,dieRisikenzuverringern,Mühezusparen,dieLebensbedingungenzuverbessern.SieentsprichtdereigentlichenBerufungdermenschlichenArbeit:InderTechnik,diealsWerkseinesGeistesgesehenwird,erkenntderMenschsichselbstundverwirklichtdaseigeneMenschsein.DieTechnikistderobjektiveAspektdermenschlichenArbeit,[151]derenUrsprungundDaseinsberechtigungimsubjektivenElementliegt:demarbeitendenMenschen.DarumistdieTechnikniemalsnurTechnik.SiezeigtdenMenschenundseinStrebennachEntwicklung,sieistAusdruckderSpannungdesmenschlichenGeistesbeiderschrittweisenÜberwindunggewissermateriellerBedingtheiten.DieTechnikfügtsichdaherindenAuftragein,»dieErdezubebauenundzuhüten«(vgl.Gen2,15),denGottdemMenschenerteilthat,undmußdaraufausgerichtetsein,jenenBundzwischenMenschundUmweltzustärken,derSpiegelderschöpferischenLiebeGottesseinsoll.
70.DietechnologischeEntwicklungkannzurIdeeverleiten,daßsichdieTechnikselbstgenügt,wennderMenschsichnurdieFragenachdemWiestelltunddievielenWarumunbeachtetläßt,vondenenerzumHandelnangesporntwird.DasistderGrunddafür,daßdieTechnikeinzwiespältigesGesichtannimmt.DasieausdermenschlichenKreativitätalsdemWerkzeugderFreiheitderPersonhervorgegangenist,kanndieTechnikalsElementabsoluterFreiheitverstandenwerden,jenerFreiheit,dievondenGrenzenabsehenwill,diedieDingeinsichtragen.DerGlobalisierungsprozeßkönntedieIdeologiendurchdieTechnikersetzen,[152]dieselbstzueinerideologischenMachtgewordenistunddieMenschheitderGefahraussetzt,sichineinemApriorieingeschlossenzufinden,ausdemsienichtausbrechenkann,umdemSeinundderWahrheitzubegegnen.IndiesemFallwürdenwiralleunsereLebensumständeinnerhalbeinestechnokratischenKulturhorizonts,demwirstrukturellangehörenwürden,erkennen,einschätzenundbestimmen,ohnejeeinenSinnfindenzukönnen,denwirnichtselbsterzeugthaben.DieseVorstellungmachtheutedietechnizistischeMentalitätsostark,daßsiedasWahremitdemMachbarenzusammenfallenläßt.WennaberdieEffizienzundderNutzendaseinzigeKriteriumderWahrheitsind,wirdautomatischdieEntwicklunggeleugnet.DenndieechteEntwicklungbestehtnichtinersterLinieimTun.SchlüsselderEntwicklungisteinVerstand,derinderLageist,dieTechnikzudurchdenkenunddenzutiefstmenschlichenSinndesTunsdesMenschenimSinnhorizontderinderGesamtheitihresSeinsgenommenenPersonzuerfassen.AuchwennderMenschdurcheinenSatellitenodereinenferngesteuertenelektronischenImpulstätigist,bleibtseinTunimmermenschlich,AusdruckverantwortlicherFreiheit.DieTechnikwirktaufdenMenschensehranziehend,weilsieihndenphysischenBeschränkungenentreißtundseinenHorizonterweitert.AberdiemenschlicheFreiheitistnurdannimeigentlichenSinnsieselbst,wennsieaufdenZauberderTechnikmitEntscheidungenantwortet,dieFruchtmoralischerVerantwortungsind.DarausergibtsichdieDinglichkeiteinerErziehungzursittlichenVerantwortungimUmgangmitderTechnik.AusgehendvonderFaszination,diedieTechnikaufdenMenschenausübt,mußmandenwahrenSinnderFreiheitwiedergewinnen,dienichtinderTrunkenheiteinertotalenAutonomiebesteht,sonderninderAntwortaufdenAufrufdesSeins,angefangenbeidemSein,daswirselbstsind.
71.DiesesmöglicheAbweichendertechnischenDenkweisevonihremursprünglichenhumanistischenLaufistheuteindenPhänomenenderTechnisierungsowohlderEntwicklungwiedesFriedensoffenkundig.HäufigwirddieEntwicklungderVölkeralseineFragederFinanzierungstechnik,derÖffnungderMärkte,derZollsenkung,derroduktionsinvestitionen,derinstitutionellenReformen–letztlichalseinereintechnischeFragegesehen.AlledieseBereichesindäußerstwichtig,abermanmußsichfragen,warumdieEntscheidungentechnischerArtbisjetztnureinigermaßenfunktionierthaben.DerGrunddafürmußtiefergesuchtwerden.DieEntwicklungwirdniemalsvongleichsamautomatischenundunpersönlichenKräften–seienesjenedesMarktesoderjenederinternationalenPolitik–vollkommengarantiertwerden.OhnerechtschaffeneMenschen,ohneWirtschaftsfachleuteundPolitiker,dieinihremGewissendenAufrufzumGemeinwohlnachdrücklichleben,istdieEntwicklungnichtmöglich.SowohldieberuflicheVorbereitungwiediemoralischeKonsequenzsindvonnöten.WennsichdieVerabsolutierungderTechnikdurchsetzt,kommteszueinerVerwechslungvonZielenundMitteln;derUnternehmerwirdalseinzigesKriteriumfürseinHandelndenhöchstenGewinnderProduktionansehen;derPolitikerdieFestigungderMacht;derWissenschaftlerdasErgebnisseinerEntdeckungen.Sogeschiehtes,daßoftunterdemNetzderWirtschafts-,Finanz-oderpolitischenBeziehungenUnverständnis,UnbehagenundUngerechtigkeitenweiterbestehen;dieStrömetechnischenFachwissensvervielfachensich,allerdingszumVorteilihrerEigentümer,währenddietatsächlicheSituationderVölker,diejenseitsundfastimmerimSchattendieserStrömeleben,weiterunverändertundohnerealeEmanzipationsmöglichkeitenbleibt.
72.AuchderFriedeläuftmitunterGefahr,alseintechnischesProdukt–lediglichalsErgebnisvonAbkommenzwischenRegierungenodervonInitiativenzurSicherstellungeffizienterWirtschaftshilfen–betrachtetzuwerden.Esstimmt,daßderAufbaudesFriedensdasständigeKnüpfendiplomatischerKontakte,wirtschaftlichenundtechnologischenAustausch,kulturelleBegegnungen,AbkommenübergemeinsameVorhabenebensoerfordertwiedieÜbernahmegemeinsamgeteilterVerpflichtungen,umkriegerischeBedrohungeneinzudämmenunddieregelmäßigwiederkehrendenterroristischenVersuchungenanderWurzelfreizulegen.DamitdieseBemühungendauerhafteWirkungenhervorbringenkönnen,müssensiesichallerdingsaufWertestützenkönnen,dieinderWahrheitdesLebensverwurzeltsind.Dasheißt,manmußdieStimmederbetreffendenBevölkerunghörenundsichihreLageanschauen,umihreErwartungenentsprechendzudeuten.HiermußmansichsozusagenständigineineLiniemitderanonymgeleistetenAnstrengungsovielerMenschenstellen,diesichsehrdafürengagieren,dieBegegnungzwischendenVölkernzufördernunddieEntwicklungausgehendvonLiebeundgegenseitigemVerständniszubegünstigen.UnterdiesenPersonensindauchgläubigeChristen,dieandergroßenAufgabebeteiligtsind,derEntwicklungunddemFriedeneinenvollaufmenschlichenSinnzugeben.
73.MitdertechnologischenEntwicklungverbundenistdiegestiegeneVerbreitungdersozialenKommunikationsmittel.Esistbereitsfastunmöglich,sichdieExistenzdermenschlichenFamilieohnesievorzustellen.ImgutenwieimbösensindsiedermaßenimLebenderWeltpräsent,daßdieEinstellungderjenigen,diedieNeutralitätdersozialenKommunikationsmittelbehauptenunddaherihreAutonomieinbezugaufdiedieMenschenbetreffendeMoralfordern,wirklichabsurderscheint.DerartigeSichtweisen,diediestrikttechnischeNaturderMediennachdrücklichbetonen,begünstigentatsächlichoftihreUnterordnungunterdaswirtschaftlicheKalkül,unterdieAbsicht,dieMärktezubeherrschen,undnichtzuletztunterdasVerlangen,kulturelleParameteraufzuerlegen,dieProjektenideologischerundpolitischerMachtdienen.AngesichtsihrerfundamentalenBedeutungbeiderBestimmungvonVeränderungeninderArtundWeise,wiedieWirklichkeitunddiemenschlichePersonselbstwahrgenommenundkennengelerntwird,wirdeinaufmerksamesNachdenkenüberihrenEinflußbesondersgegenüberderethisch-kulturellenDimensionderGlobalisierungunddersolidarischenEntwicklungderVölkernotwendig.Entsprechenddem,wasvoneinemkorrektenUmgangmitderGlobalisierungundEntwicklunggefordertwird,müssenSinnundZielsetzungderMedienaufanthropologischerGrundlagegesuchtwerden.Dasheißt,daßsienichtnurdannGelegenheitzurHumanisierungwerdenkönnen,wennsiedankdertechnologischenEntwicklunggrößereKommunikations-undInformationsmöglichkeitenbieten,sondernvorallemdann,wennsieimLichteinesBildesvomMenschenundvomGemeinwohl,dasderenuniversaleBedeutungwiderspiegelt,organisiertundausgerichtetwerden.DiesozialenKommunikationsmittelbegünstigenwederdieFreiheitnochglobalisierensiedieEntwicklungunddieDemokratiefüralleeinfachdeshalb,weilsiedieMöglichkeitenderVerbindungundZirkulationvonIdeenvervielfachen.UmsolcheZielezuerreichen,müssensieaufdieFörderungderWürdederMenschenundderVölkerausgerichtetsein,ausdrücklichvonderLiebebeseeltseinundimDienstderWahrheit,desGutensowiedernatürlichenundübernatürlichenBrüderlichkeitstehen.InderMenschheitistdieFreiheitnämlichmitdiesenhöherenWerteninnerlichverbunden.DieMedienkönneneinewertvolleHilfedarstellen,umdieGemeinschaftdermenschlichenFamilieunddasEthosderGesellschaftenwachsenzulassen,wennsieWerkzeugezurFörderungderallgemeinenTeilnahmeandergemeinsamenSuchenachdem,wasgerechtist,werden.
74.DerwichtigsteundentscheidendeBereichderkulturellenAuseinandersetzungzwischendemAbsolutheitsanspruchderTechnikunddermoralischenVerantwortungdesMenschenistheutedieBioethik,woaufradikaleWeisedieMöglichkeiteinerganzheitlichenmenschlichenEntwicklungselbstaufdemSpielsteht.EshandeltsichumeinenäußerstheiklenundentscheidendenBereich,indemmitdramatischerKraftdiefundamentaleFrageauftaucht,obsichderMenschselbsthervorgebrachthatoderobervonGottabhängt.DiewissenschaftlichenEntdeckungenaufdiesemGebietunddieMöglichkeitentechnischerEingriffescheinensoweitvorangekommenzusein,daßsieunsvordieWahlzwischendenzweiArtenderRationalitätstellt:dieaufTranszendenzhinoffeneVernunftoderdieinderImmanenzeingeschlosseneVernunft.ManstehtalsovoreinementscheidendenEntweder-Oder.DieRationalitätdesaufsichselbstzentriertentechnischenMachenserweistsichjedochalsirrational,weilsieeineentschiedeneAblehnungvonSinnundWertmitsichbringt.NichtzufälligprallendasSich-VerschließengegenüberderTranszendenzunddieSchwierigkeitzudenken,wieausdemNichtsdasSeinhervorgegangenundwieausdemZufallderVerstandentstandenseinsoll,aufeinander.[153]AngesichtsdieserdramatischenProblemehelfensichVernunftundGlaubegegenseitig.NurgemeinsamwerdensiedenMenschenretten.DievomreinentechnischenTungefesselteVernunftistohnedenGlaubendazuverurteilt,sichinderIllusiondereigenenAllmachtzuverlieren.DerGlaubeistohnedieVernunftderGefahrderEntfremdungvomkonkretenLebenderMenschenausgesetzt.[154]
75.SchonPapstPaulVI.hattedenweltweitenHorizontdersozialenFrageerkanntundaufihnhingewiesen.[155]WennmanihmaufdiesemWegfolgt,mußmanheutefeststellen,daßdiesozialeFrageinradikalerWeisezueineranthropologischenFragegewordenist,insofernsiedieMöglichkeitselbstbeinhaltet,dasLeben,dasvondenBiotechnologienimmermehrindieHändedesMenschengelegtwird,nichtnurzuverstehen,sondernauchzumanipulieren.InderheutigenKulturdertotalenErnüchterung,dieglaubt,alleGeheimnisseaufgedecktzuhaben,weilmanbereitsandieWurzeldesLebensgelangtist,kommteszurEntwicklungundFörderungvonIn-vitro-Fertilisation,Embryonenforschung,MöglichkeitendesKlonensundderHybridisierungdesMenschen.HierfindetderAbsolutheitsanspruchderTechnikseinenmassivstenAusdruck.IndieserArtvonKulturistdasGewissennurdazuberufen,einereintechnischeMöglichkeitzurKenntniszunehmen.MankannjedochnichtdiebeunruhigendenSzenarienfürdieZukunftdesMenschenunddieneuenmächtigenInstrumente,dieder»KulturdesTodes«zurVerfügungstehen,bagatellisieren.ZurverbreitetentragischenPlagederAbtreibungkönnteinZukunft–aberinsgeheimbereitsjetztschoninnucevorhanden–einesystematischeeugenischeGeburtenplanunghinzukommen.AufderentgegengesetztenSeitewirdeinermenseuthanasicaderWegbereitet,einemnichtwenigermißbräuchlichenAusdruckderHerrschaftüberdasLeben,dasunterbestimmtenBedingungenalsnichtmehrlebenswertbetrachtetwird.HinterdiesenSzenarienstehenkulturelleAuffassungen,welchediemenschlicheWürdeleugnen.DiesePraktikensindihrerseitsdazubestimmt,einematerielleundmechanistischeAuffassungvommenschlichenLebenzunähren.WerwirddienegativenAuswirkungeneinersolchenMentalitätaufdieEntwicklungermessenkönnen?WiewirdmansichnochüberdieGleichgültigkeitgegenüberdenSituationenmenschlichenVerfallswundernkönnen,wenndieGleichgültigkeitsogarunsereHaltunggegenüberdem,wasmenschlichistodernicht,kennzeichnet?EsverwunderteinendiewillkürlicheSelektivitätalldessen,washeutealsachtenswertvorgeschlagenwird.Währendvielegleichbereitsind,sichüberNebensächlichkeitenzuentrüsten,scheinensieunerhörteUngerechtigkeitenzutolerieren.WährenddieArmenderWeltnochimmerandieTürenderÜppigkeitklopfen,läuftdiereicheWeltGefahr,wegeneinesGewissens,dasbereitsunfähigist,dasMenschlichezuerkennen,jeneSchlägeanihreTürnichtmehrzuhören.GottenthülltdemMenschendenMenschen;dieVernunftundderGlaubearbeitenzusammen,ihmdasGutezuzeigen,wenneresnursehenwollte;dasNaturrecht,indemdieschöpferischeVernunftaufscheint,zeigtdieGrößedesMenschenauf,aberauchseinElend,wennerdenRufdermoralischenWahrheitnichtannimmt.
76.EinerderAspektedesmodernentechnisiertenGeistesbestehtinderNeigung,diemitdemInnenlebenverbundenenFragenundRegungennuruntereinempsychologischenGesichtspunktbishinzumneurologischenReduktionismuszubetrachten.DieInnerlichkeitdesMenschenwirdsoentleert,unddasBewußtseinvonderontologischenBeschaffenheitdermenschlichenSeelemitihrenTiefen,diedieHeiligenauszulotenwußten,gehtallmählichverloren.DieFragederEntwicklungistauchmitunsererAuffassungvonderSeeledesMenschenengverbunden,daunserIchoftaufdiePsychereduziertwirdunddieGesundheitderSeelemitdememotionalenWohlbefindenverwechseltwird.DiesenVerkürzungenliegteintiefesUnverständnisdesgeistlichenLebenszugrunde.Sieführendazu,nichtanerkennenzuwollen,daßdieEntwicklungdesMenschenundderVölkerjedochauchvonderLösungvonProblemengeistlicherArtabhängt.DieEntwicklungmußaußerdemmateriellenaucheingeistig-geistlichesWachstumumfassen,weilderMenscheine»EinheitausSeeleundLeib«[156]ist,geborenvonderschöpferischenLiebeGottesundzumewigenLebenbestimmt.DerMenschentwickeltsich,wennerimGeistwächst,wennseineSeelesichselbstunddieWahrheitenerkennt,dieGottihrkeimhafteingeprägthat,wennermitsichselbstundmitseinemSchöpferredet.FernvonGottistderMenschunstetundkrank.DiesozialeundpsychologischeEntfremdungunddievielenNeurosen,diefürdiereichenGesellschaftenkennzeichnendsind,verweisenauchaufUrsachengeistlicherNatur.Einemateriellentwickelte,aberfürdieSeelebedrückendeWohlstandsgesellschaftistanundfürsichnichtaufechteEntwicklungausgerichtet.DieneuenFormenderKnechtschaftderDrogeunddieVerzweiflung,indievieleMenschengeraten,findennichtnureinesoziologischeundpsychologische,sonderneineimwesentlichengeistlicheErklärung.DieLeere,dersichdieSeeletrotzvielerTherapienfürLeibundPsycheüberlassenfühlt,ruftLeidenhervor.EsgibtkeinevollständigeEntwicklungundkeinuniversalesGemeinwohlohnedasgeistlicheundmoralischeWohlderinihrerGesamtheitvonSeeleundLeibgesehenenPersonen.
77.DerAbsolutheitsanspruchderTechnikneigtdazu,eineUnfähigkeitentstehenzulassen,daswahrzunehmen,wassichnichtmitderbloßenMaterieerklärenläßt.UnddocherfahrenalleMenschensovieleimmaterielleundgeistigeAspekteihresLebens.ErkennenistnichteinnurmateriellerAkt,weildasErkannteimmeretwasverbirgt,wasüberdieempirischeGegebenheithinausgeht.JedeErkenntnis,auchdieeinfachste,istimmereinkleinesWunder,weilsiesichmitdenmateriellenMitteln,diewiranwenden,nievollständigerklärenläßt.InjederWahrheitstecktmehr,alswirselbstesunserwartethätten,inderLiebe,diewirempfangen,istimmeretwasfürunsÜberraschendes.Wirsolltenniemalsaufhören,angesichtsdieserWunderzustaunen.InjederErkenntnisundinjederLiebeshandlungerlebtdieSeeledesMenschenein»Mehr«,dassehreinerempfangenenGabegleicht,einerErhabenheit,zuderwirunserhöhtfühlen.AuchdieEntwicklungdesMenschenundderVölkerstehtaufeinerähnlichenHöhe,wennwirdiegeistigeDimensionbetrachten,diedieseEntwicklungnotwendigerweisekennzeichnenmuß,damitsieechtseinkann.SieerfordertneueAugenundeinneuesHerz,dieimstandesind,diematerialistischeSichtdermenschlichenGeschehnissezuüberwindenundinderEntwicklungein„darüberhinaus“zusehen,dasdieTechniknichtgebenkann.AufdiesemWegwirdesmöglichsein,jeneganzheitlichemenschlicheEntwicklungfortzusetzen,dieihrOrientierungskriteriuminderAntriebskraftderLiebeinderWahrheithat.
SCHLUSS
78.OhneGottweißderMenschnicht,wohinergehensoll,undvermagnichteinmalzubegreifen,wererist.AngesichtsderenormenProblemederEntwicklungderVölker,dieunsfastzurMutlosigkeitundzumAufgebendrängen,kommtunsdasWortdesHerrnJesusChristuszuHilfe,derunswissenläßt:»Getrenntvonmirkönntihrnichtsvollbringen«(Joh15,5)undunsermutigt:»IchbinbeieuchalleTagebiszumEndederWelt«(Mt28,20).AngesichtsderArbeitsfülle,diezubewältigenist,werdenwirimGlaubenandieGegenwartGottesaufrechterhaltenanderSeitederer,diesichinseinemNamenzusammentunundfürdieGerechtigkeitarbeiten.PapstPaulVI.hatunsinPopulorumprogressiodaranerinnert,daßderMenschnichtinderLageist,seinenFortschrittalleinzubetreiben,weilernichtvonsichauseinenechtenHumanismusbegründenkann.Nurwennwirdarandenken,daßwiralseinzelneundalsGemeinschaftdazuberufensind,alsseineKinderzurFamilieGotteszugehören,werdenwirauchdazufähigsein,einneuesDenkenhervorzubringenundneueKräfteimDiensteinesechtenganzheitlichenHumanismuszuentfalten.DiegroßeKraftimDienstderEntwicklungistdahereinchristlicherHumanismus,[157]derdieLiebebelebtundsichvonderWahrheitleitenläßt,indemerdieeineunddieanderealsbleibendeGabeGottesempfängt.DieVerfügbarkeitgegenüberGottöffnetunszurVerfügbarkeitgegenüberdenBrüdernundgegenübereinemLeben,dasalssolidarischeundfroheAufgabeverstandenwird.UmgekehrtstellendieideologischeVerschlossenheitgegenüberGottundderAtheismusderGleichgültigkeit,diedenSchöpfervergessenundGefahrlaufen,auchdiemenschlichenWertezuvergessen,heutediegrößtenHindernissefürdieEntwicklungdar.DerHumanismus,derGottausschließt,isteinunmenschlicherHumanismus.NureinfürdasAbsoluteoffenerHumanismuskannunsbeiderFörderungundVerwirklichungvonsozialenundzivilenLebensformen–imBereichderStrukturen,derEinrichtungen,derKultur,desEthos–leiten,indemerunsvorderGefahrbewahrt,zuGefangenenvonModendesAugenblickszuwerden.EsistdasWissenumdieunzerstörbareLiebeGottes,dasunsindemmühsamenunderhebendenEinsatzfürdieGerechtigkeitundfürdieEntwicklungderVölkerzwischenErfolgenundMißerfolgeninderunablässigenVerfolgungrechterOrdnungenfürdiemenschlichenAngelegenheitenunterstützt.DieLiebeGottesruftunszumAussteigenausallem,wasbegrenztundnichtendgültigist;siemachtunsMut,weiterzuarbeiteninderSuchenachdemWohlfüralle,auchwennessichnichtsofortverwirklichenläßt,auchwenndas,wasunszuverwirklichengelingt–unsunddenpolitischenAutoritätenundWirtschaftsfachleuten–,stetswenigeristalsdas,waswiranstreben.[158]GottgibtunsdieKraft,zukämpfenundausLiebefürdasgemeinsameWohlzuleiden,weilerunserAlles,unseregrößteHoffnungist.
79.DieEntwicklungbrauchtChristen,diedieArmezuGotterhebeninderGestedesGebets,Christen,dievondemBewußtseingetragensind,daßdievonWahrheiterfüllteLiebe,caritasinveritate,vonderdieechteEntwicklungausgeht,nichtunserWerkist,sondernunsgeschenktwird.DarummüssenwirauchindenschwierigstenundkompliziertestenAngelegenheitennichtnurbewußtreagieren,sondernunsvorallemaufseineLiebebeziehen.DieEntwicklungbeinhaltetAufmerksamkeitfürdasgeistlicheLeben,ernsthafteBeachtungderErfahrungendesGottvertrauens,dergeistlichenBrüderlichkeitinChristus,desSich-AnvertrauensandiegöttlicheVorsehungundBarmherzigkeit,derLiebeundVergebung,desSelbstverzichts,derAnnahmedesNächsten,derGerechtigkeitunddesFriedens.Dasallesistunverzichtbar,umdie»HerzenvonStein«in»HerzenvonFleisch«zuverwandeln(Ez36,26),umsodasLebenaufderErde„göttlich“unddamitmenschenwürdigerzumachen.DasallesgehörtdemMenschen,weilderMenschSubjektseinerExistenzist;undzugleichgehörtesGott,weilGottamAnfangundamEndevonalldemsteht,wasgiltunderlöst:»Welt,Leben,Tod,GegenwartundZukunft:allesgehörteuch;ihrabergehörtChristus,undChristusgehörtGott«(1Kor3,22-23).DastiefeVerlangendesChristenist,daßdieganzemenschlicheFamilieGottals»Vaterunser!«anrufenkann.ZusammenmitdemEingeborenenSohnkönnenalleMenschenlernen,zumVaterzubetenundihnmitdenWorten,dieJesusselbstunsgelehrthat,zubitten,ihnheiligenzukönnen,wennsienachseinemWillenleben,unddanndasnötigetäglicheBrotzuhabensowieVerständnisundGroßzügigkeitgegenüberdenSchuldigern,nichtzusehraufdieProbegestelltundvomBösenbefreitzuwerden(vgl.Mt6,9-13).
ZumAbschlußdesPaulusjahresmöchteichdiesenWunschmitdenWortendesApostelsausdemBriefandieRömerzumAusdruckbringen:»EureLiebeseiohneHeuchelei.VerabscheutdasBöse,haltetfestamGuten!SeideinanderinbrüderlicherLiebezugetan,übertreffteuchingegenseitigerAchtung«(12,9-10).DieJungfrauMaria,dievonPapstPaulVI.zurMaterEcclesiaeerklärtwurdeundvomchristlichenVolkalsSpeculumiustitiaeundReginapacisverehrtwird,beschützeunderhalteunsdurchihrehimmlischeFürsprachedieKraft,dieHoffnungunddieFreude,diewirbrauchen,umunsweiterhingroßzügigderVerpflichtungzuwidmen,»dieEntwicklungdesganzenMenschenundallerMenschen«[159]zuverwirklichen.
GegebenzuRom,SanktPeter,am29.Juni,demFestderheiligenApostelPetrusundPaulus,imJahr2009,demfünftenJahrmeinesPontifikats.
BENEDICTUSPP.XVI——
[1]Vgl.PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio(26.März1967),22:AAS59(1967),268;ZweitesVatikanischesKonzil,PastoralkonstitutionüberdieKircheinderWeltvonheuteGaudiumetspes,69.
[2]AnsprachezumTagderEntwicklung(23.August1968):AAS60(1968),626-627.
[3]Vgl.BotschaftzumWeltfriedenstag2002:AAS94(2002),132-140.
[4]Vgl.ZweitesVatikanischesKonzil,PastoralkonstitutionüberdieKircheinderWeltvonheuteGaudiumetspes,26.
[5]Vgl.JohannesXXIII.,EnzyklikaPaceminterris(11.April1963):AAS55(1963),268-270.
[6]Vgl.Nr.16:a.a.O.,265.
[7]Vgl.ebd.,82:a.a.O.,297.
[8]Ebd.,42:a.a.O.,278.
[9]Ebd.,20:a.a.O.,267.
[10]Vgl.ZweitesVatikanischesKonzil,PastoralkonstitutionüberdieKircheinderWeltvonheuteGaudiumetspes,36;PaulVI.,ApostolischesSchreibenOctogesimaadveniens(14.Mai1971),4:AAS63(1971),403-404;JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus(1.Mai1991),43:AAS83(1991),847.
[11]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,13:a.a.O.,263-264.
[12]Vgl.PäpstlicherRatfürGerechtigkeitundFrieden,KompendiumderSoziallehrederKirche,Nr.76.
[13]Vgl.BenediktXVI.,AnsprachezurEröffnungderV.GeneralkonferenzderBischofskonferenzenvonLateinamerikaundderKaribik(13.Mai2007):InsegnamentiIII,1(2007),854-870.
[14]Vgl.Nrn.3-5:a.a.O.,258-260.
[15]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaSollicitudoreisocialis(30.Dezember1987),6-7:AAS80(1988),517-519.
[16]Vgl.PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,14:a.a.O.,264.
[17]BenediktXVI.,EnzyklikaDeuscaritasest(25.Dezember2005),18:AAS98(2006),232.
[18]Ebd.,6:a.a.O.,222.
[19]Vgl.BenediktXVI.,AnspracheandieMitgliederderRömischenKuriebeimWeihnachtsempfang(22.Dezember2005):InsegnamentiI(2005),1023-1032.
[20]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaSollicitudoreisocialis,3:a.a.O.,515.
[21]Vgl.ebd.,1:a.a.O.,513-514.
[22]Vgl.ebd.,3:a.a.O.,515.
[23]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaLaboremexercens(14.September1981),3:AAS73(1981),583-584.
[24]Vgl.ders.,EnzyklikaCentesimusannus,3:a.a.O.,794-796.
[25]Vgl.EnzyklikaPopulorumprogressio,3:a.a.O.,258.
[26]Vgl.ebd.,34:a.a.O.,274.
[27]Vgl.Nrn.8-9:AAS60(1968),485-487;BenediktXVI.,AnspracheandieTeilnehmeramInternationalenKongreßderPäpstlichenLateranuniversitätanläßlichdes40.JahrestagsderEnzyklika»Humanaevitae«(10.Mai2008):Insegnamenti,IV,1(2008),753-756.
[28]Vgl.EnzyklikaEvangeliumvitae(25.März1995),Nr.93:AAS87(1995),507-508.
[29]Ebd.,101:a.a.O.,516-518.
[30]Nr.29:AAS68(1976),25.
[31]Ebd.,31:a.a.O.,26.
[32]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaSollicitudoreisocialis,41:a.a.O.,570-572.
[33]Vgl.ebd.;ders.,EnzyklikaCentesimusannus,5.54:a.a.O.,799.859-860.
[34]Nr.15:a.a.O.,491.
[35]Vgl.ebd,2:a.a.O.,258;LeoXIII.,EnzyklikaRerumnovarum(15.Mai1891):LeonisXIIIP.M.Acta,XI,Romae1892,97-144;JohannesPaulII.,EnzyklikaSollicitudoreisocialis,8:a.a.O.,519-520;ders.,EnzyklikaCentesimusannus,5:a.a.O.,799.
[36]Vgl.EnzyklikaPopulorumprogressio,2.13:a.a.O.,258.263-264.
[37]Ebd.,42:a.a.O.,278.
[38]Ebd.,11:a.a.O.,262;JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,25:a.a.O.,822-824.
[39]EnzyklikaPopulorumprogressio,15:a.a.O.,265.
[40]Ebd.,3:a.a.O.,258.
[41]Ebd.,6:a.a.O.,260.
[42]Ebd.,14:a.a.O.,264.
[43]Ebd.;vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,53-62:a.a.O.,859-867;ders.,EnzyklikaRedemptorhominis(4.März1979),13-14:AAS71(1979),282-286.
[44]Vgl.PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,12:a.a.O.,262-263.
[45]ZweitesVatikanischesKonzil,PastoralkonstitutionüberdieKircheinderWeltvonheuteGaudiumetspes,22.
[46]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,13:a.a.O.,263-264.
[47]Vgl.BenediktXVI.,AnspracheandieTeilnehmerdesIV.NationalenKongressesderKircheinItalien(19.Oktober2006):InsegnamentiII,2(2006),465-477.
[48]Vgl.PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,16:a.a.O.,265.
[49]Ebd.
[50]BenediktXVI.,AnspracheandieJugendlichenamBarangarooEastDarlingHarbour(Sydney,17.Juli2008):L’OsservatoreRomano(dt.),38.Jg.,Nr.30/31,S.10.
[51]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,20:a.a.O.,267.
[52]Ebd.,66:a.a.O.,289-290.
[53]Ebd.,21:a.a.O.,267-268.
[54]Nrn.3.29.32:a.a.O.,258.272.273.
[55]Vgl.EnzyklikaSollicitudoreisocialis,28:a.a.O.,548-550.
[56]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,9:a.a.O.,261-262.
[57]Vgl.EnzyklikaSollicitudoreisocialis,20:a.a.O.,536-537.
[58]Vgl.EnzyklikaCentesimusannus,22-29:a.a.O.,819-830.
[59]Vgl.Nrn.23.33:a.a.O.,268-269.273-274.
[60]Vgl.a.a.O.,135.
[61]ZweitesVatikanischesKonzil,PastoralkonstitutionüberdieKircheinderWeltvonheuteGaudiumetspes,63.
[62]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,24:a.a.O.,821-822.
[63]Vgl.ders.,EnzyklikaVeritatissplendor(6.August1993),33.46.51:AAS85(1993),1160.1169-1171.1174-1175;ders.,AnspracheandieUN-Vollversammlungzum50.JahrestagihrerGründung(5.Oktober1995),3:InsegnamentiXVIII,2(1995),732-733.
[64]Vgl.EnzyklikaPopulorumprogressio,47:a.a.O.,280-281;JohannesPaulII.,EnzyklikaSollicitudoreisocialis,42:a.a.O.,572-574.
[65]Vgl.BenediktXVI.,BotschaftzumWelternährungstag2007:AAS99(2007),933-935.
[66]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaEvangeliumvitae,18.59.63.64:a.a.O.,419-421.467-468.472-475.
[67]Vgl.BenediktXVI.,BotschaftzumWeltfriedenstag2007,5:Insegnamenti,II,2(2006),778.
[68]Vgl.JohannesPaulII.,BotschaftzumWeltfriedenstag2002,4-7.12-15:AAS94(2002),134-136.138-140;ders.,BotschaftzumWeltfriedenstag2004,8:AAS96(2004),119;ders.,BotschaftzumWeltfriedenstag2005,4:AAS97(2005),177-178;BenediktXVI.,BotschaftzumWeltfriedenstag2006,9-10:AAS98(2006),60-61;ders.,BotschaftzumWeltfriedenstag2007,5.14:a.a.O.,778.782-783.
[69]Vgl.JohannesPaulII.,BotschaftzumWeltfriedenstag2002,6:a.a.O.,135;BenediktXVI.,BotschaftzumWeltfriedenstag2006,9-10:a.a.O.,60-61.
[70]Vgl.BenediktXVI.,HomiliebeiderMeßfeieraufdem»IslingerFeld«inRegensburg(12.September2006):InsegnamentiII,2(2006),252-256.
[71]Vgl.ders.,EnzyklikaDeuscaritasest,1:a.a.O.,217-218.
[72]JohannesPaulII.,EnzyklikaSollicitudoreisocialis,28:a.a.O.,548-550.
[73]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,19:a.a.O.,266-267.
[74]Ebd.,39:a.a.O.,276-277.
[75]Ebd.,75:a.a.O.,293-294.
[76]Vgl.BenediktXVI.,EnzyklikaDeuscaritasest,28:a.a.O.,238-240.
[77]JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,59:a.a.O.,864.
[78]Vgl.EnzyklikaPopulorumprogressio,40.85:a.a.O.,277.298-299.
[79]Ebd.,13:a.a.O.,263-264.
[80]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaFidesetratio(14.September1998),85:AAS91(1999),72-73.
[81]Vgl.ebd.,83:a.a.O.,70-71.
[82]BenediktXVI.,VorlesunginderUniversitätRegensburg(12.September2006):InsegnamentiII,2(2006),265.
[83]Vgl.PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,33:a.a.O.,273-274.
[84]JohannesPaulII.,BotschaftzumWeltfriedenstag2000,15:AAS92(2000),366.
[85]KatechismusderKatholischenKirche,Nr.407;vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,25:a.a.O.,822-824.
[86]Vgl.Nr.17:AAS99(2007),1000.
[87]Vgl.ebd.,23:a.a.O.,1004-1005.
[88]Derhl.AugustinusbehandeltdieseLehreausführlichimDialogüberdenfreienWillen(DeliberoarbitrioII3,8ff).Ersprichtvoneinem»innerenSinn«,derindermenschlichenSeeleexistiert.DieserSinnbestehtineinemAkt,deraußerhalbdernormalenFunktionenderVernunftvollzogenwird,einunreflektierterundgleichsaminstinktiverAkt,durchdendieVernunft,indemsiesichihrervergänglichenundfehlbarenVerfaßtheitbewußtwird,übersichdieExistenzvonetwasEwigem,absolutWahremundGewissemannimmt.Derhl.AugustinusnenntdieseinnereWahrheitmanchmalGott(BekenntnisseX,24,35;XII,25,35;DeliberoarbitrioII3,8)undhäufigerChristus(Demagistro11,38;BekenntnisseVII,18,24;XI,2,4).
[89]BenediktXVI.,EnzyklikaDeuscaritasest,3:a.a.O.,219.
[90]Vgl.Nr.49:a.a.O.,281.
[91]JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,28:a.a.O.,827-828.
[92]Vgl.Nr.35:a.a.O.,836-838.
[93]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaSollicitudoreisocialis,38:a.a.O.,565-566.
[94]Nr.44:a.a.O.,279.
[95]Vgl.ebd.,24:a.a.O.,269.
[96]Vgl.EnzyklikaCentesimusannus,36:a.a.O.,838-840.
[97]Vgl.PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,24:a.a.O.,269.
[98]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,32:a.a.O.,832-833;PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,25:a.a.O.,269-270.
[99]JohannesPaulII.,EnzyklikaLaboremexercens,24:a.a.O.,637-638.
[100]Ebd.,15:a.a.O.,616-618.
[101]EnzyklikaPopulorumprogressio,27:a.a.O.,271.
[102]Vgl.KongregationfürdieGlaubenslehre,InstruktionüberdiechristlicheFreiheitunddieBefreiungLibertatisconscientia(22.März1986),74:AAS79(1987),587.
[103]Vgl.JohannesPaulII.,InterviewmitderkatholischenTageszeitung»LaCroix«vom20.August1997.
[104]JohannesPaulII.,AnspracheandiePäpstlicheAkademiederSozialwissenschaften(27.April2001):Insegnamenti,XXIV,1(2001),800.
[105]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,17:a.a.O.,265-266.
[106]Vgl.JohannesPaulII.,BotschaftzumWeltfriedenstag2003,5:AAS95(2003),343.
[107]Vgl.ebd.
[108]Vgl.BenediktXVI.,BotschaftzumWeltfriedenstag2007,13:a.a.O.,781-782.
[109]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,65:a.a.O.,289.
[110]Ebd.,36-37:a.a.O.,275-276.
[111]Vgl.ebd.,37:a.a.O.,275-276.
[112]Vgl.ZweitesVatikanischesKonzil,DekretüberdasLaienapostolatApostolicamactuositatem,11.
[113]Vgl.PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,14:a.a.O.,264;JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,32:a.a.O.,832-833.
[114]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,77:a.a.O.,295.
[115]JohannesPaulII.,BotschaftzumWeltfriedenstag1990,6:AAS82(1990),150.
[116]HeraklitvonEphesus(ca.535-475v.Chr.),Fragment22B124,in:H.Diehls–W.Kranz,DieFragmentederVorsokratiker,Weidmann,Berlin19526.
[117]Vgl.PäpstlicherRatfürGerechtigkeitundFrieden,KompendiumderSoziallehrederKirche,Nrn.451-487.
[118]Vgl.JohannesPaulII.,BotschaftzumWeltfriedenstag1990,10:AAS82(1990),152-153.
[119]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,65:a.a.O.,289.
[120]BenediktXVI.,BotschaftzumWeltfriedenstag2008,7:AAS100(2008),41.
[121]Vgl.BenediktXVI.,AnspracheandieMitgliederderUN-Vollversammlung(18.April2008):InsegnamentiIV,1(2008),618-626.
[122]Vgl.JohannesPaulII.,BotschaftzumWeltfriedenstag1990,13:a.a.O.,154-155.
[123]Ders.,EnzyklikaCentesimusannus,36:a.a.O.,838-840.
[124]Ebd.,38:a.a.O.,840-841;BenediktXVI.,BotschaftzumWeltfriedenstag2007,8:a.a.O.,779.
[125]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,41:a.a.O.,843-845.
[126]Vgl.ebd.
[127]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaEvangeliumvitae,20:a.a.O.,422-424.
[128]EnzyklikaPopulorumprogressio,85:a.a.O.,298-299.
[129]Vgl.JohannesPaulII.,BotschaftzumWeltfriedenstag1998,3:AAS90(1998),150;ders.,AnspracheandieMitgliederderStiftung»Centesimusannus«(9.Mai1998),2:InsegnamentiXXI,1(1998),873-874;ders.,AnsprachebeiderBegegnungmitdenAutoritätenunddemDiplomatischenCorpsinderWienerHofburg(20.Juni1998),8:InsegnamentiXXI,1(1998),1435-1436;ders.,BotschaftandenRektorMagnificusderKatholischenUniversitätSacroCuoreanläßlichdesjährlichenTagsderUniversität(5.Mai2000),6:InsegnamentiXXIII,1(2000),759-760.
[130]NachThomasvonAquin:»ratiopartiscontrariaturrationipersonae«,in:IIISent.d.5,3,2;auch:»Homononordinaturadcommunitatempoliticamsecundumsetotumetsecundumomniasua«,in:SummaTheologiaeI-II,q.21,a.4,ad3.
[131]Vgl.ZweitesVatikanischesKonzil,DogmatischeKonstitutionLumengentium,1.
[132]Vgl.JohannesPaulII.,AnspracheandieÖffentlicheSitzungderPäpstlichenAkademiefürTheologieundderPäpstlichenAkademiedesheiligenThomasvonAquin(8.November2001),3:InsegnamentiXXIV,2(2001),676-677.
[133]Vgl.KongregationfürdieGlaubenslehre,ErklärungüberdieEinzigkeitundHeilsuniversalitätJesuChristiundderKircheDominusJesus(6.August2000),22:AAS92(2000),763-764;dies.,LehrmäßigeNotezueinigenFragenüberdenEinsatzunddasVerhaltenderKatholikenimpolitischenLeben(24.November2002),8:AAS96(2004),369-370.
[134]Vgl.BenediktXVI.,EnzyklikaSpesalvi,31:a.a.O.,1010;ders.,AnspracheandieTeilnehmerdesIV.NationalenKongressesderKircheinItalien(19.Oktober2006),a.a.O.,465-477.
[135]JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,5:a.a.O.,798-800;vgl.BenediktXVI.,AnspracheandieTeilnehmerdesIV.NationalenKongressesderKircheinItalien(19.Oktober2006),a.a.O.,471.
[136]Nr.12.
[137]Vgl.PiusXI.,EnzyklikaQuadragesimoanno(15.Mai1931),AAS23(1931),203;JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,48:a.a.O.,852-854;KatechismusderKatholischenKirche,Nr.1883.
[138]Vgl.JohannesXXIII.,EnzyklikaPaceminterris:a.a.O.,274.
[139]Vgl.PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,10.41;a.a.O.,262.277-278.
[140]Vgl.BenediktXVI.,AnspracheandieMitgliederderInternationalenTheologenkommission(5.Oktober2007):Insegnamenti,III,2(2007),418-421;ders.,AnspracheandieTeilnehmeramvonderPäpstlichenLateranuniversitätveranstaltetenInternationalenKongreßüberdas»Naturrecht«(12.Februar2007):Insegnamenti,III,1(2007),209-212.
[141]Vgl.BenediktXVI.,AnspracheandieBischöfederThailändischenBischofskonferenzbeimAd-limina-Besuch(16.Mai2008):Insegnamenti,IV,1(2008),798-801.
[142]Vgl.PäpstlicherRatderSeelsorgefürdieMigrantenunddieMenschenunterwegs,InstruktionErgamigrantescaritasChristi(3.Mai2004):AAS96(2004),762-822.
[143]JohannesPaulII.,EnzyklikaLaboremexercens,8:a.a.O.,594-598.
[144]AnspracheamEndederEucharistiefeieranläßlichdesJubiläumsderArbeiter(1.Mai2000):InsegamentiXXIII,1(2000),720.
[145]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaCentesimusannus,36:a.a.O.,838-840.
[146]Vgl.BenediktXVI.,AnspracheandieMitgliederderUN-Vollversammlung(18.April2008):a.a.O.,618-626.
[147]Vgl.JohannesXXIII.,EnzyklikaPaceminterris:a.a.O.,293;PäpstlicherRatfürGerechtigkeitundFrieden,KompendiumderSoziallehrederKirche,Nr.441.
[148]Vgl.ZweitesVatikanischesKonzil,PastoralkonstitutionüberdieKircheinderWeltvonheuteGaudiumetspes,82.
[149]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaSollicitudoreisocialis,43:a.a.O.,574-575.
[150]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,41:a.a.O.,277-278;vgl.ZweitesVatikanischesKonzil,PastoralkonstitutionüberdieKircheinderWeltvonheuteGaudiumetspes,57.
[151]Vgl.JohannesPaulII.,EnzyklikaLaboremexercens,5:a.a.O.,586-589.
[152]Vgl.PaulVI.,ApostolischesSchreibenOctogesimaadveniens,29:a.a.O.,420.
[153]Vgl.BenediktXVI.,AnspracheandieTeilnehmerdesIV.NationalenKongressesderKircheinItalien(19.Oktober2006):a.a.O.,465-477;ders.,HomiliebeiderMeßfeieraufdem»IslingerFeld«inRegensburg(12.September2006):a.a.O.,252-256.
[154]Vgl.KongregationfürdieGlaubenslehre,InstruktionübereinigeFragenderBioethikDignitaspersonae(8.September2008):AAS100(2008),858-887.
[155]Vgl.EnzyklikaPopulorumprogressio,3:a.a.O.,258.
[156]ZweitesVatikanischesKonzil,PastoralkonstitutionüberdieKircheinderWeltvonheuteGaudiumetspes,14.
[157]Vgl.Nr.42:a.a.O.,278.
[158]Vgl.BenediktXVI.,EnzyklikaSpesalvi,35:a.a.O.,1013-1014.
[159]PaulVI.,EnzyklikaPopulorumprogressio,42:a.a.O.,278.
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